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Die Lage am Sonntagmorgen
Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat nach eigenen Angaben als Vergeltung für die Tötung ihres Militärchefs Fuad Schukr Ende Juli in der Nacht auf Sonntag einen Grossangriff auf Israel gestartet. Die Miliz erklärte, sie habe zahlreiche Drohnen und Raketen auf das Nachbarland abgefeuert. Die israelische Armee hatte kurz zuvor mitgeteilt, dass sie zur Verhinderung eines gross angelegten Angriffs der Hisbollah Stellungen der pro-iranischen Miliz im Südlibanon bombardiere. In Israel wurde ein 48-stündiger Ausnahmezustand ausgerufen.
Die Hisbollah erklärte, sie habe mehr als 320 Katjuscha-Raketen auf Israel abgefeuert und elf Armeestützpunkte und Kasernen angegriffen. Es handle sich um eine «erste Reaktion» auf die Tötung Shukrs, der am 30. Juli einem israelischen Luftangriff in Beirut zum Opfer gefallen war, erklärte die Miliz.
Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, dass sie Vorbereitungen für eine «gross angelegte» Attacke der Hisbollah beobachte und Stellungen der Miliz im Südlibanon bombardiere. Sie rief die Bewohner der Region zur Flucht auf.
«Jeder, der sich in der Nähe von Gebieten aufhält, in denen die Hisbollah operiert, sollte diese sofort verlassen, um sich und seine Familie zu schützen», hiess es in einer auf arabisch verfassten Botschaft der Armee im Onlinedienst Telegram. «Sie sind in Gefahr. Wir greifen an und eliminieren die Bedrohung durch die Hisbollah.»
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu berief für Sonntagmorgen eine Sitzung des Sicherheitskabinetts ein, wie sein Büro mitteilte. Verteidigungsminister Joav Gallant rief einen landesweiten Ausnahmezustand aus. Dieser gelte ab 06.00 Uhr (Ortszeit; 05.00 Uhr MESZ) für 48 Stunden.
Nach Angaben seines Ministeriums informierte Gallant seinen US-Kollegen Lloyd Austin über die aktuelle Lage. Das Pentagon erklärte, dass die USA «bereit sind, die Verteidigung Israels zu unterstützen». Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Sean Savett, hob hervor, dass Washington das «Recht Israels auf Selbstverteidigung» weiter unterstütze.
Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen infolge des Hamas-Grossangriffs auf Israel am 7. Oktober haben auch die Kämpfe zwischen der pro-iranischen Hisbollah im Libanon und der israelischen Armee massiv zugenommen. Die Hisbollah beschiesst Israels Norden seit zehn Monaten nahezu täglich vom Libanon aus. Israel reagiert darauf mit Angriffen auf Hisbollah-Ziele im Libanon.
Nach den Tötungen von Hamas-Chef Ismail Hanija und Hisbollah-Militärchef Fuad Schukr Ende Juli ist die Furcht vor einer weiteren Eskalation des Konflikts gross. Der Iran und seine Verbündeten drohten Israel mit Vergeltung.
Israels Armeesprecher Daniel Hagari sagte in einer Videobotschaft, dass die Hisbollah «direkt neben den Häusern libanesischer Zivilisten» im Süden des Landes einen «umfassenden Angriff auf Israel» vorbereite. «Die anhaltende Aggression der Hisbollah birgt die Gefahr, dass die Bevölkerung des Libanon, die Bevölkerung Israels und die gesamte Region in eine weitere Eskalation hineingezogen werden.»
Tel Avivs internationaler Flughafen Ben Gurion kündigte derweil an, dass sich die Abflüge wegen der Sicherheitslage am Sonntagmorgen verspäten werden. Ankommende Flüge würden auf andere Flughäfen umgeleitet. (AFP)
Hisbollah kündigt Grossangriff auf Israel an
Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat nach eigenen Angaben als Vergeltung für die Tötung ihres Militärchefs Fuad Schukr Ende Juli einen Grossangriff auf Israel gestartet. Die Miliz erklärte am Sonntag, sie habe zahlreiche Drohnen auf das Nachbarland abgefeuert. Die israelische Armee hatte kurz zuvor mitgeteilt, dass sie zur Verhinderung eines gross angelegten Angriffs der Hisbollah Stellungen der pro-iranischen Miliz im Südlibanon bombardiere. (AFP)
Israel ruft 48-stündigen Ausnahmezustand aus
Das israelische Verteidigungsministerium hat den landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen. Er gelte seit 6.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) für die kommenden 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant. (DPA)
Medien: Israels Rettungsdienst in höchster Alarmbereitschaft
Angesichts der nach israelischen Angaben unmittelbaren Bedrohungslage an der Grenze zum Libanon hat der israelische Rettungsdienst landesweit die höchste Bereitschaftsstufe ausgerufen. Das berichtete die «Times of Israel» am frühen Morgen. Kurz zuvor hatte Israels Armee mitgeteilt, dass sich die Hisbollah-Miliz im Libanon darauf vorbereite, Raketen auf Israel abzufeuern. Im Norden Israels gab es Raketenalarm. (DPA)
Bericht: Tel Avivs Flughafen Ben Gurion leitet Flüge um
Aufgrund der akuten Sicherheitslage leitet der israelische Flughafen Ben Gurion einem Medienbericht zufolge ankommende Flüge auf andere Flughäfen um. In den nächsten Stunden würden zudem keine Starts erfolgen, berichtete die «Times of Israel» am frühen Morgen unter Berufung auf die israelische Flughafenbehörde. Anfliegende Maschinen würden auf andere Flughäfen in der Umgebung umgeleitet. Die Behörde rate den Reisenden, sich bei den Fluggesellschaften über die Flugplanänderungen zu informieren.
Kurz zuvor hatte Israels Armee mitgeteilt, dass sich die Hisbollah-Miliz im Libanon darauf vorbereite, Raketen auf Israel abzufeuern. Im Norden Israels gab es Raketenalarm. In einem Akt der Selbstverteidigung griffen derzeit Kampfflugzeuge Stellungen der Schiiten-Miliz im nördlichen Nachbarland an, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die Hisbollah werde bald Raketen auf israelisches Gebiet abfeuern und möglicherweise auch Drohnen losschicken. Man werde in Kürze die Verteidigungsrichtlinien des Heimatfrontkommandos für die Menschen in Israel aktualisieren. (DPA)
Israels Armee: Hisbollah bereitet Angriff auf Israel vor
Israels Armee greift nach eigenen Angaben angesichts einer unmittelbaren Bedrohung durch die libanesische Hisbollah Stellungen der Schiiten-Miliz im Nachbarland an. Das israelische Militär habe vor Kurzem festgestellt, dass sich die Hisbollah darauf vorbereite, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am frühen Morgen mit. Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe griffen derzeit Ziele der Hisbollah an, «die eine unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel darstellen». Das sei ein Akt der Selbstverteidigung.
«Direkt neben den Häusern libanesischer Zivilisten im Südlibanon können wir sehen, dass die Hisbollah einen umfassenden Angriff auf Israel vorbereitet und dabei die libanesische Zivilbevölkerung gefährdet», teilte die israelische Armee mit. «Wir warnen die Zivilisten, die sich in den Gebieten aufhalten, in denen die Hisbollah operiert, sich zu ihrer eigenen Sicherheit sofort aus dem Gefahrenbereich zu begeben.» (DPA)
Geisel-Angehörige lassen Wut bei Treffen mit Netanyahu freien Lauf
Angehörige im Gazastreifen festgehaltener Geiseln aus Israel haben Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bei einem Treffen schwere Vorwürfe gemacht. Sie liessen am Freitag ihrem Ärger darüber freien Lauf, dass seine Regierung noch immer keinen Deal für eine Waffenruhe mit der Hamas erzielt hat, der die Freilassung ihrer Verwandten aus der Gewalt der militant-islamistischen Gruppe möglich machen soll. Netanjahu habe zwar sein Engagement bekräftigt, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihre Angehörigen lebend nach Hause zurückzubringen, erklärte die Gruppe Hostages Family Forum, die Verwandte von Menschen vertritt, die beim von der Hamas angeführten Terrorangriff vom 7. Oktober als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Doch entgegnete Jischar Lifschitz, Sohn der in dem palästinensischen Territorium festgehaltenen Geisel Oded Lifschitz: «Der Begriff «lebendig» begrenzt das auf einen bestimmten Zeitrahmen». Jischar Lifschitzs Mutter war auch verschleppt und später wieder freigelassen worden. Oded ist noch immer in der Gewalt der Entführer. (DPA)
US-Regierung: Gaza-Gespräche in Kairo «konstruktiv»
Mit Blick auf die zähen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen gibt sich die US-Regierung weiterhin vorsichtig optimistisch. Am Donnerstag habe es «konstruktive» Gespräche in Kairo gegeben, die am Freitag und im Laufe des Wochenendes fortgesetzt würden, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Medienberichte, wonach die Verhandlungen «kurz vor dem Scheitern» stünden, wies er zurück.
Auf Einzelheiten der Gespräche wollte Kirby nicht eingehen. Er betonte aber, man hoffe, das Momentum könne in den kommenden Tagen aufrechterhalten werden – es gehe um Feinheiten. «Es ist wichtig, dass alle gewillt sind, bei diesen Details voranzukommen», sagte Kirby. Er bestätigte, dass CIA-Chef William Burns und der Nahost-Koordinator des Weissen Hauses, Brett McGurk, vor Ort an den Gesprächen teilnehmen. (DPA)
Kämpfe im Gazastreifen trotz Gesprächen und Polio-Gefahr
Ungeachtet aller Bemühungen um eine Waffenruhe und einer Polio-Krise gehen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. Die israelische Armee tötete nach eigenen Angaben in Nahkämpfen seit Donnerstag Dutzende Gegner. Bei den Gefechten in der Stadt Khan Younis im Süden des Küstenstreifens und in der Gegend von Deir al-Balah weiter nördlich sei zudem terroristische Infrastruktur zerstört worden.

Auch Israels Luftwaffe habe in die Kämpfe eingegriffen und unter anderem Stellungen beschossen, von denen aus Raketen auf Israel abgefeuert worden seien. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete von mehreren getöteten Zivilisten infolge israelischer Angriffe. Auch im Norden Israels kam es wieder zu gegenseitigem Beschuss zwischen der Armee und der mit der Hamas verbündeten Hisbollah-Miliz. Alle Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Das UN-Nothilfebüro OCHA beklagte die Folgen der wiederkehrenden israelischen Evakuierungsbefehle für Zivilisten im Gazastreifen. Seit Beginn des Krieges im vergangenen Oktober seien 90 Prozent der 2,2 Millionen Bewohner des Küstenstreifens oft schon mehrfach vertrieben worden, teilte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in den palästinensischen Gebieten, Muhannad Hadi, mit.
Die Menschen werden demnach gezwungen, immer wieder zu fliehen, oft unter Beschuss und mit den wenigen Habseligkeiten, die sie bei sich tragen können. Das Gebiet für Binnenflüchtlinge werde immer kleiner. «Den Menschen wird der Zugang zu überlebenswichtigen Einrichtungen wie Gesundheit, Obdach, Wasser und humanitäre Hilfe verwehrt», schrieb Hadi. (DPA)
WHO-Chef: An Polio erkranktes Baby aus Gazastreifen am Bein gelähmt
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus hat einmal mehr seine Sorge über die Verbreitung von Polio im Gazastreifen zum Ausdruck gebracht. Ein zehn Monate alter Säugling, der erste Polio-Fall im Gazastreifen seit 25 Jahren, sei im unteren Bereich des linken Beins gelähmt, schrieb Tedros in der Nacht zum Freitag auf der Plattform X. Das Kind befinde sich in stabilem Zustand.
Proben des infizierten Kindes wurden von der WHO getestet und es wurde bestätigt, dass sie mit der im Abwasser des Gazastreifens gefundenen Polio-Variante in Verbindung stehen.
Angesichts des hohen Risikos einer Ausbreitung arbeitet die WHO mit Sitz in Genf mit dem palästinensischen Gesundheitsministerium und dem Kinderhilfswerk Unicef zusammen, um Ende August mit der ersten von zwei Impfrunden zu beginnen.
Polio war im Gazastreifen vor 25 Jahren ausgerottet worden. Nach Beginn des Gazakrieges am 7. Oktober wurden Babys aber nicht mehr wie gewohnt geimpft. Das Gebiet ist zu einer Brutstätte für das Virus geworden, da Hunderttausende vertriebene Palästinenser in Zeltlagern zusammengepfercht sind, in denen es weder sauberes Wasser noch eine ordnungsgemässe Abwasser- und Müllentsorgung gibt. (DPA)
Kreise: Delegationen zu Gesprächen in Kairo eingetroffen
Delegationen aus den USA und Israel sind informierten Kreisen am Flughafen Kairo zufolge für weitere Gespräche zur Beendigung des Gaza-Kriegs in Ägypten eingetroffen. Der Besuch sei für mehrere Stunden geplant, hiess es. Das israelische Nachrichtenportal «Ynet» berichtete, dass der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, und der Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, Ronen Bar, für weitere Verhandlungen in Kairo angekommen seien.
Die israelische Zeitung «Haaretz» schrieb unter Berufung auf einen israelischen Repräsentanten, das Verhandlungsteam bereite sich auf einen möglichen Gipfel am Sonntag vor, «falls die Hamas Bewegung erkennen lässt».
Einer der grössten Streitpunkte in den aktuellen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ist Israels Forderung nach einer dauerhaften Kontrolle der südlichen Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten durch israelische Sicherheitskräfte. Das lehnen sowohl Ägypten als auch die Hamas ab. Laut israelischer Armee verlaufen unter dem Korridor etliche Tunnel der Hamas. Israel pocht auf die Kontrolle, um so Waffenschmuggel zu verhindern.
Das «Wall Street Journal» berichtete unter Berufung auf ägyptische Quellen von neuen Vorschlägen Israels zur Kontrolle des sogenannten Philadelphi-Korridors. Die israelischen Verhandlungsführer haben demnach vorgeschlagen, dort acht Beobachtungstürme errichten zu lassen. Den Angaben zufolge sollen die USA einen Gegenvorschlag von zwei Türmen eingebracht haben. Ägypten lehne beide Vorschläge mit der Begründung, dass jene Türme dem israelischen Militär dauerhaften Zugang zu dem Gebiet verschafften. (DPA)
Israelische Armee: Geisel-Leichen weisen Schussspuren auf
Die Leichen von sechs Geiseln, die Israels Militär kürzlich im Gazastreifen geborgen hat, weisen Armeeangaben zufolge Spuren von Schüssen auf. Die toten Körper von vier Personen, die in der Nähe gefunden worden seien und die mutmasslich die Geiseln bewacht hätten, zeigten dagegen keine Schussspuren, teilte das Militär weiter mit.
Die Armee kann demnach aber keine Aussage machen, was dies bedeute oder wie die aus Israel entführten Männer gestorben seien. Es handle sich um vorläufige Ergebnisse, erklärte das Militär zudem.
Einige israelische Medien hatten zunächst gemeldet, die Armee gehe davon aus, dass die Geiseln ermordet worden seien. Demnach sollen sich in einigen Leichen Kugeln befunden haben. Die Armee bezeichnete diese Darstellung als «ungenau».
Einsatzkräfte hatten die sechs Leichen in der Nacht zum Dienstag in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets gefunden. Die Hamas hat nach israelischer Zählung nun noch 109 Geiseln in ihrer Gewalt. 36 davon wurden für tot erklärt, 73 gelten als noch am Leben, wie eine israelische Regierungssprecherin mitteilte. Insgesamt verschleppten palästinensische Terroristen am 7. Oktober vergangenen Jahres mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet. (DPA)
Palästinenser: Tote nach Armee-Einsatz im Westjordanland
Bei einem israelischen Armeeeinsatz im Westjordanland sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums drei Menschen getötet worden. Die Männer kamen Sanitätern zufolge bei Drohnenangriffen, unter anderem auf ein Haus, in der Stadt Tulkaram im Norden des Westjordanlands ums Leben. Lokalen Berichten zufolge soll es sich bei mindestens einem der Toten um ein Mitglied des militärischen Flügels der islamistischen Hamas handeln.
Israels Armee teilte auf Anfrage mit, Bewaffnete seien das Ziel des Anti-Terror-Einsatzes gewesen. Für den Angriff auf das Haus sei ein Fluggerät genutzt worden. Bei ihren Razzien im Westjordanland setzt die israelische Armee häufig Drohnen ein.
Bei dem seit der Nacht andauernden Einsatz wurden nach palästinensischen Berichten Strassen und Gebäude in der Gegend zerstört. Vom israelischen Militär hiess es dazu, Soldaten hätten unter Strassen nach Sprengsätzen gesucht. (DPA)
Vier Verdächtige nach Siedler-Angriff festgenommen
Nach dem gewaltsamen Angriff militanter jüdischer Siedler auf ein Dorf im Westjordanland haben israelische Sicherheitskräfte vier Verdächtige festgenommen. Eine Person sei minderjährig, hiess es in einer Mitteilung der Polizei und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet. Die Festgenommenen werden demnach verdächtigt, mehrere Terroranschläge gegen Palästinenser begangen zu haben, darunter der Angriff in dem Ort Dschit.
Die israelischen Sicherheitskräfte sprachen in ihrer Mitteilung von einem «schweren Terrorereignis», bei dem unter anderem Gebäude und Fahrzeuge angezündet worden und Schüsse gefallen seien. Ein Palästinenser kam den Angaben nach ums Leben, ein weiterer wurde verletzt.
Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah wurde ein 23-Jähriger durch Schüsse getötet, als Dutzende maskierte Siedler die palästinensische Ortschaft Dschit stürmten. (DPA)
Die aktuellen Ereignisse im Überblick
Abkommen im Gaza-Krieg hängt am seidenen Faden
Die USA als Israels wichtigster Verbündeter wollen ein Scheitern der schwierigen Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg mit aller Kraft verhindern. In einem Telefonat mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu betonte US-Präsident Joe Biden erneut die Dringlichkeit eines Abkommens, das die Freilassung der Geiseln in den Händen der islamistischen Hamas beinhaltet. Er habe mit Netanyahu über «bevorstehende Gespräche» in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gesprochen, «um alle noch bestehenden Hindernisse zu beseitigen», schrieb Biden anschliessend auf der Plattform X.
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Einer der grössten Streitpunkte ist Israels Forderung nach einer dauerhaften Kontrolle der südlichen Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten durch israelische Sicherheitskräfte. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten dementierte am Abend einen Medienbericht, wonach Netanyahu zugestimmt habe, dass Israel sich aus dem sogenannten Philadelphi-Korridor zurückzieht. Israel bestehe darauf, «dass alle seine Kriegsziele, wie sie vom Sicherheitskabinett festgelegt wurden, erreicht werden», hiess es. Dazu gehöre, «dass der Gazastreifen nie wieder eine Sicherheitsbedrohung für Israel darstellt. Dies erfordert die Sicherung der Südgrenze.»
Die Hamas wirft Israel vor, die Verhandlungen über ein Abkommen mit der Weigerung zu blockieren, sich aus dem etwa 14 Kilometer langen Philadelphi-Korridor an der Grenze zu Ägypten zurückzuziehen. Die Islamisten fordern einen kompletten Abzug des israelischen Militärs aus dem Gazastreifen.
Netanyahu dagegen verlangt, dass die Armee den Korridor auch nach einer Waffenruhe weiter kontrolliert, etwa um Waffenschmuggel zu verhindern. Israels Generalstabschef Herzi Halevi hatte vor wenigen Tagen bei einem Besuch dieses Gebietes gesagt, die Armee könne dort auch ohne eine ständige Präsenz und mit nur punktuellen Vorstössen die Kontrolle behalten.
Israel erklärt Hamas-Brigade in Rafah für besiegt
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant verkündete nun bei einem Besuch im Grenzbereich zwischen dem Gazastreifen und Ägypten, die dortige Hamas-Brigade bezwungen zu haben. «Die Rafah-Brigade ist besiegt worden und mehr als 150 Tunnel in dieser Region wurden zerstört», sagte Galant. Er habe die Truppen angewiesen, sich in der kommenden Zeit auf die Zerstörung der verbliebenen Tunnel an der Grenze zwischen dem Küstenstreifen und Ägypten zu konzentrieren.
Israels Armee war im Mai trotz massiver internationaler Kritik nach Rafah vorgedrungen, um die dort verbliebenen Kräfte der Hamas zu zerstören. Rund eine Million Flüchtlinge, die sich dort nach Schätzungen gedrängt hatten, verliessen die Stadt wieder. Die israelischen Truppen eroberten auch den Rafah-Grenzübergang nach Ägypten sowie den Philadelphi-Korridor.
Der Streit um die Kontrolle über dieses Gebiet gehört zu den von Biden erwähnten Hindernissen bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln. Laut einem kürzlich erschienenen Bericht des US-Nachrichtenportals «Politico», der sich auf zwei israelische und zwei US-Beamte beruft, steht ein Abkommen kurz vor dem Scheitern, ohne dass es eine klare Alternative gebe.
Sorge vor Eskalation in Nahost
Angesichts des wachsenden Pessimismus machte Biden im Telefonat mit Netanyahu noch einmal Druck. Auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die nach der Präsidentenwahl am 5. November Bidens Nachfolge antreten will, sei bei dem Gespräch dabei gewesen, teilte das Weisse Haus mit.
Zuvor war US-Aussenminister Antony Blinken erneut zu Gesprächen in Israel, Ägypten und Katar gewesen, um den Verhandlungen zum Durchbruch zu verhelfen. Die beiden arabischen Staaten vermitteln zusammen mit den USA zwischen Israel und der Hamas, da diese nicht direkt miteinander verhandeln. Nach Informationen des israelischen Journalisten Barak Ravid soll das nächste Spitzentreffen der Vermittler in Kairo an diesem Wochenende stattfinden.
«Wir müssen die Vereinbarung einer Waffenruhe und Geisel-Freilassung über die Ziellinie bringen», hatte Blinken bei seiner Abreise aus Katar gesagt. Die Zeit dränge, weil das Leben der Geiseln mit jedem Tag stärker in Gefahr sei.
Im Falle eines Scheiterns der Vermittlungsbemühungen wird eine grössere Eskalation im Nahen Osten befürchtet. Nach der Tötung zweier ranghoher Feinde Israels in der iranischen Hauptstadt Teheran und der libanesischen Hauptstadt Beirut vor knapp drei Wochen hatten der Iran und die Hisbollah-Miliz massive Vergeltungsschläge angedroht.
Vor diesem Hintergrund tauschten sich Biden und Netanyahu auch über die laufenden Bemühungen der USA aus, «Israels Verteidigung gegen alle Bedrohungen durch den Iran, einschliesslich seiner Stellvertreter-Terrorgruppen Hamas, Hisbollah und die Huthi» zu unterstützen, wie das Weisse Haus weiter mitteilte.
Ihre Militärpräsenz in der Region haben die USA weiter verstärkt. Wie das US-Regionalkommando Centcom auf der Plattform X mitteilte, trafen der Flugzeugträger «USS Abraham Lincoln» und seine Begleitschiffe nun im Nahen Osten ein, nachdem US-Verteidigungsminister Lloyd Austin befohlen hatte, die Fahrt in die Region zu beschleunigen. Der Flugzeugträger mit seinen modernen Kampfjets vom Typ F-35 ergänzt den bereits vor Ort stationierten Flugzeugträger «USS Theodore Roosevelt». (DPA)
Biden drängt Netanyahu in Telefonat zu Gaza-Abkommen
US-Präsident Joe Biden hat in einem Gespräch mit Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu erneut auf eine Waffenruhe im Gazastreifen gepocht. Biden habe «die Dringlichkeit» eines Abkommens betont, das die Befreiung der Geiseln in den Händen der islamistischen Hamas beinhaltet, teilte das Weisse Haus nach dem Telefonat mit. Auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die als Nachfolgerin Bidens nach der Präsidentenwahl am 5. November für die Demokraten ins Weisse Haus einziehen will, sei bei dem Gespräch mit Netanyahu dabei gewesen, hiess es.
US-Aussenminister Antony Blinken war in den vergangenen Tagen zu Gesprächen in Israel und reiste im Anschluss nach Ägypten und Katar weiter. Die beiden arabischen Staaten vermitteln gemeinsam mit den USA bei den indirekten Verhandlungen über eine Einigung zwischen Israel und der Hamas. Biden sprach nun dem Weissen Haus zufolge mit Netanjahu auch über «bevorstehende Gespräche» in Kairo, die Hindernisse für einen Deal beseitigen sollen. (DPA)
Mindestens 17 Tote bei israelischen Angriffen im Gazastreifen
Bei israelischen Panzer- und Drohnenangriffen sind im Gazastreifen am Mittwoch nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern mindestens 17 Menschen getötet worden. Journalisten der Nachrichtenagentur AP zählten die Leichen. In der südlichen Stadt Chan Junis wurden neun Leichen, darunter eine Frau und ein Kind, ins Nasser-Krankenhaus gebracht. Im Al-Aksa-Märtyrerkrankenhaus in der zentral im Gazastreifen gelegenen Stadt Deir al-Balah kamen acht Leichname an. Das israelische Militär hatte in einigen Gebieten von Deir al-Balah Menschen zur Evakuierung aufgerufen. (DPA)
UN: Evakuierungsbefehle zwingen Palästinenser in unsichere Gebiete
Die Vereinten Nationen haben vor den Folgen der Evakuierungsanordnungen des israelischen Militärs im Gazastreifen gewarnt. Viele Palästinenser würden dadurch in überfüllte und unsichere Gebiete entlang der Küste des Gazastreifens gedrängt, hiess es am Mittwoch von den UN. Sprecher Stéphane Dujarric sagte, die jüngste Evakuierungsanordnung vom Mittwoch für Teile von Deir al-Balah und Chan Junis betreffe 115 Orte, an denen mehr als 150 000 vertriebene Männer, Frauen und Kinder lebten.
Büros, Lagerhäuser und Unterkünfte der Vereinten Nationen und humanitärer Organisationen seien ebenfalls in diesen Zonen. Ausserdem seien drei Wasserbrunnen, die Zehntausende von Menschen versorgen, unzugänglich gemacht worden, sagte Dujarric. In Deir al-Balah sei die Wasserversorgung um 70 Prozent zurückgegangen und es gebe auch kritische Engpässe bei Sanitär- und Hygienematerialien.
Der UN-Sprecher sagte weiter, Israel habe im August bisher elf Evakuierungsbefehle erlassen, die etwa 250 000 Menschen betreffen. Vor August schätzten die Vereinten Nationen, dass etwa 90 Prozent der 2,1 Millionen Menschen im Gazastreifen seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober, der den Krieg auslöste, mindestens einmal vertrieben wurden.
Bisheriger Militärgeheimdienstchef: 7. Oktober untersuchen
Der bisherige Chef des israelischen Militärgeheimdienstes hat sich für das Versagen am 7. Oktober vergangenen Jahres entschuldigt. Er trage «die oberste Verantwortung für das Scheitern der Geheimdienstabteilung», sagte Aharon Chaliva (Bild) bei der Amtsübergabe an seinen Nachfolger Schlomi Binder.

Es werde von «denen, die an der Spitze marschieren» erwartet, dass sie Verantwortung übernehmen, sagte Chaliva. In den vergangenen Monaten habe der Militärgeheimdienst gründlich untersucht, wie es zu dem blutigen Terrorangriff der Hamas mit rund 1200 Toten kommen konnte. Dieser Prozess werde es Israel ermöglichen, sich den Herausforderungen zu stellen, die noch zu erwarten seien. Er warnte in dem Zusammenhang mit einer Ausweitung des Gaza-Kriegs auf die Region.
«Für die Sicherheit Israels, für das Volk Israel und für die kommenden Generationen sollte auch eine staatliche Untersuchungskommission eingerichtet werden», forderte Chaliva. Ziel müsse es sein, eingehend die Gründe für den Krieg zu prüfen und sicherzustellen, «dass sich das, was uns passiert ist, nicht wiederholt».
Sein Nachfolger Binder sagte, die Vorfälle des 7. Oktober «und der unerträgliche Preis, den wir zahlen mussten, werden mir für immer in den Knochen stecken». Israel befinde sich in einem harten Krieg und das Hauptziel sei die Rückführung der mehr als 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas.
Chaliva hatte bereits im April offiziell seinen Rücktritt erklärt. Auch Israels Verteidigungsminister Joav Galant und der Chef des Inlandsgeheimdienstes, Ronen Bar, hatten Verantwortung dafür eingeräumt, dass der blutige Terrorangriff der islamistischen Terrororganisation Hamas passieren konnte. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat dagegen noch keine persönliche Verantwortung übernommen.
Israel erklärt Hamas-Brigade in Rafah für besiegt
Israel will die Hamas-Brigade im Bereich von Rafah im Süden des Gazastreifens bezwungen haben. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte bei einem Besuch im Grenzbereich zwischen dem Gazastreifen und Ägypten: «Die Rafah-Brigade ist besiegt worden und mehr als 150 Tunnel in dieser Region wurden zerstört.» Er habe die Truppen angewiesen, sich in der kommenden Zeit auf die Zerstörung der verbliebenen Tunnel an der Grenze zwischen dem Küstenstreifen und Ägypten zu konzentrieren.
Israel war im Mai trotz massiver internationaler Kritik nach Rafah vorgedrungen, um die dort verbliebenen Kräfte der islamistischen Terrororganisation zu zerstören. Rund eine Million Flüchtlinge, die sich dort nach Schätzungen gedrängt hatten, verliessen die Stadt wieder. Die israelischen Truppen eroberten auch den Rafah-Grenzübergang nach Ägypten sowie den sogenannten Philadelphi-Korridor.
SDA/AFP/DPA/red
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