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Hausärzte testen nur Risiko-Patienten – wenn überhaupt

Ein Hausarzt nimmt bei einer Patientin einen Speichel-Abstrich vor – was normalerweise ein einfacher Vorgang ist, stellt die Hausärzte in Coronavirus-Zeiten aber vor besondere Herausforderungen.
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Nun liegt der Ball auch bei den Hausärzten. Wie die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) mitteilt, dürfen neu alle Listenspitäler und alle Ärzte Coronavirus-Tests durchführen – dies, um die Kapazität im Gesundheitsbereich zu erhalten.

Was in der Theorie nach einer sinnvollen Massnahme klingt, stellt die Hausärzte in der Region vor besondere Herausforderungen. Dies zeigt sich am Beispiel von Adrian Müller, Hausarzt in Horgen und Präsident der Bezirksärztegesellschaft Horgen.

«Den Test zu machen ist technisch eine Kleinigkeit», sagt Müller. Dafür brauche es einen Abstrich aus Rachen und Nase, der dann mittels Kurier an das Labor im Universitätsspital Zürich geschickt werde.

Kompliziert wird es hingegen, beim Umgang mit den Verdachtsfällen. «Die Hausärzte brauchen dafür ein eigens eingerichtetes Zimmer, dass nach jedem Test desinfiziert werden muss und einen separaten Raum, der als Wartezimmer dient». Die Patienten mit Verdacht auf das Coronavirus dürften nicht mit anderen Patienten in Kontakt kommen.

Ebenfalls muss das Personal geschützt werden, welches die Tests durchführt. «Durch die Hamsterkäufe von Schutzmasken haben wir momentan weder die nötige Kleidung noch die nötigen Masken zum Schutz der Mitarbeiter», sagt Adrian Müller. Das Material müsste zuerst vom Bund angeliefert werden. Daher dürfte trotz der Ankündigung von Natalie Rickli kaum eine Praxis vor Mitte Woche für Corona-Tests ausgerüstet sein.

Risiko für Mediziner

Adrian Müller hat Respekt vor der neuen Situation. «Durch das mediale Echo und die Verunsicherung in der Bevölkerung sind wir bereits jetzt zwei bis drei Stunden am Tag mit Anfragen von Patienten zum Thema Coronavirus konfrontiert.»

Müller warnt nun davor, dass Hausarzt-Praxen zusätzlich noch von Menschen frequentiert werden könnten, die sich testen lassen wollen. «Trotz der Ankündigung, dass man sich nun auch beim Hausarzt testen lassen kann, werden durch die besonderen Anforderungen nicht alle Praxen dazu in der Lage sein», sagt der Präsident der Bezirksärztegesellschaft.

Erst in den nächsten Tagen würde sich zeigen, wie viele der Praxen wirklich solche Test durchführen könnten und sich registrieren lassen. Für Müller ist wichtig: es gelte nach wie vor, bei Verdacht auf das Coronavirus nicht einfach den Hausarzt aufzusuchen, sondern sich zuerst telefonisch zu melden.

«Der Patient muss husten, an Atemnot leiden und Fieber über 38 Grad haben. Zudem muss er entweder über 65 Jahre alt sein oder eine chronische Vorerkrankung haben»

Adrian Müller

Denn weil es bislang nur ein Labor gibt, welches die Corona-Tests durchführt, werden auch in den Arztpraxen nur Risikofälle getestet. «Der Patient muss husten, an Atemnot leiden und Fieber über 38 Grad haben. Zudem muss er entweder über 65 Jahre alt sein oder eine chronische Vorerkrankung haben, ansonsten wird ein Test abgelehnt», sagt Müller.

Er hofft, dass durch die Ankündigung von Rickli nicht weiterer Druck auf das medizinische Personal der Arztpraxen ausgeübt werde. Durch den Mangel an Schutzmasken habe der Bund nämlich bereits die Dauer der Verwendbarkeit heraufgesetzt. «Eigentlich sollte das Personal eine Schutzmaske bei der Arbeit nur zwei bis drei Stunden tragen. Durch den Engpass sind wir nun angehalten, acht Stunden mit der gleichen Maske zu arbeiten.» Dadurch steige auch das gesundheitliche Risiko für das medizinische Personal.