Donald Trump über Woodward-Interview«Ich habe nicht gelogen»
US-Präsident Donald Trump dementiert, die Amerikaner über die Gefahr durch das Coronavirus belogen zu haben. Die entsprechende Frage eines Journalisten bezeichnete er als Schande.
«Ich habe nicht gelogen», sagte Trump am Donnerstag im Weissen Haus auf eine entsprechende Frage eines Reporters. «Ich habe gesagt, wir müssen ruhig bleiben, wir dürfen nicht in Panik geraten.» Die Frage sei «eine Schande». In Interviews des Investigativjournalisten Bob Woodward hatte er im März gesagt, er habe die Gefahr durch das Virus heruntergespielt. Die entsprechenden Passagen waren am Mittwoch in US-Medien veröffentlicht worden. Die Aussagen haben Trump kurz vor der Präsidentschaftswahl im November in Bedrängnis gebracht.
Der US-Präsident zog eine Parallele zwischen seinen Beschwichtigungen in der Corona-Pandemie und dem Verhalten des britischen Premierministers Winston Churchill im Zweiten Weltkrieg. «Als Hitler London bombardierte, ging Churchill, ein grosser Anführer, oft auf ein Dach in London und sprach», sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Freeland im US-Bundesstaat Michigan. «Und er sprach immer mit Gelassenheit. Er sagte, wir müssen Gelassenheit zeigen. Nein, wir haben es richtig gemacht, und wir haben eine Arbeit geleistet wie niemand sonst.»
Trump verwies auf den Rat der Regierung in London an die Briten im Zweiten Weltkrieg: «Keep calm and carry on» (in etwa: Ruhe bewahren und weitermachen). «Das ist, was ich getan habe.» Von Churchill ist überliefert, dass er die Bombenangriffe der Nazis auf London von einem Dach aus beobachtete, nicht aber, dass er dabei Reden hielt. Im Juni 1945 – also nach dem Kriegsende – sprach er im Wahlkampf auf einem Vordach, wie auf Fotos festgehalten wurde.
Über 190’000 Tote
Trump argumentierte am Donnerstag, hätte Woodward gedacht, dass seine Aussagen problematisch seien, hätte er damit sofort an die Öffentlichkeit gehen sollen, statt monatelang damit zu warten. Trump wich kritischen Fragen nach der Verharmlosung der Gefahr aus, indem er auf das seiner Ansicht nach erfolgreiche Krisenmanagement seiner Regierung verwies. «Wir haben phänomenale Arbeit geleistet», sagte er. Bald werde es einen Impfstoff geben.
Trump stellte die Lage in den USA als besser dar als in Europa. «Wenn man sich die Europäische Union im Moment ansieht, dann haben sie Ausbrüche, wie man sie noch nie zuvor gesehen haben, und offen gesagt sind ihre Zahlen auf einem Niveau, das viel schlimmer ist als die Zahlen hier», sagte er. Als Beispiele nannte er Italien, Frankreich und Spanien. Dort haben die Infektionszahlen zwar wieder zugenommen, auch in den USA sind sie aber weiterhin auf einem hohen Niveau.
Trump zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die USA die Krise bald überwinden würden. Einen weiteren «Shutdown» schloss er aus. Seinem Herausforderer bei der Wahl am 3. November, Joe Biden, warf er vor, die Pandemie für politische Zwecke zu missbrauchen.
Seit Beginn der Corona-Pandemie sind nach Statistiken der Universität Johns Hopkins in Baltimore mehr als 191 000 Menschen in den USA nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Die Zahl der täglichen Neuansteckungen lag am Mittwoch bei mehr als 34 000. In absoluten Zahlen haben die USA weltweit die meisten Corona-Toten zu beklagen, nicht aber relativ zur Einwohnerzahl. In dieser Kategorie liegen die USA an siebter Stelle. In der EU hat demnach nur Spanien mehr Tote pro 100 000 Einwohner zu beklagen.
SDA
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