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Newsticker zum Krieg in Nahost
Sie vermissen hier Neuigkeiten? Wir haben einen neuen Ticker gestartetDie Lage am SonntagmorgenNach Tötung von Haniya: Sinwar wird neuer Hamas-Anführer

Artikel zum Thema

Hintergrund: Diese zehn Karten erklären den Nahostkonflikt

Alle Artikel zu Nahost: News und Hintergründe in der Übersicht

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Türkei verurteilt Tempelberg-Besuch von Ben-Gvir

Die türkische Regierung hat den Besuch des ultrarechten israelischen Polizeiministers Itamar Ben-Gvir auf dem Tempelberg in Jerusalem scharf verurteilt. Die «provokante Aktion» habe gezeigt, dass Israel keine Absicht habe, Frieden zu erreichen, hiess es in einer Stellungnahme des Aussenministeriums in Ankara. Zudem rief es die Weltgemeinschaft erneut auf, einzuschreiten, um die «Brutalität» der israelischen Regierung zu stoppen.

Ben-Gvir schloss sich am Dienstag Hunderten jüdischen Gläubigen und Rechtsextremen an, die den Tempelberg aufsuchten. Anlass war der jüdische Fasten- und Trauertag Tischa BeAv, an dem Gläubige an die Zerstörung der beiden antiken Tempel in Jerusalem erinnern. In einem von Ben-Gvirs Büro veröffentlichten Video ist zu sehen, wie der Minister mit Anhängern dort flaniert. Ein Teilnehmer spricht ein jüdisches Gebet. Er habe «sehr grosse Fortschritte» bei der Lockerung der Regeln erzielt, die jüdische Gebete an der Stätte verbieten würden, erklärt Ben-Gvir in der Aufnahme.

Für die Juden ist der Tempelberg der heiligste Ort, aber mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee stehen auf der Anhöhe auch einige der heiligsten Stätten des Islams. Juden ist es gemäss seit langem bestehender Vereinbarungen erlaubt, die Anlage zu bestimmten Zeiten zu besuchen. Sie dürfen dort aber nicht beten. (DPA)

US-Regierung segnet Milliarden-Rüstungsdeal mit Israel ab

Die US-Regierung hat Rüstungsverkäufe an Israel in grossem Umfang genehmigt. Der Kongress sei über den bevorstehenden Verkauf von Rüstungsgütern in Höhe von mehr als 20 Milliarden US-Dollar (rund 17.3 Milliarden Franken) informiert worden, teilte das US-Aussenministerium mit. Dieser umfasse unter anderem mehr als 50 Kampfflugzeuge vom Typ F-15, Panzermunition sowie taktische Militärfahrzeuge.

Die Erfüllung solcher Verträge durch die Rüstungsindustrie ist ein jahrelanger Prozess – so soll die Lieferung der Panzermunition etwa erst 2027 beginnen, die der Kampfflugzeuge erst 2029. Es geht also um die langfristige Ausstattung des israelischen Militärs, nicht um dessen Ausrüstung im aktuellen Konflikt Israels mit der Hamas im Gazastreifen.

Die USA sind die wichtigste Schutzmacht Israels. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind jedoch angesichts des militärischen Vorgehens Israels im Gazastreifen – und insbesondere wegen der hohen Zahl ziviler Kriegsopfer und der humanitären Katastrophe im Konfliktgebiet – angespannt. Für die US-Regierung unter Präsident Joe Biden ist der Umgang mit Militärhilfen für Israel ein innenpolitischer Balanceakt. Kritiker fordern mehr Transparenz darüber, wie US-Waffen von Israel eingesetzt werden und ob dabei das humanitäre Völkerrecht eingehalten wird. (DPA)

USA: Katar versucht Hamas zu Teilnahme an Verhandlungen zu überreden

Katar will die Hamas nach US-Angaben zu einer Teilnahme an für Donnerstag geplanten Friedensverhandlungen für eine Beendigung des Gaza-Kriegs überreden. «Unsere Partner in Katar haben uns versichert, dass sie darauf hinarbeiten werden, dass die Hamas repräsentiert ist», sagte Aussenamtssprecher Vedant Patel am Dienstag in Washington vor Reportern. Bislang hat die militant-islamistische Gruppe es allerdings abgelehnt, eine Teilnahme an Verhandlungen über eine Waffenruhe fest zuzusagen.

Aktuell gibt es grosse Sorgen, dass die Spannungen zwischen Israel und dem Iran nach dem tödlichen Anschlag auf den bisherigen politischen Anführer der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran eskalieren könnten. Der Iran und die Hamas haben für dessen Tötung harte Vergeltungsaktionen gegen Israel angekündigt, das sich zum Fall Hanija nach wie vor in Schweigen hüllt.

Patel sagte, dass die USA hinter Israel stünden und das Land vor jeglichen Attacken des Irans oder vom Iran gestützter Stellvertreter verteidigen würden. Gleichwohl konzentrierten sich die USA darauf, eine Ausweitung der Gewalt in der Region zu verhindern und humanitäre Not zu beenden. «Wir arbeiten jeden Tag rund um die Uhr», betonte der Sprecher mit Blick auf die geplanten Friedensverhandlungen. (DPA)

US-Regierung genehmigt Rüstungsexporte im Wert von 20 Milliarden US-Dollar nach Israel

Die USA haben zusätzliche Rüstungsexporte im Wert von rund 20 Milliarden Dollar nach Israel genehmigt. Wie das Aussenministerium in Washington dem Kongress mitteilte, sind darunter F-15-Kampfjets und 33.000 Schuss Panzermunition. Die exportierten Rüstungsgüter würden Israels «Fähigkeit verbessern, auf gegenwärtige und künftige feindliche Bedrohungen zu reagieren».

Die USA sind Israels wichtigster Verbündeter. Beide Staaten gehen davon aus, dass der Iran noch in dieser Woche Israel angreifen wird. Die Führung in Teheran und ihre Verbündeten werfen Israel vor, für die Ermordung des Hamas-Chefs Ismail Hanija in Teheran Ende Juli verantwortlich zu sein. (AFP)

US-Regierung: Ben-Gvirs Besuch auf Tempelberg «inakzeptabel»

Die US-Regierung hat den Besuch von Israels rechtsextremem Polizeiminister Itamar Ben-Gvir auf dem Tempelberg scharf verurteilt. «Lassen Sie mich klar und deutlich sagen, dass die Vereinigten Staaten fest für die Bewahrung des historischen Status quo in Bezug auf die heiligen Stätten in Jerusalem eintreten», sagte der stellvertretende Sprecher des US-Aussenministeriums, Vedant Patel, auf Nachfrage in Washington. «Jede einseitige Aktion, die diesen Status quo gefährdet, ist inakzeptabel.»

Patel erklärte, man achte in den USA «sehr genau» auf Handlungen, die «zu grösserer Unsicherheit und Instabilität in der Region beitragen». Ben-Gvirs Aktion falle darunter und lenke davon ab, die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg «über die Ziellinie» zu bringen sowie schlussendlich eine Zweistaatenlösung zu erreichen. «Wir wissen, wie wichtig die heilige Stätte ist», sagte Patel. «Wir fordern daher alle Seiten auf, den Status quo zu respektieren.»

Ben-Gvir hatte zuvor mit seinem Besuch der drittheiligsten Stätte im Islam provoziert und dort gefordert, jüdisches Gebet an dem Ort zuzulassen. Der Ort ist auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Kritik an dem Besuch kam unter anderem von einem UN-Sprecher, aus Ägypten und Jordanien, aber auch von Israels Oppositionsführer Jair Lapid. (DPA)

Israel: Rakete aus dem Gazastreifen im Meer vor Tel Aviv eingeschlagen

Eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete ist nach israelischen Angaben vor der Küste bei Tel Aviv im Meer niedergegangen. «Ein Projektil, das als aus dem Gazastreifen kommend identifiziert wurde, ist in das Seegebiet vor Zentralisrael gefallen», teilte die Armee am Dienstag mit. Zuvor hatte die radikalislamische Hamas erklärt, ihre Kämpfer hätten zwei Raketen vom Typ M90 auf Tel Aviv und Umgebung abgefeuert.

In der Stadt war auch eine Explosion zu hören, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Hamas hatte Tel Aviv zuletzt im Mai beschossen. (AFP)

UNO-Büro im Jemen gestürmt – Dutzende Mitarbeiter mitgenommen

Die Huthi im Jemen haben in der Hauptstadt Sanaa ein Büro der Vereinten Nationen gestürmt.

13 UN-Mitarbeiter und mehr als 50 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sowie ein Botschaftsmitarbeiter habe die Miliz dabei in ihre Gewalt genommen, berichtete das UNO-Menschenrechtsbüro in Genf. Auch seien einige in ihren Wohnungen fernab des Büros abgeholt worden.

Die Vorfälle ereigneten sich schon am 6. und 7. Juni. Es sei zunächst in der Hoffnung auf eine schnelle Lösung der Situation Stillschweigen bewahrt worden, sagte eine UNO-Sprecherin. Volker Türk, der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, appellierte an die Machthaber, die Menschen unverzüglich freizulassen. Sie würden ohne Kontakt zur Aussenwelt festgehalten.

Die militärisch-politische Bewegung der Huthi, die mit dem Iran verbündet ist, äusserte sich auf Nachfrage zunächst nicht. Sie kontrolliert die Hauptstadt und grössere Teile des Nordens. (DPA)

USA und Israel: Irans Angriff könnte kurz bevorstehen

Nach Einschätzung Israels und der USA könnte der schon seit Tagen befürchtete Vergeltungsschlag des Irans und seiner Verbündeten gegen Israel nun kurz bevorstehen. Die USA teilten die Einschätzung der israelischen Stellen, dass es «in dieser Woche» dazu kommen könnte, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Die diplomatischen Bemühungen, den Iran und seine Verbündeten von einem Angriff abzubringen, laufen auf Hochtouren. Eine für Donnerstag geplante neue Verhandlungsrunde über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas könnte entscheidend sein für eine Entschärfung der explosiven Lage im gesamten Nahen Osten.

Deutschland, die USA, Grossbritannien, Frankreich und Italien riefen den Iran auf, die andauernden Angriffsdrohungen gegen Israel zu unterlassen. Das teilten die Staats- und Regierungschefs der fünf Länder nach einem gemeinsamen Gespräch über die Lage in Nahost mit. Ein Angriff würde demnach ernsthafte Folgen für die Sicherheitslage in der Region haben. (DPA)

Laut Hamas-Sprecher wurde israelische Geisel getötet

Zwei Mitglieder des militärischen Flügels der Hamas haben nach Angaben eines Sprechers eine israelische Geisel getötet. Zwei weitere Geiseln seien verletzt worden, teilte Abu Obaida, der den Al-Kassam-Brigaden zugerechnet wird, mit. Die Taten seien «eine Reaktion auf die israelischen Verbrechen gegen das palästinensische Volk im Gazastreifen». Das israelische Militär teilte mit, es könne die Angaben derzeit weder bestätigen noch widerlegen. Die Mitteilung Obaidas werde geprüft.

Seit dem Angriff von Hamas-Terroristen auf Israel mit mehr als 1200 Toten von vergangenem Oktober befinden sich noch Dutzende Menschen in der Gewalt der Gruppe. (DPA)

Weisses Haus: Möglicher Angriff Irans auf Israel noch in dieser Woche

Das Weisse Haus teilt eine Einschätzung israelischer Geheimdienste, wonach es noch in dieser Woche Angriffe des Irans und seiner Verbündeten auf Israel geben könnte. Dies teilte der Sprecher des nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag vor den Medien mit. Aktuell lasse sich zwar nicht mit Gewissheit sagen, ob eine Attacke des Irans oder dessen Verbündeter bevorstehe. Doch bereiteten sich die Vereinigten Staaten und deren Partner auf «eine erhebliche Serie von Attacken» vor, erklärte Kirby.

Zuletzt hat das Pentagon die US-Militärpräsenz im Nahen Osten verstärkt. Präsident Joe Biden telefonierte am Montag zudem mit den Staats- und Regierungschefs Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Grossbritanniens, um ihre Reaktion auf die Spannungen in der Region abzustimmen.

Der US-Präsident sei zuversichtlich, dass die Kapazitäten zur Verfügung stünden, um Israel zu verteidigen, falls es dazu kommen sollte, sagte Kirby, und ergänzte: «Niemand will, dass es dazu kommt.» (DPA)

Swiss verlängert Flugeinstellung nach Tel Aviv und Beirut

Die Fluggesellschaft Swiss verlängert die Einstellung der Flüge nach und von Tel Aviv und Beirut bis und mit 21. August. Die Lufträume über Iran, Irak und Israel würden ebenfalls bis und mit 21. August nicht genutzt, teilte die Swiss am Montag mit. Nach weiterer Prüfung der Lage im Nahen Osten habe die Swiss entschieden, die Einstellung der betreffenden Flüge auszuweiten. Am vergangenen Mittwoch hatte die Swiss diese Einschränkungen bis und mit 13. August bekannt gegeben.

Die Sicherheit für Passagiere und Besatzungen habe stets oberste Priorität, hiess es auch in der aktuellen Mitteilung. Betroffene Fluggäste würden kontaktiert und könnten eine kostenlose Umbuchung auf ein späteres Reisedatum vornehmen oder der volle Ticketpreis werde ihnen erstattet. (SDA)

Atom-U-Boot: USA verstärken Militärpräsenz in Nahost weiter

Angesichts eines erwarteten iranischen Gegenangriffs auf Israel verstärkt das US-Militär seine Präsenz im Nahen Osten noch weiter. Verteidigungsminister Lloyd Austin habe die Verlegung des mit einem Atomantrieb ausgestatteten U-Boots «USS Georgia» befohlen, zudem sollen der Flugzeugträger «USS Abraham Lincoln» und seine Begleitschiffe ihren Transit in die Region beschleunigen, erklärte das Pentagon. Der Flugzeugträger mit seinen Kampfjets vom Typ F-35 komme zusätzlich zur bereits in der Region befindlichen Flugzeugträgergruppe «USS Theodore Roosevelt».

In einem Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Joav Galant habe Minister Austin angesichts der «eskalierenden regionalen Spannungen» nochmals die Verpflichtung der Vereinigten Staaten betont, «jeden möglichen Schritt zu unternehmen, um Israel zu verteidigen», erklärte das Pentagon weiter.

Die ebenfalls mit Atomreaktoren betriebenen gut 300 Meter langen Flugzeugträger des US-Militärs sind jeweils mit Dutzenden Kampfflugzeugen bestückt, in ihren Verbänden befinden sich zudem Zerstörer und andere Kriegsschiffe. Das rund 110 Meter lange U-Boot «USS Georgia» kann einer Webseite des US-Militärs zufolge mit bis zu 154 Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk bestückt sein. (DPA)

Israel ruft Einwohner im Norden von Khan Younis zu Flucht auf

Die israelische Armee hat vor einem neuen Militäreinsatz in Khan Younis Einwohner eines nördlichen Stadtviertels dazu aufgerufen, das Gebiet unverzüglich zu verlassen. Chan Junis liegt im südlichen Gazastreifen.

Die Menschen sollten sich in eine humanitäre Zone begeben, deren Grenzen neu gezogen worden seien, teilte die Armee den Menschen per SMS, Telefonat sowie Medienberichten in arabischer Sprache und mit Hilfe von Flugblättern mit. Khan Younis liegt im südlichen Gazastreifen.

Israel wirft militanten Palästinensern vor, sie hätten die humanitäre Zone für «terroristische Aktivitäten und Raketenangriffe auf den Staat Israel» missbraucht. Daher würden die Grenzen der humanitären Zone angepasst. Dies geschehe auf der Basis präziser Geheimdienstinformationen, denen zufolge die islamistische Terrororganisation Hamas ihre Infrastruktur in dem Gebiet eingebettet habe. (SDA)

Die aktuellen Ereignisse im Überblick

Nahost-Diplomatie stemmt sich gegen Ausweitung des Krieges

Zehn Tage nach der Tötung zweier hochrangiger Feinde Israels in Teheran und Beirut ist weiterhin unklar, ob und wann der Iran und die libanesische Hisbollah die angedrohten massiven Vergeltungsschläge gegen Israel ausführen werden. Während die Bevölkerung in Israel sichtlich unbeeindruckt ihren Alltagsgeschäften nachgeht, sind die Streitkräfte des Landes seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft. Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, brachten zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region.

Zugleich laufen Medienberichten zufolge hinter den Kulissen enorme Bemühungen, um die explosive Lage durch diplomatische Anstrengungen zu entschärfen. Im Mittelpunkt stehen dabei die seit Monaten feststeckenden indirekten Gespräche zwischen Israel und der radikalislamischen palästinensischen Hamas, um ein Ende des seit zehn Monaten dauernden Gaza-Kriegs einzuleiten und die Freilassung von mehr als 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas zu erreichen. Dabei vermitteln die USA, Ägypten und Katar.

Vor dem «Jetzt-oder-nie-Moment»?

Eine geplante Gesprächsrunde am kommenden Donnerstag in Kairo oder in Doha könnte dabei entscheidend werden. Ihr gehen offenbar von Emissären der Vermittlerstaaten geführte intensive Verhandlungen zu Einzelaspekten der angestrebten Vereinbarung voraus, so etwa zur Frage der künftigen Sicherung der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten.

«Die Ergebnisse der kommenden Woche», schrieb der israelische Journalist Barak Ravid im Portal «axios.com», «werden zeigen, ob die Region (…) in einem sich ausweitenden, immerwährenden Krieg versinkt oder ob es zum ersten Mal seit dem 7. Oktober (dem Beginn des Gaza-Kriegs) zu einem signifikanten Kurswechsel kommt.» Israelische Offizielle beschrieben gegenüber Ravid die Runde am Donnerstag als einen «Jetzt-oder-nie-Moment».

Die Hamas im Gazastreifen wird vom Iran unterstützt. Die proiranische Schiiten-Miliz Hisbollah schiesst seit Beginn des Gaza-Kriegs mit Raketen und Drohnen auf den Norden Israels – aus Solidarität mit der Hamas, wie sie behauptet. Substanzielle Schritte zur Beilegung des Gaza-Kriegs erhalten dadurch zusätzliches Gewicht, dass der Iran und die Hisbollah in der Vergangenheit mehrfach betonten, die Feindseligkeiten gegen Israel herunterschrauben zu wollen, sobald Israel den Krieg in Gaza beendet.

Die Gefahr eines Flächenbrandes in der Region droht, seitdem vor zehn Tagen zwei führende Köpfe der Hamas und der Hisbollah bei Angriffen getötet wurden. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Hanija, starb bei einer Explosion in seinem Zimmer in einem Gästehaus der iranischen Regierung in Teheran. Fuad Schukr, eine Art Militärchef der Hisbollah, war wenige Stunden zuvor durch einen Luftangriff in Beirut ums Leben gekommen. Seine gezielte Tötung reklamierte Israel für sich. Zum Mordanschlag auf Hanija äusserte es sich nicht. Teheran und die Hamas sehen allerdings die Urheberschaft Israels als gegeben an. Für beide Tötungen haben der Iran und die Hisbollah massive Vergeltung angedroht.

Spiel mit dem Feuer

Israel und seine Verbündeten gehen davon aus, eine grosse Zahl von Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen mit modernen Abwehrsystemen weitgehend abfangen zu können. Sollten dennoch viele Menschen getötet werden, könnte Israel seinerseits mit massiver Vergeltung reagieren. Dies wiederum könnte eine unkontrollierbare Eskalation und einen grossen Nahost-Krieg auslösen, auch wenn dies keine der Seiten beabsichtigt.

Grösstes Hindernis bei den Gaza-Verhandlungen war zuletzt die unnachgiebige Haltung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Durch immer neue Forderungen hatte er zuletzt Schritte zu einer Einigung blockiert und damit selbst die USA und die Spitzen des eigenen Sicherheitsapparates vor den Kopf gestossen. Letztere nehmen auf der Grundlage der Anweisungen Netanyahus für Israel an den Gesprächen teil. Der Premier regiert in einer Koalition mit rechtsextremen und ultra-religiösen Parteien. Diese drohen mit einem Platzen der Regierung, sollte Netanyahu gegenüber der Hamas Zugeständnisse machen.

Proteste gegen «Sesselkleber» Netanyahu

In Tel Aviv und anderen israelischen Städten demonstrierten indes Tausende Menschen für ein Gaza-Abkommen, das zur Freilassung von 115 Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas führen soll. «Das ist unsere letzte Chance, um einen Deal zu erreichen, der Leben rettet», sagte die Mutter eines Entführten auf der Kundgebung in Tel Aviv. «Netanyahu setzt weiter das Leben der Geiseln aufs Spiel, um seinen Thron behalten zu können», zitierte sie die Zeitung «Haaretz». Weitere Proteste gab es nach Medienberichten in Jerusalem, Haifa, Beerscheba sowie in Caesarea vor der privaten Villa Netanyahus.

Die islamistische Hamas und andere Gruppen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober des Vorjahres den Süden Israels überfallen, mehr als 1.200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Das beispiellose Massaker war Auslöser des Gaza-Kriegs, in dessen Zuge Israel danach trachtet, die Hamas und andere militante Gruppen im Gazastreifen zu zerschlagen.

Während einer kurzen Waffenruhe kamen mehr als 100 Geiseln frei, unter ihnen vor allem Frauen und ältere Menschen. Die Freigelassene berichteten von zum Teil unmenschlichen Bedingungen in der Geiselhaft, von Entbehrungen, Gewalttätigkeiten und psychologischem Terror. Die Hamas hat nach israelischer Zählung noch 115 Geiseln in ihrer Gewalt, von denen Israel 41 für tot erklärt hat. Überdies dürften viele weitere Geiseln, deren Schicksal unbekannt ist, nicht mehr am Leben sein.

Dutzende Tote nach Angriff auf Flüchtlingsunterkunft

Bei einem verheerenden israelischen Luftangriff auf ein Schulgebäude in der Stadt Gaza kamen am Samstag nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben. Ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Zivilschutzes sprach von mindestens 93 Toten in dem als Flüchtlingsunterkunft genutzten Gebäude. Das israelische Militär bestätigte den Angriff, der einer Kommandozentrale der Hamas galt, die sich in dem angegriffenen Objekt befunden habe. Dabei seien mindestens 19 Kommandeure und Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad getötet worden.

Der Angriff sei in den frühen Morgenstunden erfolgt, als viele ihr Morgengebet verrichteten, berichteten Augenzeugen. Der Gebetsraum der Al-Tabain-Schule sei wiederum von den Militanten genutzt und deshalb angegriffen worden, erklärte die israelische Armee. Die Luftwaffe habe kleinkalibrige Raketen verwendet, weshalb die Opferzahl gar nicht so hoch sein könne. Die Angaben keiner der Seiten liessen sich unabhängig bestätigen.

Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell zeigte sich entsetzt über den Angriff. «Mindestens zehn Schulen wurden in den vergangenen Wochen ins Visier genommen. Es gibt keine Rechtfertigung für diese Massaker», schrieb er auf der Plattform X. Die US-Regierung zeigte sich «zutiefst besorgt» über die Berichte zu zivilen Opfern. «Wir stehen in Kontakt mit unseren israelischen Gesprächspartnern, die gesagt haben, dass sie hochrangige Hamas-Funktionäre ins Visier genommen haben, und wir bitten um weitere Einzelheiten», teilte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates mit. (DPA)

100 Tote bei israelischem Luftangriff auf Schule im Gazastreifen

Im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben bei einem israelischen Luftangriff auf eine Schule mindestens 100 Menschen getötet worden. Bei dem Angriff auf die Schule im Viertel Al-Sahaba in der Stadt Gaza seien «zwischen 90 und 100» Menschen getötet und «Dutzende» weitere verletzt worden, sagte der Sprecher der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde, Mahmud Basal, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Die israelische Armee erklärte, sie habe eine in der Schule befindliche Kommandozentrale der radikalislamischen Hamas getroffen.

Der Zivilschutz-Sprecher sagte er der AFP, dass «drei israelische Raketen» die Schule getroffen hätten, in der seinen Angaben zufolge palästinensische Binnenflüchtlinge untergekommen waren. Zuvor hatte der Zivilschutz-Sprecher die Zahl der Toten im Onlinekanal Telegram mit mindestens 40 angegeben.

Die israelische Armee erklärte ihrerseits am Samstag, sie habe «präzise Hamas-Terroristen getroffen, die in einer Hamas-Kommandozentrale in der Al-Tabaeen-Schule operierten». (AFP)

Blinken: Eskalation in Nahost in «niemandes Interesse»

Eine Eskalation der Lage im Nahen Osten ist nach den Worten von US-Aussenminister Antony Blinken in niemandes Interesse. Vor dem Hintergrund der Sorge vor einem Vergeltungsschlag des Irans und seiner Verbündeten gegen Israel wegen der Tötung zweier führender Köpfe der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz sicherte Blinken dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant am Telefon eisernen Beistand der USA zu. Eine Eskalation sei «im Interesse keiner Partei», sagte Blinken laut einem Sprecher seines Ministeriums. Er habe die «dringende Notwendigkeit» einer Waffenruhe in Gaza bekräftigt. Der Iran wurde in der Mitteilung des Ministeriums nicht explizit genannt.

Eine Waffenruhe im Gaza-Krieg gilt als Schlüssel, um die Lage im Nahen Osten zu entschärfen. Eine Waffenruhe in dem abgeriegelten Küstenstreifen stelle die Freilassung der Geiseln sicher, ermögliche mehr humanitäre Hilfe für die leidende Bevölkerung und schaffe «die Voraussetzungen für eine breitere regionale Stabilität», habe Blinken in dem Telefonat gesagt. Die in dem Krieg zwischen Israel und der mit dem Iran verbündeten Hamas als Vermittler fungierenden USA, Katar und Ägypten hatten zuvor beide Seiten in einer gemeinsamen Erklärung mit energischen Worten zu einem Abkommen gedrängt.

Sie seien aufgefordert worden, die Gespräche am 15. August in Doha oder in Kairo wieder aufzunehmen, «um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen», heisst es in der vom katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani, dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und US-Präsident Joe Biden unterzeichneten Erklärung. Das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte daraufhin erklärt, dass Israel eine Delegation schicken werde. (DPA)

Israel tötet Hamas-Mitglied in Flüchtlingslager im Libanon

Israel hat bei einem Drohnenangriff im grössten palästinensischen Flüchtlingslager im Libanon ein Hamas-Mitglied getötet. Samir al-Hadsch sei im Camp Ain al-Hilwah für Sicherheit verantwortlich gewesen, hiess es aus palästinensischen und libanesischen Sicherheitskreisen. Mit rund 80’000 Einwohnern ist es das grösste palästinensische Flüchtlingslager im Libanon. Die Drohne habe bei dem Angriff tief im Landesinneren zwei Raketen auf ein Fahrzeug gefeuert. Die Staatsagentur NNA berichtete ebenfalls, eine israelische Drohne habe ein Geländefahrzeug nahe Sidon südlich von Beirut mit Raketen angegriffen.

Israels Militär teilte mit, es habe Al-Hadsch auch auf Anweisung der israelischen Geheimdienste getötet. Al-Hadsch sei verantwortlich gewesen für Terrorangriffe auf Israel sowie Beschuss des Landes aus dem Libanon. Im Lager sei er Militärkommandeur gewesen und dort auch verantwortlich für die «Rekrutierung und Ausbildung von Terroristen».

Libanesischen Medien zufolge begannen Hunderte Bewohner des Camps einen Protestmarsch nach der Attacke. Einige forderten Hamas-Chef Jihia al-Sinwar dazu auf, die israelische Küstenmetropole Tel Aviv zu «zerstören». (DPA)

Schweiz ruft zu «regionaler Deeskalation» im Nahen Osten auf

Die Schweiz hat die Parteien im Nahen Osten zu einer «dringenden regionalen Deeskalation» aufgerufen. Ausserdem forderte sie einen «sofortigen Waffenstillstand» in Gaza.

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Schliesslich würdige die Schweiz die Vermittlungs-Bemühungen der USA, von Ägypten und Katar im Nahost-Konflikt. Das teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Freitag in einem Beitrag auf dem Kurznachrichtendienst X mit.

Die drei Länder hatten Israel und die in Gaza regierende Hamas in einer gemeinsamen Erklärung aufgefordert, die Gespräche am 15. August in Doha oder in Kairo wieder aufzunehmen, «um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen.» (SDA)

Staatsmedien: Syrische Soldaten bei israelischem Angriff verletzt

Bei einem israelischen Luftangriff sind nach Angaben syrischer Staatsmedien vier syrische Soldaten verletzt worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete unter Berufung auf eine nicht identifizierte Militärquelle, es seien am Donnerstag eine Reihe von militärischen Zielen in der zentralen Region des Landes attackiert worden.

Die in Grossbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von Explosionen in der Nähe eines Militärflughafens in der Provinz Homs, die mutmasslich auf israelische Angriffe auf Lagerhäuser für Waffen zurückgingen. Von Israel lag zunächst keine Stellungnahme vor. Das israelische Militär greift immer wieder Einrichtungen der syrischen Armee sowie vom Iran unterstützte Gruppen an, die in dem Land operieren. In der Regel lässt Israel diese Angriffe unkommentiert. (DPA)

Vermittler fordern von Israel und Hamas energisch Abkommen

Die Vermittler bei den schwierigen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg haben Israel und die islamistische Hamas mit energischen Worten zu einem Abkommen gedrängt. Beide Seiten seien aufgefordert worden, die Gespräche am 15. August in Doha oder in Kairo wieder aufzunehmen, «um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen», heisst es in einer vom katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani, dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi und US-Präsident Joe Biden unterzeichneten gemeinsamen Erklärung.

Sie erfolgt zu einem kritischen Zeitpunkt, da der Iran und seine Verbündeten wie die Hamas Vergeltungsschläge gegen Israel wegen der Tötung zweier führender Köpfe der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz angekündigt haben. Es gibt die Sorge, dass der Gaza-Krieg sich zu einem Flächenbrand ausweitet. Es sei an der Zeit, sowohl der leidenden Bevölkerung in Gaza als auch den Geiseln und ihren Familien «unverzüglich Erleichterung zu verschaffen», heisst es in der Erklärung.

Die Vermittlerteams hätten über viele Monate hinweg «unermüdlich daran gearbeitet, ein Rahmenabkommen zu schmieden, das nun auf dem Tisch liegt und bei dem nur noch die Einzelheiten der Umsetzung geklärt werden müssen», heisst es in der Erklärung weiter. «Es gibt keine Zeit mehr zu verlieren und keine Ausreden für weitere Verzögerungen.»

Es sei an der Zeit, die Geiseln freizulassen, mit der Waffenruhe zu beginnen und diese Vereinbarung umzusetzen. Man sei bereit, falls nötig einen letzten überbrückenden Vorschlag vorzulegen, der die verbleibenden Fragen der Umsetzung in einer Weise löst, «die den Erwartungen aller Parteien entspricht», heisst es in der Erklärung. (DPA)

SDA/AFP/DPA/red