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Opel Astra
Hut ab!

Schluss mit Biederkeit: Der neue Opel Astra gefällt mit seinem reduziert-markanten Design.
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Längst überholt ist das Klischee vom Stumpen paffenden Opel-Opa, der auf seiner Hutablage WC-Papierrollen mit Häkelüberzug spazieren fährt. Noch immer sprüht die Marke aber nicht gerade vor Sex-Appeal. Wohl, weil sie in den vergangenen Jahren häufiger als Sorgenkind der deutschen Autoindustrie und Spielball im globalen Monopoly von sich reden machte als durch unbestreitbar solide Fahrzeuge. Und weil sie derzeit weder mit einem emotionalen Sportwagen noch einem pompösen Luxusliner, ja nicht einmal mehr mit einem Cabrio im Portfolio Begehrlichkeiten weckt. Stattdessen bedient sie die Bedürfnisse der schnöden Alltagsmobilität – so auch mit der sechsten Generation des Kompaktklassikers und ewigen Golf-Gegners Astra. Oder etwa nicht?

In Kürze handelt es sich dabei um einen vernünftig dimensionierten 5-Türer zu einem vernünftigen Preis ab 32’800 Franken. Mit vernünftigen Motoren, die vorläufig zwischen 110 und 180 PS leisten. Mit einem vernünftigen Infotainment- und Konnektivitäts-Aufgebot. Und einigen modernen Extras, darunter adaptive LED-Scheinwerfer mit Pixel-Technologie und eine Geschwindigkeitsregelung mit Stop-&-Go-Funktion. Pflichterfüllung, also: check! Doch die Art und Weise, wie Opel sein Brot-und-Butter-Angebot verpackt, weckt durchaus Begehrlichkeiten. Oder als subjektive Frage formuliert: Gibt es aktuell einen attraktiveren, um nicht zu sagen mehr Sex-Appeal ausstrahlenden Kompaktwagen als den neuen Astra mit seiner reduziert-markanten Linienführung, optionalen Zweifarblackierung und ausdrucksstarken Front im Motorradhelmvisier-Look? Weder knüpft das Design an biedere Zeiten an, noch biedert es sich an den Mainstream an. Und schon gar nicht lässt es erkennen, dass das in Rüsselsheim sowohl designte als auch gefertigte Modell die gleiche EMP2-Plattform wie seine Stellantis-Konzerngeschwister Peugeot 308, Citroën C4 und DS4 nutzt.

Das Highlight sind die Frontsitze

Der positive Eindruck setzt sich im Innenraum fort, wo ein breites, gebogenes Panel mit zwei integrierten 10-Zoll-Displays ein Hightechambiente erzeugt – kombiniert aber mit einigen guten alten Knöpfen, damit sich wichtige Funktionen wie die Klimaregulierung nicht ablenkungsfördernd in Untermenüs verstecken. Wer mit der Bedienung des ständig mit dem Netz verbundenen Systems dennoch nicht klarkommt, spricht den Astra auch einfach mal mit «Hey Opel» an. Doch das wirkliche Highlight sind die AGR-zertifizierten (Aktion gesunder Rücken) Frontsitze mit Belüftung, Heizung, optionaler Massagefunktion – und einem überragenden Komfort, der die einzige nennenswerte Schwäche des Fahrzeugs fast schon wettmacht. Zumindest bei Stadttempo gibt sich die vergleichsweise altmodische Fahrwerkskonstruktion mit Verbundlenker-Hinterachse nämlich polterig.

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Dort gibts Platz für 352 bis 1268 Liter.
Der Astra glänzt mit der ausdrucksstarken Front im Motorradhelmvisier-Look.
Weder knüpft das Design an biedere Zeiten an, noch biedert es sich an den Mainstream an.

Anders dafür bei höheren Geschwindigkeiten: Auf der Autobahn gleitet der Wagen angenehm dahin, auf Kurvenstrecken liegt er satt auf dem Asphalt und erweist sich mithilfe einer verbindlichen Lenkung, fest zupackenden Bremsen und hoher Verwindungssteifigkeit sogar als engagiertes Fahrerauto. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb man sich mit nichts weniger als 180 PS zufriedengeben sollte. Während die 110- und 130-PS-Versionen konventionell motorisiert sind, handelt es sich beim Topmodell um einen Plug-in-Hybrid, der einen 1,6-Liter-Turbo mit einem 110 PS leistenden E-Motor kombiniert. Letzterer reicht, um den Astra mit kräftigen 320 Nm auf bis 135 km/h zu beschleunigen und unter optimalen Bedingungen bis zu 60 Kilometer weit stromern zu lassen. Sprich, wer die 12,4-kWh-Akkus regelmässig auflädt, schafft die meisten Alltagsfahrten lokal emissionslos, leise und komplett vibrationsfrei.

Die 8-Gang-Automatik arbeitet souverän

Doch auch im Hybridmodus überzeugt der Antrieb. Das Antriebsduo harmoniert, geschaltet wird über eine souveräne 8-Gang-Automatik, und der Spritverbrauch steigt auch bei längeren Strecken kaum über fünf Liter auf 100 Kilometer. Einziger Wermutstropfen: Der Platzbedarf der Antriebsbatterie lässt das Kofferraumvolumen beim Plug-in-Hybrid von 422 auf 352 Liter schrumpfen. Nichtsdestotrotz geht man bei Opel Schweiz davon aus, dass sich rund die Hälfte der Astra-Käufer für den teilelektrischen Antrieb entscheiden wird.

Generell sei das Kompaktmodell, das sich 2021 hierzulande nur gerade 513-mal verkaufte – nicht halb so gut wie Opels Bestseller Corsa und weit abgeschlagen hinter den 3269 Einheiten des VW Golf und den 4974 Einheiten des Skoda Octavia –, diesen Sommer erfolgreich in die sechste Generation gestartet. Den Grossteil der Bestellungen erwartet der Importeur aber erst 2023. Dann nämlich, wenn der Astra wieder als Sports Tourer mit noch mehr Kofferraumvolumen erhältlich ist. Und wenn er sich mit einer neuen, 225 PS leistenden Top-Hybrid-Version oder wahlweise als reiner Stromer noch weiter von der biederen Vergangenheit entfernt. Wer mag, kann natürlich auch in Zukunft eine WC-Papierrolle auf der Hutablage spazieren fahren. Nur bekommt das die Welt glücklicherweise nicht mit: Die Heckscheiben sind serienmässig getönt.