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Krieg in Nahost
Israels Armee bricht Waffenruhe und greift wieder im Gazastreifen an

Eine Frau durchsucht die Trümmer in einer Schule, die nach einem israelischen Angriff in Gaza-Stadt am 18. März 2025 als Lager genutzt wurde.
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Was ist passiert?

Israel hat neue Angriffe gegen die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen gestartet. Nach dem Scheitern der Gespräche über weitere Geiselfreilassungen teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu am Dienstag mit, es habe die Armee angewiesen, die Hamas im gesamten Gazastreifen anzugreifen. Israel habe die Kämpfe wieder aufgenommen und wolle so lange weitermachen, bis die Hamas die verbleibenden Geiseln freilasse, kündigte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz an und drohte, dass sich andernfalls «die Tore der Hölle in Gaza öffnen werden».

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sind mindestens 326 Menschen ums Leben gekommen. Demnach gab es auch Hunderte Verletzte. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten und lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Zahlreiche Opfer sollen laut der Behörde noch unter Trümmern verschüttet sein. In sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen verzweifelte Angehörige sowie Leichen getöteter Palästinenser nach den Angriffen zeigen, darunter auch Kinder.

Ein palästinensischer Mann wird getröstet, während er neben einem Lastwagen weint, der die Leichen der Opfer von israelischen Luftangriffen transportiert. Menschen versammeln sich beim indonesischen Krankenhaus in Beit Lahia im nördlichen Gaza am 18. März 2025.

In derselben Nacht setzten die mit Israel verbündeten USA ihre heftigen Angriffe auf die Huthi im Jemen fort, wie das US-Regionalkommando Centcom mitteilte. Die Miliz ist wie die Hamas in Gaza Verbündeter des Irans.

Warum nimmt Israel die Kämpfe wieder auf?

Israels schwerste Luftangriffe in Gaza seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe erfolgten auf die «wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten Steve Witkoff und von den Vermittlern erhalten hat», teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu mit. «Israel wird von nun an mit zunehmender militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen.» Zunächst war nicht klar, ob es sich bei dem Militäreinsatz um eine einmalige Druckmassnahme handelte oder ob dies eine Wiederaufnahme des Krieges bedeutet. Das israelische Militär hat nun aber die Räumung östlicher Gebiete des Gazastreifens angeordnet. Die Aufforderung deutet darauf hin, dass Israel erneut Bodeneinsätze im Gazastreifen beginnen könnte.

Palästinensische Familien verlassen den östlichen Sektor des Gazastreifens nach israelischen Luftangriffen. Menschen, darunter Männer, Frauen und Kinder, tragen Taschen und Habseligkeiten entlang einer staubigen Strasse.

Ein israelischer Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, sagte der AP, dass Israel das Militär, die Führung und die Infrastruktur der Hamas angreife und plane, den Militäreinsatz über Luftangriffe hinaus auszuweiten. Er beschuldigte die Hamas, ebenfalls neue Angriffe zu planen.

Im Januar war zwischen Israel und der Hamas eine zunächst sechswöchige Waffenruhe vereinbart worden. Bisher konnten sich beide Seiten nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung einigen. Auch während der Waffenruhe war es immer wieder zu tödlichen Angriffen gekommen. Die Hamas und andere Islamistengruppen halten nach israelischen Informationen noch 24 Geiseln und die Leichen von 35 Entführten fest.

Droht eine Ausweitung der Offensive?

Nach den nächtlichen Luftangriffen im Gazastreifen hat Israels Armee Anwohner zur Flucht aufgerufen. Die Armee warnte besonders die Bewohner einiger Stadtteile von Khan Younis im Süden sowie Beit Hanun im Norden des Küstenstreifens, die nahe der Grenze zu Israel liegen, sie habe dort begonnen, gegen die Hamas vorzugehen.

«Diese Gebiete sind gefährliche Kampfgebiete», hiess es in einem in arabischer Sprache veröffentlichten Aufruf. Die Menschen sollen sich demnach zu ihrer eigenen Sicherheit in den Westen der Stadt Gaza sowie in den Westen der Stadt Khan Younis begeben. Die Zeitung «Times of Israel» mutmasste, dies könne auf die Absicht der Armee hindeuten, ihre Offensive auszuweiten.

Was sagt die Hamas?

Netanyahu und dessen «extremistische Regierung» hätten beschlossen, das Waffenruhe-Abkommen «zu brechen», hiess es in einer Erklärung der Hamas. Damit riskiere Israel das Leben der Geiseln, drohte die islamistische Terrororganisation. Sie forderte die Vermittler Ägypten, Katar und USA auf, Israel «für den Bruch» des Abkommens zur Verantwortung zu ziehen. Netanyahu hatte wiederholt erklärt, Israel werde alle seine Kriegsziele erreichen. Dazu gehört die Freilassung aller Geiseln und die komplette Zerschlagung der Hamas.

Wie reagieren die Geisel-Angehörigen?

Angehörige der israelischen Geiseln in den Händen der Hamas zeigen sich entsetzt über die neuen israelischen Angriffe. Die wichtigste Organisation, die die Familien der Geiseln vertritt, kritisierte die Luftangriffe deutlich und teilte mit, der Schritt zeige, dass die Regierung die Geiseln aufgegeben habe. «Wir sind schockiert, wütend und entsetzt über die bewusste Demontage des Prozesses zur Rückkehr unserer Angehörigen aus der schrecklichen Gefangenschaft der Hamas», schrieb das Forum der Geisel-Familien auf der Plattform X.

Wie reagieren die USA?

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weissen Hauses, Brian Hughes, sagte der US-Nachrichtenseite «Axios»: «Die Hamas hätte Geiseln freilassen können, um die Waffenruhe zu verlängern, hat sich aber stattdessen für Verweigerung und Krieg entschieden.» US-Präsident Donald Trump habe Israel grünes Licht für die Wiederaufnahme der Angriffe auf die Hamas gegeben, zitierte das «Wall Street Journal» einen israelischen Beamten. Israel habe danach die USA über den Beginn der Angriffe vorab informiert.

«Die Hölle wird losbrechen, und alle Terroristen im Nahen Osten – die Huthi, die (libanesische) Hizbollah, die Hamas, vom Iran unterstützte Terrorstellvertreter und der Iran selbst – sollten Präsident Trump sehr ernst nehmen», zitierten US-Medien die Sprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt. Wie der US-Präsident deutlich gemacht habe, würden «alle jene, die nicht nur Israel, sondern auch die Vereinigten Staaten von Amerika terrorisieren wollen, einen Preis zu zahlen haben», sagte Leavitt demnach dem US-Sender Fox News.

Angriffe auch im Jemen – Was plant Trump gegen die Huthi?

Die Trump-Regierung erhöht zurzeit ebenfalls den Druck auf den Iran und die mit Teheran ebenfalls verbündete Huthi-Miliz im Jemen. Jeder Schuss, der von den Huthi abgefeuert werde, werde von nun an als ein Schuss angesehen, der von den Waffen und der Führung des Iran abgefeuert worden sei, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. «Der Iran wird dafür verantwortlich gemacht werden und die Konsequenzen tragen, und diese Konsequenzen werden schrecklich sein!» Zuvor hatte der Iran mit heftigen Gegenmassnahmen gedroht.

«Der Iran wird jegliche Aggression der USA konsequent erwidern», sagte Hussein Salami, Kommandeur der Revolutionsgarden (IRGC), die Elitestreitmacht des Irans. In ähnlicher Weise äusserte sich auch der Sprecher des iranischen Aussenministeriums, Ismail Baghaei. Nach Darstellung beider hat die islamische Republik keinen Einfluss auf die Huthi-Miliz im Jemen. Diese handelt demnach unabhängig. Salami und Baghaei wiesen jegliche Einmischung der Vereinigten Staaten in die iranische Nahostpolitik entschieden zurück.

Der Iran spiele «das unschuldige Opfer» ausser Kontrolle geratener Terroristen, schrieb Trump. Stattdessen diktiere Teheran aber jeden Schritt der Huthi. Auf Trumps Befehl hin greift das US-Militär die Miliz seit Samstag massiv aus der Luft an. Arabische Medien berichteten in der Nacht von erneuten Luftangriffen im Raum der Hafenstadt Hudaida sowie der Hauptstadt Sanaa. Nach früheren Huthi-Angaben wurden mindestens 53 Menschen getötet. Ähnlich wie Israel im Gazastreifen gegen die Hamas vorgeht, so geht auch das US-Militär im Kampf gegen die Huthi dabei jetzt ganz gezielt auch gegen die Anführer der Miliz vor.

Wie reagieren die Huthi?

Führende Mitglieder der Huthi flohen Berichten zufolge nach den ersten nächtlichen US-Luftangriffen aus der Hauptstadt Sanaa in ländliche Gegenden. Sie seien zudem angewiesen worden, öffentliche Plätze zu meiden. Die USA wollen die Angriffe nach Worten von Verteidigungsminister Pete Hegseth erst einstellen, wenn die Miliz ihrerseits die Attacken auf die Schifffahrt beendet.

Die Huthi hatten vor wenigen Tagen angekündigt, diese Angriffe auf Schiffe im Roten Meer wieder aufzunehmen. Sie wollen damit nach eigenen Angaben ein Ende der Blockade des Gazastreifens durch Israel erreichen. Die Vereinten Nationen riefen zu äusserster Zurückhaltung und zur Einstellung aller militärischen Aktivitäten auf. Jede weitere Eskalation könne Vergeltungsmassnahmen auslösen und die Region weiter destabilisieren.

DPA/oli