Kommentar zu WeihnachtsklassikerIst «Love Actually» zu wenig «woke»? Bitte aufhören!
Die legendäre Liebeskomödie propagiere ein toxisches Männerbild, so der Vorwurf. Doch deshalb müssen wir uns von der Schnulze nicht verabschieden.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
«It’s everywhere I go», singen sie im Titelsong zum Film «Love Actually». Damit ist das Adventsgeklimper, die ganze Weihnachtsstimmung gemeint. Man könnte es aber auch auf das Bestreben, ein korrektes Leben zu führen, beziehen. Das durchdringt auch alles, und so kann es kaum erstaunen, dass im angelsächsischen Raum gerade darüber diskutiert wird, ob man manche Weihnachtsklassiker noch guten Gewissens schauen könne.
Die Diskussion angestossen hatte die feministische Lifestyle-Plattform «Refinery29». Beliebte Liebeskomödien wie «Love Actually» (2003), «The Holiday» (2006) oder «Bridget Jones» (2001) würden stereotype und toxische Männerfiguren propagieren, die aufdringlich sind, ihre Frauen schlecht behandeln, sich von einem Tag auf den anderen nicht mehr melden oder sie mit Sprüchen abwerten. Der Grund, warum es dann doch zum Happy End komme, sei jeweils die Frau, die den «toxischen Mann heile».
Auch hierzulande berichten Eltern erstaunt, ihre Teenagerkinder fänden «Love Actually» nicht toll. Politisch unkorrekt, sexistisch. Und dann erst die Einstiegsszene: in der Ankunftshalle am Flughafen! Ist ja total 2003. Heute würde eine solche Episode natürlich auf dem Zugperron gedreht.
«Love Actually» macht die Welt ein wenig wärmer, witziger, behaglicher, wenigstens für 135 Minuten.
Fair enough. Es ist gut, dass wir über Geschlechterstereotype nachdenken, die wir bei Filmklassikern oft so unreflektiert konsumieren, wie wir Popcorn in uns stopfen. Wir freuen uns auch auf einen kommenden Weihnachtsfilm, der die Rollen verkehrt. Aber deswegen «Love Actually» verbannen? Nein.
Die Problematik ist nicht weihnachtsspezifisch – viele Liebeskomödien funktionieren nach überholten Mustern. Doch wir brauchen uns nicht ausgerechnet Weihnachtsschnulzen auszusuchen, um Geschlechterstereotype im Film zu reflektieren. Zumal ihr Reiz eben genau darin besteht, dass sie stets gleich bleiben und somit früher oder später ein wenig aus der Zeit fallen. Wir kennen sie bis ins Detail und schauen sie trotzdem immer wieder gern, auch wenn sie gedreht wurden, als «Bodyshaming» noch kein geläufiger Begriff war.
Vor allem aber macht «Love Actually» die Welt ein wenig wärmer, witziger, behaglicher, wenigstens für 135 Minuten. Das können wir gerade bestens gebrauchen. Und sind deshalb total pro «Love Actually».
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.