Haustiere im Weissen HausJackson hielt einen Papagei, Taft eine Kuh, Biden bringt zwei Hunde
Wenn die Bidens in das Weisse Haus einziehen, sind auch die beiden Schäferhunde Champ und Major mit dabei. Nach vier haustierlosen Trump-Jahren schreiben sie damit eine bewährte Tradition fort. Ein Überblick.
Donald Trump war einer der ganz wenigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, der glaubte, ohne Haustier regieren zu können. Das ändert sich nun wieder: Wenn Jill und Joe Biden am 20. Januar einziehen, bringen sie Champ und Major mit.
Die beiden Schäferhunde haben zusammen alles, was man für eine Polit-Karriere braucht. Zumindest Champ ist regierungserfahren, denn er stand Biden schon zur Seite, als dieser Vize-Präsident war. Beide Hunde haben keine Berührungsängste mit sozialen Medien, denn Jill Biden hat sie schon mehrfach auf Instagram präsentiert.
Und es gibt, ganz wichtig in den USA, eine rührige Story, denn Major wurde als Welpe vergiftet, in einem Tierheim aufgepäppelt und schliesslich 2018 von den Bidens adoptiert. Geklärt werden muss zwischen Major und Champ allenfalls noch, wer First und wer Second Dog sein wird. Hier gibts sieben präsidiale Haustierepisoden aus drei Jahrhunderten US-Geschichte.
Polly, der fluchende Papagei bei Andrew Jackson
Wann: Zwischen 1829–1837
Grösse: 28 bis 40 Zentimeter
Geschwindigkeit: Graupapageien können etwa 50 Kilometer in der Stunde erreichen. Vor allem aber werden sie wegen ihrer Intelligenz und ihrer Sprachbegabung gehalten. Jackson schenkte Polly seiner Ehefrau und kümmerte sich nach deren Tod weiter um den Vogel.
Flauschigkeit: Federhart. Als Gesprächspartner ist er besser geeignet denn als Kuschelpartner.
Jahre im Weissen Haus: Unklar. Auf jeden Fall zog Polly mit Jackson 1837 aus.
Nähe zur Macht: Wer als Präsident darauf angewiesen ist, dass Staatsgeheimnisse geheim bleiben, hält seinen Graupapagei bei vertraulichen Gesprächen besser auf Distanz.
Besondere Fähigkeiten: Polly ist bis heute das einzige First Pet, das fluchen konnte. Er soll selbst auf der Beerdigung seines Herrchens solche Tiraden von sich gegeben haben, dass er während der Zeremonie weggebracht werden musste.
Old Whiskers, die schnelle Ziege, unter Benjamin Harrison
Wann: 1889–1893
Grösse: Die gemeine Hausziege wird zwischen 50 und 100 cm hoch, Hornlänge nicht eingerechnet. Gross genug, um die präsidialen Enkelkinder in einem Karren durch den Garten des Weissen Hauses zu ziehen.
Geschwindigkeit: In jedem Fall zu schnell für einen Präsidenten. Ziegen erreichen etwa 30 Kilometer pro Stunde und die nutzte Old Whiskers eines Tages, um auszubrechen. Harrisson jagte ihr nach, mit wehenden Smokingschwänzen und einer Hand am Hut.
Flauschigkeit: Na ja. Das Ziegenhaar besitzt nur wenig Unterwolle.
Jahre im Weissen Haus: 4. Nachdem Harrisson aus dem Amt schied, wurde Old Whiskers zur Attraktion der Nachbarskinder an Harrissons neuem Wohnsitz.
Nähe zur Macht: Harrison war vernarrt in seine Enkelkinder und die in ihre Ziege. Rannte sie, rannte der Präsident.
Besondere Fähigkeiten: Zog die First Grandchildren durch den Garten und stutzte den Rasen am Weissen Haus.
Kuh Pauline Wayne bei Howard Taft
Wann: 1909–1913
Grösse: Widerristhöhe bis knapp unter 1,50 Meter.
Geschwindigkeit: Langsam, was das Laufen anbelangt, aber ihre Milch floss in Strömen. Pauline Wayne soll mehr als 10000 Liter pro Jahr gegeben haben.
Flauschigkeit: Kommt es darauf bei einer Hochleistungs-Milchkuh an?
Jahre im Weissen Haus: Etwas mehr als zwei. Wurde 1910 in einer Holzkiste aus Wisconsin nach Washington geliefert und blieb gut zwei Jahre.
Nähe zur Macht: Mittel. Pauline Wayne graste auf den Wiesen um das Weisse Haus herum.
Besondere Fähigkeit: War für damalige Verhältnisse ein Medienstar, es gab Dutzende Zeitungsberichte über sie.
Waschbär Rebecca bei Calvin Coolidge
Wann: 1923–1929
Grösse: 25 bis 35 Zentimeter
Geschwindigkeit: Waschbären wirken mit ihrer Gangart schwerfällig, können aber eine Geschwindigkeit von bis zu 24 Kilometern in der Stunde erreichen. 3,5 von 5 auf der Temposkala. Bonus für Sprünge mit Leichtigkeit aus Höhen von zwölf Metern.
Flauschigkeit: Buschig. First Waschbärin Rebecca liebte es, ihr Fell in der präsidialen Badewanne zu putzen.
Jahre im Weissen Haus: Zwei, von 1926 bis 1928. Rebecca kam als Thanksgiving-Essensbeilage und wurde von der First Lady begnadigt.
Nähe zur Macht: Rebecca hätte mächtiger sein können, Präsident Coolidge trug sie bei Spaziergängen gerne als «Schal» um seinen Hals. Doch sie unternahm mehrere Fluchtversuche und wurde vom entnervten Präsidentenpaar schliesslich in den Zoo abgegeben.
Besondere Fähigkeiten: Rebecca war der Liebling von Präsident und First Lady Grace Coolidge, war aber unbeliebt bei den Bediensteten, deren Kleidung, mit Vorliebe teure Seidenstrümpfe, sie zerriss.
Hund Pushinka von John F. Kennedy
Wann: 1961–1963
Grösse: Etwa 30 Zentimeter, typische Wadenbeisserhöhe. Pushinka war ein Mischling, den die Kennedys vom sowjetischen Präsidenten Nikita Chruschtschow geschenkt bekamen.
Geschwindigkeit: Genetisch gesehen müsste Pushinka eine raketenartige Beschleunigung geerbt haben. Denn ihre Mutter war Kosmonautenhündin Strelka, die zusammen mit ihrer Kollegin Belka im Jahr 1960 in die Erdumlaufbahn geschossen wurde und lebend wieder zurückkam. Aber Pushinka hatte sehr kurze Beinchen.
Flauschigkeit: Den Namen Pushinka, zu Deutsch Flöckchen, erhielt der Welpe aufgrund seines komplett weissen und superflauschigen Fells.
Jahre im Weissen Haus: Nur zwei. Pushinka wurde schnell in den kleinen Privatzoo der Kennedys integriert, die fünf Pferde, mindestens zehn Hunde, eine Katze, einen Kanarienvogel, zwei Papageien, die Hamster Debbie und Billie und den Hasen Zsa Zsa hielten. Mit dem Terrier Charlie, dem Lieblingshund von John F. Kennedy, zeugte Pushinka vier Welpen.
Nähe zur Macht: Eine Hündin aus dem sowjetischen Weltraumprogramm im Weissen Haus, mitten im kalten Krieg? Ein russischstämmiger Geheimlaborhund auf dem Schoss von JFK – näher kann man als Tier nicht an der Macht sein.
Besondere Fähigkeiten: Pushinka konnte Leitern hochklettern und eine Rutschbahn hinunterrutschen. Ob sie kaltschnäuzig Geheiminformation nach Moskau übermittelte, ist nicht bekannt.
Kater Socks, regierte an der Seite von Bill Clinton
Wann: 1993–2001
Grösse: Vermutlich 23 bis 25 Zentimeter von den Socken bis zum Scheitel, die genauen Körpermasse hielt der Secret Service geheim, um feindliche Katzenregime nicht zu einem Anschlag zu ermuntern.
Geschwindigkeit: Gute Gesundheit und nicht zu hohes Alter vorausgesetzt, erreichen Hauskatzen bis zu 48 Kilometer in der Stunde. Da man aber beim Laufen auf Socken weniger Grip hat, muss man bei Socks mindestens ein Drittel Top Speed abziehen. Bestenfalls Tempo 30 also.
Flauschigkeit: Guter Katzendurchschnitt.
Jahre im Weissen Haus: Zwei volle Amtsperioden. Anders als bei Herrchen Bill wagten es die Republikaner nicht, gegen Socks ein Impeachment-Verfahren einzuleiten. Als Clintons Präsidentenjahre vorbei waren, zog der Kater aus dem Weissen Haus nach Hollywood, so wie es sich für eine Prominenten-Katze gehört, allerdings nicht Hollywood in Kalifornien, sondern Hollywood in Maryland, zu Clintons Sekretärin.
Nähe zur Macht: Anfangs hatte Socks als einziges und sehr umsorgtes Tier im Weissen Haus eine sichere Machtbasis. Eine Verschlechterung trat Ende 1997 ein, als der Retriever Buddy einzog. Das Verhältnis zwischen Katze und Hund blieb stets unterkühlt.
Besondere Fähigkeiten: Hätte es damals schon Instagram gegeben, wäre Socks wohl mächtiger geworden als der Präsident selbst. So zog der Kater immerhin die Aufmerksamkeit zahlreicher Papparazzi auf sich, sein schwarz-weisses Fell wurde zur Vorlage für die Handtasche einer Modedesignerin und Socks war das erste Tier, dessen Name nie ohne den Zusatz First Cat genannt wurde.
Bo und Sunny, die Hunde in der Obama-Administration
Wann: 2009–2017
Grösse: Portugiesische Wasserhunde sind mittelgross, sie werden etwa 55 Zentimeter hoch und 25 Kilo schwer, Hündinnen sind bis zu 50 Zentimeter gross und wiegen um die 20 Kilo.
Geschwindigkeit: Portugiesische Wasserhunde sind an Land, also auch auf den Fluren des Weissen Hauses, bis zu 30 Stundenkilometer schnell. Pluspunkt: Sie können ausdauernd schwimmen.
Flauschigkeit: Das Fell von Portugiesischen Wasserhunden ist extrem wuschelig und ziemlich kraus.
Jahre im Weissen Haus: Sieben (Bo) und vier (Sunny). Barack Obama hatte seinen Kindern versprochen, dass sie einen Hund bekommen, wenn er die Wahl gewinnt. Bo war ein Geschenk des Senators Ted Kennedy.
Nähe zur Macht: Bo und Sunny durften sich überall im weissen Haus bewegen, auch im Oval Office. Sie waren bei Pressekonferenzen und Staatsbesuchen dabei. Im offiziellen Weihnachtsvideo des Weißen Hauses spielte Bo 2012 die Hauptrolle. Wenn die Hunde sprechen und schreiben könnten, hätten sie wahrscheinlich auch einen Teil der Regierungsarbeit übernommen.
Besondere Fähigkeiten: Portugiesische Wasserhunde verlieren kaum Haare und sind deshalb besonders für Allergiker geeignet. Malia, die ältere Tochter der Obamas, leidet unter einer Hundehaarallergie.
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