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Wahlen in Europa
Frauen im isländischen Parlament doch nicht in der Mehrheit

Neu sitzen mehr Frauen als Männer in Islands Parlament: Premier Katrin Jakobsdottir nach der Stimmabgabe. 

Im neuen isländischen Parlament sind die Frauen doch nicht in der Mehrheit. Eine Nachzählung habe ergeben, dass der Anteil der Frauen doch unter 50 Prozent liege, gab die Wahlkommission am Sonntagabend bekannt. Island hatte nach der Parlamentswahl vom Samstag kurzzeitig geglaubt, das erste europäische Land mit mehr Frauen als Männern im Parlament zu sein.

Der Nachzählung zufolge verloren aber drei Frauen die ihnen ursprünglich zugeschriebenen Sitze im Parlament. Dadurch fiel die Zahl der Sitze für Frauen von 33 auf 30 und damit der Frauenanteil auf 47,6 Prozent, wie es von Seiten der Wahlkommission hiess. Zuvor hatten Hochrechnungen auf Grundlage der Wahlergebnisse ergeben, dass 33 der 63 Sitze im Althing auf Frauen entfallen sollten. Weitere Nachzählungen in anderen Teilen Islands waren nicht ausgeschlossen.

In keinem Land Europas liegt der Frauenanteil im Parlament über 50 Prozent. Am nächsten kommt dem laut Daten der Weltbank bisher noch Schweden mit 47 Prozent. Eine Frauenquote für das Parlament gibt es in Island nicht. Der Inselstaat ist aber seit langem ein Vorreiter in Sachen Gleichberechtigung und Frauenrechte.

Seit zwölf Jahren führt Island die Rangliste des Weltwirtschaftsforums der Länder mit der grössten Gleichberechtigung an. Die Vulkaninsel im Nordatlantik war 1980 das erste Land, das eine Frau zur Präsidentin wählte.

Linksgrüne geschwächt

Welche Koalition letztlich aus der Wahl hervorgehen wird, ist noch unklar. Die regierende Links-Rechts-Koalition konnte bei der Abstimmung zwar ihre Mehrheit verteidigen. Die drei Regierungsparteien kamen auf 37 der 63 Sitze im Parlament. Die beiden konservativen Koalitionspartner könnten jedoch versuchen, eine Regierung ohne die Linksgrünen von Ministerpräsidentin Katrin Jakobsdottir zu bilden.

Stärkste Kraft wurde mit über 24 Prozent und 16 Sitzen die konservative Unabhängigkeitspartei. Parteichef Bjarni Benediktsson, Finanzminister der bisherigen Regierung und ehemaliger Ministerpräsident, hofft, Jakobsdottir als Regierungschef abzulösen.

Die Linksgrünen kamen nur noch auf acht Sitze – drei weniger als bei der vergangenen Wahl. Jakobsdottir sagte, es werde wohl «kompliziert», eine neue Regierung zu bilden.

Die Linksgrünen wurden von der Fortschrittspartei, die Mitte-Rechts-Positionen vertritt, auf den dritten Platz verdrängt: Sie gewann 13 Mandate und damit fünf mehr als zuvor. Die Fortschrittspartei sei «zurück in der ersten Reihe» der Politik, erklärte Parteichef Sigurdur Ingi Johannsson.

Von politischen Skandalen geprägt

In den vergangenen Jahren war Island von politischen Skandalen und Instabilität geprägt. 2008 wurde das Land von der Finanzkrise schwer getroffen: Die isländische Währung stürzte ab, die Inflation schoss in die Höhe. Mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) gelang es Island schliesslich, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen – vor allem dank des Tourismus.

2016 erschütterte ein Skandal rund um die «Panama Papers» die isländische Politik. Durch die Veröffentlichung der Dokumente wurde bekannt, dass 600 Isländer in dubiose Steuerpraktiken verwickelt waren – darunter auch der damalige Regierungschef Bjarni Benediktsson.

Insgesamt wurden infolge der diversen Skandale zwischen 2007 und 2017 fünf Wahlen abgehalten. Jakobsdottirs Regierung war erst die zweite seit 2008, die bis zum Ende ihrer vierjährigen Amtszeit durchhielt.

Die Ministerpräsidentin ist in der Bevölkerung sehr beliebt. Während ihrer Amtszeit führte sie ein fortschrittliches Einkommensteuersystem ein, erhöhte das Budget für den sozialen Wohnungsbau und verlängerte die Elternzeit.

sda/nlu