Richtsatz bei 1,13 ProzentHypothekarzinsniveau spürbar gesunken
In der Schweiz ist der Richtsatz für Hypotheken in den Sommermonaten Juli und August deutlich gesunken. Kurzfristig sei kein starker Anstieg zu erwarten.
Der Richtsatz für Hypotheken mit einer zehnjährigen Laufzeit sank im Sommer zeitweise auf 1,11 Prozent, wie der Hypothekenvermittler Moneypark am Montag mitteilte. Im Juni hatte er noch bei 1,22 gelegen. Zuletzt wurde ein so tiefer Richtsatz im März 2020 festgestellt. Ende August lag der der durchschnittliche Richtsatz dann bei 1,13 Prozent.
Das «überraschend» tiefe Niveau erklärt sich Moneypark mit den im Juli «spürbar gesunkenen Kapitalmarktsätzen». Diese hätten auf die Hypotheken durchgeschlagen, zumindest auf jene mit langen Laufzeiten. Für zweijährige Festhypotheken kommt der durchschnittliche Richtsatz nun hingegen bei 0,86 Prozent zu liegen (Juni: 0,83 Prozent), bei fünfjährigen beträgt er nun 0,91 Prozent (0,94 Prozent).
Zinsniveau bleibt wohl tief
Die Bandbreite bei den untersuchten über 150 Banken, Versicherungen und Pensionskassen bleibe jedoch nach wie vor gross, betonte Moneypark. So seien zum Beispiel zehnjährige Festhypotheken schon für 0,67 Prozent zu haben. Die Differenz zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot habe 46 Basispunkte betragen.
Gegen Ende Monat stiegen die Kapitalmarktzinsen wieder leicht an und könnten nun laut Moneypark die langfristigen Festhypotheken tendenziell eher leicht ansteigen lassen. Grundsätzlich sei aber zu erwarten, dass das tiefe Zinsniveau auch bei langen Laufzeiten in den nächsten Wochen erhalten bleibe. Denn eine ultraexpansive Geldpolitik sei in den nächsten Monaten unwahrscheinlich, weshalb es auch nicht zu einer Leitzinserhöhung kommen sollte.
SNB-Vize warnt vor Risiken an Immobilienmärkten
Hypotheken bleiben für Hauskäufer also attraktiv, die Schweizerische Nationalbank befürchtet allerdings, dass die Preise sinken und Immobilienbesitzer dann in Schwierigkeiten geraten könnten, wie SNB-Vize Fritz Zurbrügg in einer Rede an der Universität Luzern sagte. «Wir sehen sowohl deutliche Anzeichen einer nicht nachhaltigen Hypothekarkreditvergabe wie auch eine erhöhte Gefahr einer Preiskorrektur.»
Ob jetzt der grosse Immobiliencrash bevorstehe, beantwortete Zurbrügg zwar nicht. Ganz klar sei aber, dass an den Hypothekar- und Immobilienmärkten «substanzielle Verwundbarkeiten» bestünden. Zu diesen verschärften Tönen hat die jüngste Entwicklung geführt. Denn trotz Corona-Krise sind die Preise von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen weiter angestiegen – um mehr als 80 Prozent in den letzten 15 Jahren. Das gleiche Bild zeigt sich beim Volumen der vergebenen Hypotheken.
Referenzzinssatz bleibt unverändert
Für Mieter gibt es indes keine Änderungen nach unten, der hypothekarische Referenzzinssatz bleibt auf dem Stand von 1,25 Prozent, wie das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) letzte Woche mitteilte. Auf diesen rekordtiefen Wert war der Satz im März 2020 gefallen. Mieterinnen und Mieter können somit keinen Anspruch auf eine Senkung ihrer Mieten geltend machen. Auf der anderen Seite können Hausbesitzer die Mieten gestützt auf diesen Referenzwert auch nicht erhöhen.
Der dem Referenzzinssatz zugrundeliegende Durchschnittszinssatz ist gegenüber der letzten Publikation des hypothekarischen Referenzzinssatzes von 1,25 Prozent auf 1,23 gesunken. Eine Änderung des momentan geltenden Zinssatzes ist erst angezeigt, wenn ein von der Nationalbank berechneter Durchschnittszinssatz auf unter 1,13 Prozent sinkt oder auf über 1,37 Prozent steigt. Grundlage der Berechnung sind die Zinssätze aller inländischer Hypothekarforderungen von Schweizer Banken.
SDA/sep
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