Verletzungen und TiefsDiesen Schweizern geht es teuflisch schlecht
Noch nie startete ein NHL-Team mit vier Schweizern in eine Saison. Die Aussichten für das Quartett der New Jersey Devils waren aufregend – doch es kam anders.
Die New Jersey Devils gelten als eines der aufregendsten jungen Teams der NHL. Und sie schienen vor dieser Saison bereit für den grossen Schritt: Das Fachmagazin «The Hockey News» sah sie als zweitbestes Team der Metropolitan-Division und als Nummer-7-Favorit auf den Stanley-Cup.
Doch kurz vor Halbzeit der Qualifikation sind die Devils gerade noch auf einem Playoff-Platz. Und auch den vier Schweizern läuft es bislang nicht wie erhofft, mittlerweile ist Nico Hischier der einzige noch im aktiven Kader verbliebene des Quartetts.
Timo Meier: Erneut verletzt
35 Tore in der Saison 2021/22, gar deren 42 im Jahr danach. Die Erwartungen an Timo Meier vor seiner ersten vollen Saison in New Jersey waren immens – der Appenzeller war mitten in der letzten Spielzeit von San Jose zu den Devils transferiert worden und hatte im Sommer einen neuen 8-Jahres-Vertrag unterschrieben, der ihm total 70,4 Millionen US-Dollar einbringen wird. «Timo Time», wie es jeweils bei seinem letzten Club hiess, wenn er die Tore mit Pucks füllte, sollte nun neu in New Jersey sein.
Doch nun ist Meier einer der vielen Gründe, warum die Devils unter den Erwartungen geblieben sind. Während der Start mit elf Skorerpunkten, davon fünf Toren, in den ersten 14 Spielen noch ordentlich war, stoppte Meier Mitte November zunächst eine Verletzung. Ob seine Pause mit gut zwei Wochen nicht zu kurz war und der Schweizer zu früh wieder zurückkehrte, darüber wird in New Jersey seither diskutiert. Denn nach dem Comeback folgten neun Spiele ohne Skorerpunkt, und auch ein kurzes Zwischenhoch von vier Treffern in drei Spielen konnte Meiers Gesamtbilanz nur minimal schönen: Seine neun Tore und sechs Assists in 28 Spielen sind nicht das, was von einer eigentlich spektakulären Offensivkraft wie Meier erwartet wird.
Man sollte die Plus-/Minus-Statistik jeweils mit viel Vorsicht betrachten. Weil jene Meiers mit minus 16 mit Abstand die schlechteste des Teams ist, zeigt sie aber eben auch auf, dass es dem Schweizer auf beiden Seiten des Feldes nicht wirklich nach Wunsch läuft. Er musste teilweise auch in der dritten Linie statt neben den beiden Top-Centern Hischier und Hughes ran. Ein möglicher Aufschwung wurde nun erneut gebremst: Am 31. Dezember fiel Meier mit einer neuen Verletzung aus und spielte seither nicht mehr.
Nico Hischier: Es geht wieder aufwärts
Natürlich ist das Herummäkeln auf hohem Niveau, wenn man Nico Hischiers bisherige Saison als nicht wunschgemäss bezeichnet. Auch der Captain der Devils wurde durch eine Verletzung zurückgeworfen, er fiel fast den ganzen November aus. Und seine 21 Punkte (11 Tore) in 27 Spielen sind gewiss keine schlechte Bilanz, vor allem, da der Walliser normalerweise hinter Supertalent Jack Hughes (seit letztem Freitag verletzt) «nur» New Jerseys Center Nummer 2 ist, der im Gegensatz zum 22-jährigen Amerikaner auch regelmässig im Penalty Killing eingesetzt wird. Nach seiner Karrierensaison 22/23 mit 81 Skorerpunkten (davon 31 Tore!) in 80 Qualifikationsspielen hatte Hischier aber die Erwartungen in schwindelerregende Höhen getrieben.
Was nicht verschwiegen werden darf: Hischiers offensive Analytics sind exzellent. Gemäss dem Expected-Goals-Modell von Hockeyviz.com, einer viel beachteten Statistikplattform, generieren die Devils bei 5-gegen-5-Hockey mit Hischier auf dem Eis deutlich mehr Torgefahr als ohne ihn – pro Spiel liegt der Unterschied bei über einem halben zu erwartenden Tor.
Akira Schmid: Neuer Anlauf in der AHL
Goalie-Leistungen sind wie Voodoo. Diesen Running Gag im Eishockey sollte man im Hinterkopf haben, wenn man Akira Schmids Performances diese Saison betrachtet. Jacob Markström und seine Saisons 2021/22 und 2022/23 in Calgary sind die vielleicht besten Beispiele für oft schwierig zu erklärende Schwankungen der Männer zwischen den Pfosten: Der Schwede war zunächst mit 92,2 Prozent gehaltener Schüsse die Nummer 3 der Liga, um in der Folgesaison nach einem epochalen Einbruch auf 89,2 Prozent auf Platz 61 abzurutschen.
Schmid, mit 23 Jahren für einen NHL-Goalie immer noch jung und in der Entwicklungsphase, startete mit berechtigten Ambitionen auf den Nummer-1-Posten in die Saison. Dieses Ziel hat er vorerst deutlich verpasst. Und noch mehr: Am 28. Dezember letzten Jahres haben ihn die Devils in ihr AHL-Farmteam nach Utica versetzt – seine schlechten Statistiken (3,26 Gegentore pro Spiel und nur 89,3 Prozent gehaltene Schüsse) dürften eine Rolle gespielt haben, auch diverse Analytics-Modelle zeigten auf, dass der Schweizer eher mehr Tore als erwartet kassierte.
Gerade bei jungen Torhütern darf so eine Massnahme aber nicht als Strafe angesehen werden. Es ist für Schmids Entwicklung besser, in der AHL zu Einsätzen zu kommen, als in der NHL stets Ersatz oder gar überzählig zu sein.
Jonas Siegenthaler: Ein Fussbruch bremst ihn aus
Und jetzt auch noch das: In der Nacht auf Sonntag hat es den dritten Schweizer Feldspieler der Devils erwischt. Jonas Siegenthaler zog sich bei einem geblockten Schuss gegen Vancouver einen Bruch des linken Fusses zu und wird längere Zeit ausfallen. Das ist doppelt bitter für den Zürcher. Denn der Verteidiger war jener Schweizer in New Jersey, dem die erhoffte gute Saison bislang am besten gelungen war.
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Zwar schoss er erst kürzlich im 31. Spiel sein erstes Saisontor. Und auch die Gesamtausbeute von einem Treffer und sieben Assists in 38 Partien tönt alles andere als spektakulär. Aber diese Zahlen sind bei einem Abwehrspieler wie Siegenthaler sekundär. Massgebender war zuletzt dies: Seit dem Ausfall Ende November von Dougie Hamilton, dem Nummer-1-Verteidiger der Devils, erhielt in New Jersey kein anderer Abwehrspieler bei 5-gegen-5-Hockey so viel Eiszeit wie Siegenthaler. Er gehört auch im Unterzahlspiel zu den drei mit Abstand am meisten eingesetzten Verteidigern, seine defensiven Werte sind zudem grundsätzlich gut.
Was auch für Siegenthaler spricht: Mit 26 Jahren hat er das beste Alter für einen gross gewachsenen, schweren Verteidiger und Defensivspezialisten noch vor sich. Auch darum gilt sein Vertrag, der ihm bis 2028 durchschnittlich 3,4 Millionen US-Dollar pro Jahr einbringt, vergleichsweise als Schnäppchen.
Doch vorerst gilt es für ihn, Geduld zu bewahren und am Comeback zu arbeiten. Seine Verletzung ist für die Devils im Kampf um einen Playoff-Platz ein weiterer Dämpfer: Hamilton, Meier, Siegenthaler, Hughes – die Liste der verletzten Leistungsträger wird immer länger.
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