Netflix-Hit «White Lines»Hunde auf Koks und eine verschollene Leiche
Die spanisch-britische Netflix-Serie «White Lines» begibt sich auf Spurensuche nach einem lange zurückliegenden Mord – inmitten von Drogen, Sex und spektakulären Partys auf Ibiza. Und das macht richtig Spass.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Wer steckt dahinter?
Man nehme eine Insel im Mittelmeer, elektronische Musik, eine grosse Menge Drogen, eine Prise Sex und die gerade entdeckte Leiche eines jungen Briten, der vor zwanzig Jahren vermeintlich spurlos verschwand. Dies sind die Zutaten der britisch-spanischen Serie «White Lines». Und das macht, Toter hin oder her, richtig Spass. Seit dem Release Mitte Mai hält sich «White Lines» in der Schweiz in den Top Ten der meistgeschauten Veröffentlichungen auf Netflix.
Die zehnteilige Serie hat Álex Pina erschaffen. Netflix hatte 2018 beim spanischen Regisseur und Drehbuchautor eine neue Reihe in Auftrag gegeben – nachdem dessen Banküberfallstory «Casa del Papel» zum weltweiten Hit für den Streamingriesen geworden war. Das «Casa del Papel»-Erfolgsteam erhielt in der Umsetzung von «White Lines» Unterstützung von den Produzenten von «The Crown» – die britische Royal-Serie ist ebenfalls eine der beliebtesten Reihen auf Netflix und mehrfach preisgekrönt.
Worum gehts?
Die Story von «White Lines» geht ungefähr so: Als Axel Collins’ Leiche auf dem Grundstück einer reichen Unternehmerfamilie auf Ibiza gefunden wird, reist seine Schwester Zoe aus Manchester an und begibt sich auf Spurensuche. Bis vor kurzem ging sie davon aus, dass ihr Bruder in den Neunzigerjahren einfach abgehauen war, zumindest liess sein damaliger bester Freund Marcus sie das glauben. Zoe, zwanzig Jahre zuvor noch minderjährig und vernarrt in ihren älteren Bruder, entwickelte nach seinem Verschwinden eine Depression und wollte sich umbringen. Nun also verlässt sie ihr geordnetes britisches Leben mit Mann und Kind, um auf Ibiza herauszufinden, was damals wirklich geschah. Die Polizei interessiert sich jedenfalls nicht sonderlich für den Fall, da er verjährt ist.
Diese Zoe ist eigentlich eine brave Bibliothekarin. Auf Ibiza aber offenbart sich eine wilde Version ihrer selbst, die sich vom Sog aus Drogen, Sex und Partys mitziehen lässt – und irgendwann mit sieben Kilo Koks im Auto vor der Polizei flieht. So dringend will sie die Wahrheit über den Tod des Bruders erfahren, dass sie zur Gewalt bereit ist. Laura Haddock verkörpert glaubhaft all diese Facetten der Figur.
Was ist so gut daran?
Dass die Suche nach der Wahrheit in einigen der Folgen in den Hintergrund rückt, tut der Erzählung keinen Abbruch. Im Gegenteil, in der Jetztzeit entwickelt sich eine neue Geschichte, das simple Prinzip, dass jemand versucht, einen Jahre zurückliegenden Mord aufzuklären, wird erweitert. Und natürlich spielen die alten Freunde und Bekannten des Toten auch da eine Rolle. Das Ergebnis ist eine Genremischung, es wird zugleich eine Krimi-, eine Familien- und eine Hedonismusgeschichte erzählt, mit skurrilen Elementen (Hunde auf Koks, Koks im gelben Bananenschlauchboot). Und mit Musik. Denn nur deswegen wollte Axel Collins (Tom Rhys Harries) überhaupt nach Ibiza: Als DJ legte er mit Freunden in Clubs auf, sie lebten «la vida loca». Doch Musik dient in der Serie auch als Folterinstrument, kann einem doch das Trommelfell platzen, wenn man an mehrere Musikboxen gefesselt ist, deren Lautstärke immer weiter aufgedreht wird.
Das Bild, das in Rückblenden von Axel gezeichnet wird, ändert sich im Lauf der Folgen. Ist er anfangs noch der liebende grosse Bruder, der sich um seine Schwester kümmert, zeigen sich nach und nach immer neue, unerwartete Wesenszüge. Auch die Entwicklung von Zoe in der Jetztzeit lässt einen zappeln: Zerstört sie gerade ihr Leben, oder erfindet sie sich neu? Trotz aller Schwere bleibt die Serie unterhaltsam.
Was sicherlich auch an den Bildern der traumhaften Insel liegt. Und an den spektakulär inszenierten Partys.
Fehler gefunden?Jetzt melden.