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Kriminalität geht zurück
In Schweizer Gefängnissen sitzen so wenige Häftlinge wie lange nicht mehr

Eine der grössten Anstalten der Schweiz: Das Gefängnis Champ-Dollon nahe Genf, vom Gefängnis in La Brenaz aus gesehen.

Die Zahl der Häftlinge in der Schweiz ist zum vierten Mal in Folge gesunken: 6310 Personen waren am Stichtag 31. Januar 2022 im Gefängnis – letztmals waren es vor elf Jahren so wenige. Das zeigt eine aktuelle Erhebung des Bundesamtes für Statistik.

Hauptgrund für den Rückgang der letzten zwei Jahre ist die Corona-Pandemie. So hat etwa der Einsatz der ausländerrechtlichen Administrativhaft abgenommen. Sie erlaubt es den Behörden, Ausländer ohne Aufenthaltsbewilligung zur Sicherstellung ihrer Ausschaffung zu inhaftieren – aber nur, wenn eine Ausschaffung tatsächlich absehbar ist. Und das war wegen der Pandemie meist nicht der Fall. Zudem mussten die Gefängnisse teils ausgedünnt werden, um die Schutzkonzepte einhalten zu können. Dazu wurden viele Kurz- und Ersatzfreiheitsstrafen aufgeschoben, der Haftantritt also auf ein späteres Datum verlegt.

Derzeit sind nur 86 Prozent der Plätze in Schweizer Gefängnissen belegt. Das gab es, abgesehen vom Vorjahr, seit 2008 nicht mehr. 2013 waren die Anstalten sogar noch überfüllt, weil die Bevölkerung wuchs, die Kriminalität zunahm und immer mehr Menschen zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Seither ist die Belegung aber stark gesunken.

Unverändert hoch ist der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer, die 70 Prozent aller Insassen ausmachen. (Lesen Sie dazu: Sind Ausländer wirklich krimineller als Schweizer?) Die meisten von ihnen sind Männer. Insgesamt beträgt der Frauenanteil gerade einmal 6 Prozent, obwohl mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Schweiz weiblich ist. Allerdings wurde ein solcher Wert zuletzt 2009 verzeichnet.

Der allgemeine Rückgang bei den Insassen hat nichts mit der Anzahl der verfügbaren Plätze zu tun – im Gegenteil: Obwohl die Zahl der Justizvollzugseinrichtungen seit Jahren zurückgeht, hat ihre Gesamtkapazität zugenommen. 1988 gab es 152 Gefängnisse mit knapp 5500 Haftplätzen, heute sind es noch 91, die jedoch über 7300 Plätze verfügen.

Damit setzt sich der Trend fort, dass kleinere Anstalten zugunsten von grösseren mit mehr Haftplätzen geschlossen werden. Die grösste geschlossene Justizvollzugsanstalt der Schweiz liegt in Regensdorf im Kanton Zürich: Pöschwies hat 399 Plätze.

Die Zahl der Ausbrüche aus Schweizer Gefängnissen variiert von Jahr zu Jahr erheblich. 2021 gelang nur fünf Personen die Flucht aus einer geschlossenen Einrichtung. Drei davon wurden innerhalb von einer Woche eingefangen, zwei konnten sich absetzen und sind untergetaucht. Häufiger kommt es zur Flucht aus einer offenen Einrichtung oder bei begleitetem Urlaub. Im vergangenen Jahr passierte das 112-mal. Die meisten Häftlinge sind freiwillig zurückgekehrt oder wurden wieder verhaftet.

Ansonsten erlebten die Vollzugsbeamten wie auch die Polizei ein vergleichsweise gutes Jahr. Zum neunten Mal in Folge sank die Anzahl Straftaten in der Schweiz gemäss Kriminalstatistik. Widerhandlungen sowohl gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz als auch gegen das Betäubungsmittelgesetz und das Strafgesetzbuch nahmen ab.

2021 wurden noch weniger Einbruchdiebstähle registriert als im Vorjahr, womit ein historischer Tiefstand erreicht ist. Durch die Homeoffice-Empfehlung und -Pflicht waren die Leute viel mehr zu Hause. Es gab weniger schwere Körperverletzungen und 42 vollendete Tötungsdelikte – einer der tiefsten Werte seit Beginn der Erhebung im Jahr 1982.