Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Thesen aus der Bevölkerung leuchten bald über Kircheneingang

Über dem Eingang der reformierten Kirche Horgen wird ab Dienstagabend, 31. Oktober, ein grosser elektronischer Display hängen.

Mit Hammer und Nagel soll Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine Thesen an der Schlosskirche in Wittenberg befestigt haben. Auch wenn die genauen Umstände bis heute umstritten sind, ist das Resultat seines Werkes eindeutig: die Reformation.

Um das 500-jährige Jubiläum zu feiern, hat die reformierte Kirche Horgen entschieden, am 31. Oktober selber eine solche Tafel aufzustellen. Allerdings der Neuzeit entsprechend mit Stahlgerüst und Digitalanzeige. Auch der Inhalt der Thesen soll sich von jenen Luthers unterscheiden. So sind Meinungen, Fragen, Anliegen oder Wünsche zur Kirche aus der Bevölkerung gefragt. Diese können via spezieller Postkarte oder Internet eingereicht werden.

Vom A4-Blatt zur LED-Wand

Auf die Idee kam Irene Libener, Sigristin der reformierten Kirche Horgen. «Ich bin in den meisten Gottesdiensten anwesend und höre von den Besuchern ab und zu ein «Ja, aber» nach der Predigt.» Deshalb habe sie sich gedacht, dass die Leute die Möglichkeit haben sollten, ihre Gedanken auszuformulieren. «So kam ich auf die Idee, dass die Horgner ihre eigenen Thesen schreiben könnten», sagt sie.

Eigentlich habe Libener an ein A4-Blatt gedacht, das mit wöchentlich wechselnden Thesen an die Kirchentür genagelt wird. Pfarrer Johannes Bardill fand die Idee allerdings so gut, dass die Sätze nun um einiges präsenter erscheinen. «Ich finde, man sähe einen Zettel an der Kirchentür erst, wenn man ganz nahe heran ginge. Das geht heute im gehetzten Alltag unter.» Deshalb erscheinen die Thesen jetzt auf einer vier auf sechs Meter grosser LED-Wand auf einem Stahlgerüst über der Tür, die man vom Dorfplatz aus sehen soll.

Die Thesen werden anonym veröffentlicht und können verschiedenes beinhalten. Beispielsweise welche Erwartungen an die Kirche bestehen, was neu gedacht werden soll aber auch was Heimat bedeutet und was befremdet. «Die Thesen sollen natürlich niemanden beleidigen. Es dürfen aber auch kritische und provokative Bemerkungen dabei sein», sagt Johannes Bardill. Bereits seit dem 8. September können die Horgner ihre Sätze einreichen. «Wir haben schon einen ganzen Stapel erhalten. Da wir nicht alle These veröffentlichen können, schauen wir jede einzeln an», erklärt Libener. Falls eine Äusserung mehrmals eingehe, würde nur eine davon publiziert.

Ziel sind Diskussionen

Dass die Anliegen der Thesensteller direkt in den kirchlichen Alltag einfliessen werden, ist eher fraglich. «Wir haben nicht den Anspruch erhoben, die Wünsche alle in die Tat umzusetzen. Das Ziel der Tafel ist es, Denkanstösse zu geben und Diskussionen auszulösen», sagt Bardill. Wenn aber eine These dabei ist, die auf grosse Zustimmung stösst, könne diese einiges auslösen. «Es wäre natürlich schön, wenn aus den Diskussionen tatsächlich Bewegungen in Gang gesetzt würden, die etwas bewirken können. So wie vor 500 Jahren jene der Reformation», sagt Bardill.

Die Sätze können online unter www.refhorgen.ch/thesen eingeschickt werden. Auch mittels Postkarten, die in Horgner Läden, Restaurants und in der reformierten Kirche aufliegen, kann man sie einreichen. Ab dem 31. Oktober um 18 Uhr werden die «Thesen» aufgeschaltet sein. Passend dazu wird an jenem Abend unterhalb der Kirche Suppe mit Horgner Reformationswurst verteilt. Der Display wird einen Monat lang in Betrieb sein.