In Sportchef Bickel schlummert ein Mathematiker
1:0 bei Xamax – die Siegesserie des Stadtclubs hat Gründe. Einer davon ist eine simple Gleichung.
Thomas Bickel ist für vieles bekannt. Er war einmal ein glänzender Fussballer, dann Gastrounternehmer, heute ist er der Sportchef beim FCZ, der gerne raucht und mit dem Tram zu den Heimspielen fährt. Als Mathematiker aber ist er dem Fussballpublikum noch nicht aufgefallen – bis am Samstag nach dem Spiel und 1:0-Erfolg bei Xamax. Im Soge des fünften Sieges in Folge sprach Bickel von einem «Riesenschritt nach vorne» und stellte eine Gleichung auf: «Mentalität plus Leistung ergibt Punkte.» So einfach ist das.
Als Nichtmathematiker ist es hingegen kein Leichtes, die Komplexität dieser Gleichung zu würdigen. Doch wenn man sich etwas länger mit den beiden Summanden Mentalität und Leistung beschäftigt, landet man irgendwann bei Antonio Marchesano. Seit Wochen gibt der kleine Tessiner mit der markanten Stimme dem Spiel des FCZ immer wieder produktive Stösse. Darauf angesprochen, weicht Marchesano aus. Sein Wirken möchte er nicht ins Zentrum stellen, er erzählt lieber von der Wichtigkeit des Mannschaftsdenkens. Es mögen Bausätze aus dem modernen Vokabular von heutigen Berufsfussballern sein, doch sie klingen aufrichtig und hinterlassen das Bild eines Mannes, der sich in dieser grossen Maschine namens Fortschritt höchstens als winziges Rädchen sieht.
Das kreative Hirn des FCZ
Das Bild täuscht, denn Marchesano gehört zu den Gründen, weshalb es dem FCZ läuft. Doch anders als bei Marco Schönbächler und Torschütze Blaz Kramer wird das kaum hervorgehoben. Marchesano ist das kreative Hirn des FCZ. Die überraschenden Dinge entspringen meist seinem Fuss, und wenn er mit Schönbächler auf kleinstem Raum den Ball hin und her spielt, sieht das nicht nur schön nach Fussball aus, es ist auch gefährlich.
Doch eben, für Marchesano ist Bescheidenheit eine Tugend – er sagt bloss: «Wenn es dem Team läuft, geht es auch mir besser.» Worauf Mathematiker Bickel folgert: «Ein absoluter Teamplayer. Eine Persönlichkeit.»
Ganz ähnlich ist es mit Toni Domgjoni. Der 21-Jährige arbeitet im Maschinenraum des Fortschritts, im Mittelfeldzentrum. Das führt dazu, dass andere Kollegen häufiger und spektakulärer auffallen. Doch Domgjoni ist ein Schwerarbeiter, und wenn der «Riesenschritt nach vorne» eine Personifizierung braucht, dann ist es wohl er. Er hat körperlich zugelegt, weil er mehr trainiert und einen speziellen Trainingsplan befolgt, der ihn explosiver macht. Er ist unerbittlich im Zweikampf – am Ball aber zugleich ruhiger geworden.
«Ich mache die einfachen Sachen», erzählt er nach dem Spiel gegen Neuenburg, seine Augen erzählen von der Lust des Siegens, worauf er sagt: «Mit dem Siegen kommt der Hunger und damit auch der Hunger nach mehr.» Vielleicht kann Mathematiker Bickel den Satz nächstens in eine Gleichung giessen.
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