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Ski-WM in Frankreich
So tief können Abfahrts-Weltmeisterinnen fallen

Eine WM-Medaille in der Abfahrt fehlt ihr noch: Sofia Goggia. 
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Saust sie die Piste runter, schauen die Trainer mit bangem Blick zu. Mit ihrer Kompromisslosigkeit und Risikobereitschaft strapaziert Sofia Goggia die Nerven ihrer Entourage. Fast immer ist die Italienerin die Schnellste, wenn sie nach einer Abfahrt heil im Ziel ankommt. Aber eben, in ihrem permanenten Spiel mit dem Feuer verbrennt sie sich gerne die Finger.

Weltmeisterin ist Goggia nie geworden, und auch jetzt ist da wieder ein Fragezeichen, welches sie umgibt. Von den vielen Stürzen in den vergangenen Wochen wirkt sie ein wenig gezeichnet, gehemmt soll sie gar sein, sagen Experten. Ausgerechnet diese verwegene 30-Jährige, die einen Steilhang wohl noch mit verbundenen Augen in der Hocke meistern würde. Im ersten und dritten Training jedenfalls fuhr sie Bestzeit, und so bleibt der Eindruck, dass sie sich am Samstag in Méribel nur selbst schlagen kann (ab 11 Uhr im Ticker).

Goggia hin, Goggia her, Favoritinnen gibt es einige. Vielleicht die Norwegerinnen Ragnhild Mowinckel und Kajsa Lie, allenfalls auch Lara Gut-Behrami oder, wie immer an dieser WM, irgendeine kecke Österreicherin. Und gewiss auch Ilka Stuhec, die schon zweimal eine WM-Abfahrt gewonnen hat. Doch nicht nur die Slowenin wusste ihre Titel nicht zu vergolden. Zeitweise schien es, als würde der Triumph in der Königsdisziplin nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch reichlich Unheil mit sich bringen.

1991, Saalbach: Petra Kronberger

Kehrte dem Skisport schon mit 23 den Rücken: Die Österreicherin Petra Kronberger. 

Acht Rennen gewinnt Kronberger in den zwei Monaten vor der WM. Ihr Abfahrtssieg in Saalbach vermag niemanden zu überraschen, weitere Medaillen werden erwartet, doch im Super-G stürzt sie mit bester Zwischenzeit kurz vor dem Ziel schwer, muss vier Wochen pausieren. Im nächsten Winter holt sie zwar zweimal Olympiagold, hört wenig später aber auf, mit gerade mal 23, komplett erschöpft vom Rummel um ihre Person.

1996, Sierra Nevada: Picabo Street

Sieg, Sturz, Schmerz: Nach ihrem Weltmeistertitel durchlebt Picabo Street schwere Zeiten.

Sieg angesagt, Titel geholt, Differenz sechs Zehntel zur Zweiten – Street ist beim Geradeaus-Festival in der Sierra Nevada überlegen. Kurz darauf stürzt die Amerikanerin im Training schwer, im folgenden Herbst zieht sie sich einen Kreuzbandriss zu und verpasst die komplette Saison. Nach dem Rücktritt gerät Street aus der Spur: Sie wird verhaftet, weil sie ihren Vater die Treppe runterstösst und im Keller einsperrt.

1997, Sestriere: Hilary Lindh

Karrierehöhepunkt: Hilary Lindh siegt in der WM-Abfahrt 1996 vor Heidi Zurbriggen (links) und Pernilla Wiberg (rechts).

Street ist die Extrovertierte, Landsfrau Hilary Lindh das Mauerblümchen. In Sestriere krönt sie ihre Karriere. Es vergehen keine vier Wochen, bis sie die Ski mit 27 in die Ecke stellt. Die Rückenschmerzen sind zu stark, sie klingen erst Jahre nach dem Rücktritt ab.

2003, St. Moritz: Mélanie Turgeon

Emotionale Achterbahnfahrt: Nach dem grössten Erfolg ihrer Karriere hat Mélanie Turgeon gesundheitliche Probleme und fällt in eine persönliche Krise.

Auf die Siegesfeier in St. Moritz folgt für Turgeon der Kater. Den Sommer plagen sie heftige Rückenbeschwerden, den folgenden Winter muss sie auslassen. Anderthalb Jahre nach dem WM-Titel heisst es: jetzt oder nie mehr. Ausgerechnet in St. Moritz fährt sie letztmals, nichts funktioniert, Rang 45, und Schluss. Die Kanadierin fällt in eine tiefe Depression, hat eine Identitätskrise. Mittlerweile ist sie geheilt.

2009, Val-d’Isère: Lindsey Vonn

Auch Feiern will gelernt sein: Wegen einer Unachtsamkeit im Umgang mit der Champagnerflasche setzt Lindsey Vonn 2009 zwei WM-Rennen in den Sand. 

Bei der Siegesfeier schäkert Vonn mit den Fotografen. Als sie mit der Kante ihres Skis eine Champagnerflasche öffnen will, durchschneidet sie die Beugesehne im Daumen. Die Amerikanerin verpasst den Riesenslalom, im Slalom fällt sie sichtlich handicapiert aus.


2017, St. Moritz/2019, Are: Ilka Stuhec

Beschwerlicher Weg zurück: Nach ihren beiden WM-Titeln verletzt sich Ilka Stuhec jeweils schwer am Knie.

Titel vor sechs, Titel vor vier Jahren – hat Stuhec nichts in dieser Aufzählung verloren? Irgendwie doch. Nur einige Monate nach dem Triumph in St. Moritz kommts zum Knall, das Kreuzband ist gerissen, der Olympiawinter futsch.

2019 gewinnt die Slowenin in ihrer Comeback-Saison abermals Gold, doch schon im ersten Rennen nach der WM geht das Knie erneut kaputt. Der Weg zurück an die Spitze ist harzig, auch das Geld wird knapp, sodass es nicht mal mehr fürs Essen im schicken Restaurant reicht. Vier Jahre bleibt Stuhec ohne Sieg, bis sie vor drei Wochen in Cortina wieder triumphiert.