AboInterview mit oberster Hebamme«Viele sind überrascht, dass Gebären wirklich wehtut»
Auffallend viele Mütter fühlen sich bei der Geburt vom Spitalpersonal schlecht behandelt. Barbara Stocker Kalberer, Präsidentin des Schweizer Hebammenverbands, sagt, was oft schiefläuft.
Zunehmend berichten Frauen in Zeitungen oder in sozialen Medien von negativen Erfahrungen bei der Geburt, auch im «Mamablog». Dass sie ruppig behandelt wurden, dass sie sich ausgeliefert, ohnmächtig oder allein fühlten, dass sie unnötig schmerzhafte Untersuchungen über sich ergehen lassen mussten. Neben Ärzten und Anästhesisten stehen auch Hebammen in der Kritik. Wie erleben Sie die Situation?
Ich finde das sehr traurig, und es tut mir wahnsinnig leid für die Frauen, die solche Erfahrungen machen mussten. Das müssen wir unbedingt ernst nehmen. Wenn ich von Wöchnerinnen solche Geschichten höre, ermutige ich sie, das Gespräch mit ihrem Betreuungsteam zu suchen. Diese Rückmeldungen sind extrem wichtig und können einen Verbesserungsprozess anstossen. Manchmal sind Mütter kurz nach der Geburt nicht in der Lage, darüber zu sprechen. Deswegen müssten Spitäler meiner Meinung nach Angebote zur Geburtsbesprechung konsequent und standardisiert anbieten. Es kann auch für die Frauen hilfreich sein, zu erfahren, warum in einer Situation eine bestimmte Bemerkung gefallen ist oder weshalb eine als unnötig schmerzhaft empfundene Massnahme nötig war.