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Unkonventionelle Kampagne in Stäfa
In der Kanalisation sind die Monster los

Plakate mit Monstern zieren in Stäfa den Strassenrand. Sie sollen die Arbeit von Florian Uehle, Leiter Fachbereich Abwasser und Gewässer der Gemeinde Stäfa, und seinem Team erleichtern.
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Unter dem stillen Örtchen ist es ordentlich laut. Denn es spukt und poltert in Stäfas Kanalisation. Gemäss zahlreichen Plakaten am Strassenrand und einem Flyer, der in alle Stäfner Haushalte geflattert ist, suchen Monster den Stäfner Untergrund heim. Mit Stosszähnen aus Tampons, einem alten Lappen auf dem Kopf und Wattestäbchen und Rasierklingen im Haar wirkt das Monster auf den Flyern aber eher witzig als gefährlich.

Dieses Monstrum aus Tampons und Wattestäbchen hat es auf Rohre abgesehen.

Die Botschaft hinter der Kampagne, welche diese Woche gestartet ist, ist hingegen eine ernste. Die Gemeinde will mit den Monstern namens «Pumpenkiller» und «Rohrverstopfer» auf die tonnenweise falsch entsorgten Abfälle hinweisen. Feuchttücher, Binden, Tampons, Katzensand oder Präservative werden genauso die Toiletten hinuntergespült wie Plastikverpackungen und Speiseöle.

Der Leiter der Abwasserreinigungsanlage, Robert Matanovic, fischt mit seinem Team aber noch ganz anderes aus den Rohren: «In Haushalten landen oft ohne Nachdenken Essensreste, Windeln oder sogar Unterwäsche in der Toilette», sagt er. Ausser Wasser und WC-Papier gehört jedoch nichts in den Abort.

Kosten von mehreren 10’000 Franken

Das Problem ist den Stäfner Behörden schon seit Jahren ein Dorn im Auge, wie Gemeinderätin und Tiefbauvorsteherin Claudia Hollenstein (GLP) sagt. «Wir wollten die Bevölkerung und das Gewerbe mit einer Kampagne sensibilisieren, die anspricht und zum Nachdenken bewegt.» Das Stäfner Werbebüro Kistler Holistic hat den falsch entsorgten Abfällen Leben eingehaucht und sie zu Monstern werden lassen. Rund 15’000 Franken hat sich die Gemeinde die Kampagne kosten lassen. 

Im Vergleich mit den Kosten, die wegen des falsch entsorgten Abfalls anfallen, lohne sich die Kampagne aber allemal, sagt Florian Uehle, Leiter Fachbereich Abwasser und Gewässer der Gemeinde. Wegen kaputter Pumpen sowie Wartungs- und Reinigungsarbeiten würden Kosten von mehreren 10’000 Franken im Jahr anfallen. Im schlimmsten Fall verstopfen die Fremdstoffe ein Kanalrohr so sehr, dass das Abwasser bis in die Toiletten gestaut wird – eine «monstermässige Sauerei», wie die Gemeinde in einer Mitteilung schreibt.

Gefrässig und gierig: Der Pumpenkiller hält die Mitarbeitenden der Abwasserreinigungsanlage auf Trab.

Das Reinigen der verstopften Pumpen der Kläranlage geht nicht nur ins Geld, sie sind auch für die Mitarbeitenden «monstermässig gruusig.» Florian Uehle sagt: «Es gibt Schöneres, als am Sonntagmorgen notfallmässig stinkende Fremdstoffe aus der Pumpe der Abwasserreinigungsanlage entfernen zu müssen.» Die Gerüche seien nicht nur für empfindliche Nasen unangenehm, sondern auch für die erfahrenen Mitarbeitenden der ARA. «Natürlich ist das unser Job, aber wenn jeder seine Abfälle richtig entsorgen würde, könnte das die Aufwände für das Team und das Portemonnaie senken.»

Das Problem haben auch andere Gemeinden. Gerade während des grossen Lockdown im Jahr 2020 haben die Kläranlagen in der Region einen deutlichen Anstieg an Fremdstoffen in der Kanalisation verzeichnet. Vor allem zurückzuführen auf Desinfektions- und Feuchttücher. «Die Menge ging bis heute nicht wirklich zurück», sagt Uehle. «Wir hoffen, dass sich durch die Kampagne bald eine spürbare Veränderung zeigt», sagt Claudia Hollenstein.

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