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Flughafen Zürich stark beeinträchtigt
Schweizer Luftraum nach IT-Panne wieder offen – Dutzende Flüge gestrichen

Fliegen oder nicht fliegen, das ist jetzt die Frage: Nach der Skyguide-Störung herrscht Chaos am Flughafen Zürich, die Passagiere wissen nicht genau, ob und wann ihr Flug abheben wird.
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Wegen einer Informatikpanne bei der Schweizer Flugsicherung Skyguide waren die Flughäfen Zürich und Genf am Mittwochmorgen komplett lahmgelegt. Mehrere Stunden lang konnten keine Flugzeuge starten oder landen. Dutzende Flüge wurden gestrichen, alleine bei der Swiss sind über 6400 Passagiere davon betroffen. Auch der Euroairport bei Basel war beeinträchtigt.

Die Skyguide teilte mit, dass es in den frühen Morgenstunden zu einer technischen Störung gekommen sei, weshalb der Schweizer Luftraum aus Sicherheitsgründen für den Verkehr gesperrt worden ist. Die Panne ereignete sich um 3 Uhr morgens, wie Skyguide auf Anfrage mitteilt. Seit 8.30 Uhr sei der Luftraum wieder offen, die technischen Systeme laufen demnach wieder stabil.

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Nach Behebung der Störung Um 10 Uhr hat der Flughafen Zürich gemäss einer Mitteilung wieder seine normalen Kapazität erreicht. Die Auswirkungen der Störung werden den Luftverkehr allerdings noch den ganzen Tag beeinträchtigen und zu Verspätungen führen.

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Skyguide-Mediensprecher Vladi Barrosa bestätigt die technische Störung auf Anfrage. «Im Moment gehen wir nicht von einer Hackerattacke aus», sagt Barrosa. Es handle sich um einen Hardware-Defekt bei einer Netzwerk-Komponente. Später am Tag konnte die Skyguide einen Cyberangriff definitiv ausschliessen.

Der Schweizer Flugraum wurde wegen der Panne aus Sicherheitsgründen komplett gesperrt, sowohl für den Instrumenten- als auch für den Sichtflug, erklärt Barrosa. Es waren somit überhaupt keine Flüge möglich. Der langjährige Skyguide-Sprecher kann sich nicht daran erinnern, dass dies schon einmal vorgekommen ist.

Zwar komme es regelmässig zu Einschränkungen, so sind etwa während des WEF Flüge in einem bestimmten Teil des Luftraums verboten. Und nach dem Vulkanausbruch in Island im Jahr 2010 wurde ebenfalls zeitweise eingeschränkt geflogen, es musste aber nie der gesamte Luftraum gesperrt werden. Eine Skyguide-Sprecherin ergänzt, dass die grosse Störung für die Schweizer Flugsicherung just im Jahr des 100-jährigen Bestehens eine Premiere sei.

Vorher-Nachher-Vergleich: Am Dienstagabend herrschte noch reges Treiben am Schweizer Himmel, am Mittwochmorgen war der Luftraum über der Schweiz dann praktisch leergefegt.

Ankommende Flugzeuge wurden während der Störung an andere Flughäfen umgeleitet. «Die Fluggesellschaften sind verpflichtet, für jede Verbindung einen alternativen Landeflughafen zu definieren», erklärt Barrosa. Die Flüge, die starten sollten, wurden hingegen verzögert. «Wir versuchen sie so rasch wie möglich abzuwickeln, sobald der Luftraum wieder geöffnet ist», sagt der Skyguide-Mediensprecher.

Auch die Internetseite des Flughafens Zürich war zwischenzeitlich überlastet und nicht erreichbar, mittlerweile sind Informationen für Passagiere wieder verfügbar. Das Check-in am Flughafen Zürich lief gemäss einer Medienmitteilung auch während der Störung weiter, die Passagiere mussten danach am Gate warten. Reisende sollen sich nun bei ihren Fluggesellschaften über den geplanten Flug informieren: «Wir empfehlen Passagieren, vor der Abfahrt an den Flughafen Zürich die Informationen der Airline zu beachten.»

Passagiere warten im Flughafen Zürich auf Neuigkeiten zu ihrem geplanten Flug.

Passagiere im Ungewissen

Am Flughafen Zürich war die Unsicherheit und Frustration bei den betroffenen Fluggästen am Mittwochmorgen gross. Ein 30-jähriger Mann aus Zürich traf um 8 Uhr am Flughafen ein, sein Air-France-Flug nach Paris sollte um 10.10 Uhr abheben. «Ich weiss jetzt nicht, ob das auch so bleiben wird», sagte er. Sollte sich der Flug verspäten oder gar annulliert werden, würde er auch seine Anschlussverbindung nach Costa Rica verpassen, wo er einen langen Backpacking-Aufenthalt geplant hatte. «Das würde meine Lage ziemlich verkomplizieren, ich habe nämlich mein Zimmer in Zürich aufgegeben und bräuchte einen Platz zum Schlafen.»

Unklare Lage kurz nach Behebung der Störung: Dutzende Flüge sind bereits annulliert, einige sollen doch stattfinden.

In der Ankunft hatten viele die technische Störung noch gar nicht bemerkt, so auch ein Paar aus Embrach. «Wir warten auf meine Schwester und Nichte aus Toronto», sagte die Frau. Deren Air-Canada-Flug aus Toronto hätte um 8 Uhr ankommen sollen und hatte sich um eine halbe Stunde verspätet. Für sie kam die Nachricht, dass die Luftverkehr zusammengebrochen war, allerdings überraschend.

Ob das Flugzeug in ein Nachbarland umgeleitet wurde, war auf der Infotafel des Flughafens Zürich nicht ersichtlich. Für das Paar hiess es deshalb erstmal abwarten. Der einzige Trost: «Wir sind zum Glück mit dem Postauto gekommen, müssen also keine hohen Parkgebühren zahlen», sagte der Mann. Das Paar musste sich tatsächlich noch eine ganze Weile auf die Ankunft der Verwandten gedulden, der Air-Canada-Flug aus Toronto wurde zwischenzeitlich nach Frankfurt umgeleitet.

Im Check-In-Bereich herrscht das grosse Chaos, die Passagiere erhalten unterschiedliche Informationen von Flughafen, Airlines und Bodenpersonal. Was nun gilt, ist vielen nicht klar.

Nach der Behebung der Störung wurde das Chaos am Flughafen eher grösser als kleiner, da unterschiedliche Informationen am Flughafen kursierten. Einem Briten wurde beispielsweise von British Airways per E-Mail bereits ein Ersatzflug um 19 Uhr angeboten. Dann schien sein ursprünglicher Flug doch noch abzuheben, zumindest gemäss der Anzeigetafel des Flughafens. Der Mann wusste zuerst gar nichts von der Störung bei Skyguide, welche den Verkehr beeinträchtigte. Als er die Info erhielt, meinte er, dass er zur Sicherheit doch den Flug am Abend nehmen werde, bevor dieser ausgebucht sei.

Der Backpacker auf dem Weg nach Costa Rica erhielt derweil per SMS die Mitteilung, dass sein Flug nach Paris annulliert wurde, die Anzeigetafel zeigte aber auch hier etwas ganz anderes an. Die Verwirrung war gross. Die Passagiere standen in Schlangen vor den geschlossenen Schalter der Airlines, da sie vom Bodenpersonal informiert wurden, dass ihr Flug vielleicht bald stattfinden werde.

Die Abflugtafel zeigt eine ganze Reihe von annullierten Flügen, auf die Handys der Passagiere kommen derweil die Infos der Airlines, die jenen auf den grossen Bildschirmen mitunter komplett widersprechen.

Für den 30-jährigen Backpacker gab es dort aber keine gute Nachrichten, er wurde vom Check-in abgewiesen und musste weiter warten. Air France werde ihn wohl über eine andere Airline nach Costa Rica umbuchen, weil er den Anschlussflug in Paris sicher verpassen würde, sagte er. Garantiert sei aber noch nichts. «Uns wurde gesagt, wir sollen in der Nähe des Schalters warten, aber es hat hier nicht so viele Sitzgelegenheiten», sagte der Mann. «Besonders für ältere Passagiere ist das eine extrem unangenehme Situation.»

Für andere Reisende und ihre Anghörige gab es hingegen gute Nachrichten. So konnte im Ankunftsbereich ein Elternpaar aufatmen, welches ihre Tochter aus den Vereinigten Staaten pünktlich empfangen konnte. Und auch die Verwandten des Embracher Paares sind nach dem Umweg über Frankfurt mit drei Stunden Verspätung doch noch in Zürich gelandet.

Gegen 11 Uhr entspannte sich die Situation im Check-in-Bereich wieder etwas. Für die meisten Flüge waren neue Informationen verfügbar. Einige wurden um mehrere Stunden verschoben, so startete beispielsweise ein Flug nach Mallorca erst um 18.25 statt um 11.30 Uhr, ansonsten legte sich das Chaos langsam.

Flugzeuge an andere Flughäfen umgeleitet

Auch die umgeleiteten Flugzeuge der Swiss konnten nach Behebung der IT-Panne nach Kloten weiterfliegen. Frühmorgens mussten sämtliche Maschinen auf dem Weg nach Zürich andere Flughafen anfliegen. Die Maschinen aus Chicago und Montreal landeten beispielsweise in Basel, jene aus Dubai und Johannesburg wichen nach Mailand aus. Der Flug aus Shanghai landete in Wien.

«Eine Normalisierung des Flugbetriebs wird im Laufe des Tages erwartet», heisst es in einer Medienmitteilung der Swiss. «Es kann allerdings noch zu Unregelmässigkeiten kommen.» 30 Kurzstreckenflüge von und nach Zürich und Genf wurden demnach gestrichen, davon seien rund 6400 Fluggäste betroffen. Für die betroffenen Passagiere werde nun nach Lösungen, beispielsweise in Form von Umbuchungen, gesucht.

Dutzende Flüge wurden am Mittwochmorgen annulliert, alleine die Swiss musste 30 Kurzstreckenflüge streichen.

Auch andere Airlines mussten ihre Flüge umplanen. Die United-Flüge aus Chicago und New York wurden nach Frankfurt umgeleitet, jener aus Washington nach München. Thai Airways aus Bangkok, Singapore Airlines sowie Etihad landeten ebenfalls in München. Ein Flug der SunExpress aus Antalya wurde nach Stuttgart umgeleitet.

In Genf wurde der Ethiopian-Flug aus Addis Abeba nach Marseille umgeleitet, der United-Flug aus New York nach Paris. Sämtliche europäischen Kurzstreckenflüge von oder nach Genf und Zürich wurden gestrichen, alleine in Kloten sind 77 Flüge am Mittwochmorgen annulliert worden. Laut Skyguide sollte der Flugbetrieb am Donnerstag wieder normal laufen.

Wegen einer Informatikpanne können derzeit am Flughafen Genf keine Maschinen starten und landen. (Archivbild)

Auch Basel betroffen

Der Euroairport Basel-Mulhouse war vom Vorfall nicht direkt betroffen, da hier die französische Flugsicherung DSNA (Direction des Services de la Navigation Aérienne) zuständig ist, der Flughafen liegt auf französischem Gebiet. Die Swiss fliegt den Flughafen nicht an.

Die Sperrung des Schweizer Luftraums hatte aber trotzdem Auswirkungen auf Basel, wie dieser frühmorgens in einer Medienmitteilung schrieb: «Infolge der Panne bei Skyguide ist auch der Verkehr am Euroairport stark betroffen, es konnten bisher nur wenige Flüge starten und landen.» Und auch nach der Behebung der Störung musste noch den ganzen Tag mit Verspätungen gerechnet werden, wie es später hiess: «Wir empfehlen Passagieren, die Fluginformationen Ihrer Airline zu beachten.»

Vor Ort war die Verwirrung am Mittwochmittag gross. Reisende standen mit ratlosen Gesichtern vor den ständig wechselnden Anzeigetafeln. Eine Familie mit zwei quengeligen Kindern wollte ursprünglich um halb zwei nach Gran Canaria fliegen. Jetzt soll die Maschine erst um 16.30 Uhr abheben. «Vorher wurde uns noch angezeigt, der Flug würde um halb vier gehen. Die Zeit springt ständig hin und her», zeigte sich die Mutter ratlos.

Für Ärger sorgte auch die ausgefallene Easyjet-Maschine nach Budapest. «Ich habe vor einer halben Stunde erfahren, dass mein Flieger nicht abfliegen wird», sagte eine aufgebrachte Reisende. Vergeblich suchte sie einen Infoschalter und musste sich schliesslich zu einer Auskunftsperson durchtelefonieren. Das Resultat: Ein neuer Flug würde ihr bezahlt, jedoch erst in zwei Tagen. Zu spät für die genervte Reisende. «Ich müsste morgen dort sein. Eigentlich wollte ich fliegen, um weniger Stress zu haben.»

Ähnlich ging es einer Gruppe deprimierter junger Männer mit einem Sixpack Bier. Auch sie wollten nach Budapest. «Die Stimmung ist so ziemlich am Boden», sagte einer der Reisenden. Drei Stunden sass die Reisegruppe bereits am Flughafen und suchte nach Alternativen. «Eigentlich hätten wir Tickets für ein Konzert heute Abend. Wir wissen nicht, was wir jetzt machen sollen», sagte der junge Mann.

Keine unschönen Szenen gab es am Flughafen Bern. Dort waren Flüge nach Instrumentenflugregeln (IFR) zwar ebenfalls nicht möglich. Allerdings waren am Mittwochmorgen auch gar keine solchen IFR-Flüge geplant, dazu gehören alle Linienflüge. Private Flüge nach Sichtflugregeln hingegen waren in Bern weiterhin möglich. Dies sagte Urs Ryf, Flughafenchef des Bern Airport, auf Anfrage.

SDA/mbb/abz/pia/anf/lop/ked