Grosse Nachfrage am ZürichseeHausärzte stehen für Booster-Impfung in den Startlöchern
Noch diesen Monat sollen im Kanton erste Corona-Drittimpfungen durchgeführt werden. Dementsprechend gross ist der Ansturm auf die Arztpraxen rund um den Zürichsee.
Viele Menschen, die über 65 Jahre alt sind oder ein geschwächtes Immunsystem haben, stellen sich zurzeit die grosse Frage: Soll ich meine Impfung gegen das Coronavirus auffrischen lassen?
Denn seit Ende Oktober ist die sogenannte Booster-Impfung schweizweit zugelassen, Swissmedic empfiehlt sie für besonders gefährdete Personen. Die Auffrischung soll den Schutz gegen schwere Verläufe der Covid-19 Krankheit nochmals deutlich erhöhen. Für die Drittimpfung werden nebst Altersheimen auch die Hausärzte wieder vermehrt einbezogen.
Ein Blick um den Zürichsee liefert nun die Erkenntnis: Zahlreiche Geimpfte haben sich für den dritten Piks entschieden – und suchen bereits nach einem Termin. Das bekommen die Arztpraxen deutlich zu spüren.
Bereitschaft unter Ärzten gross
So laufen in der Richterswiler Praxis von Bettina Gornickel die Vorbereitungen auf Hochtouren. Seit einer Woche kann sie wieder Impfdosen in praxistauglichen Mengen ab 20 Stück bestellen, in den nächsten Tagen werden die ersten eintreffen. Man sei bereit, sagt Gornickel: «Wir planen, ab der zweiten Novemberwoche mit der Booster-Impfung zu beginnen.»
«Dass wir wieder Corona-Impfungen anbieten können, zeigt, dass der Kanton uns bei der Bekämpfung der Pandemie braucht und einbezieht.»
Die Nachfrage sei vonseiten der älteren Patienten sehr gross, auch weil fast alle ihre ersten beiden Dosen schon vor mehr als sechs Monaten in der Hausarztpraxis verabreicht bekommen haben. «Und diese Leute wollen oder können nicht nach Zürich in ein Impfzentrum fahren.»
Die Richterswiler Praxis ist nicht die einzige, die sich in den Startlöchern befindet. Gornickel weiss von einigen Kollegen, die ebenfalls bereits Listen führen. «Dass wir nun nach längerer Pause wieder Corona-Impfungen anbieten können, freut uns und zeigt, dass der Kanton uns bei der Bekämpfung der Pandemie braucht und einbezieht.» Vielen Ärzten sei diese Wertschätzung wichtig. «Und schliesslich ist das auch unsere Aufgabe.»
Patienten werden noch vertröstet
Ähnlich präsentiert sich die Lage in der Meilemer Praxis von Melanie Bührer. Etwas mehr als 450 Patienten habe man im Frühjahr immunisiert. Von den älteren Geimpften häufen sich nun die Anrufe und E-Mails wieder, alle möchten einen neuen Termin vereinbaren. «Noch müssen wir sie aber etwas vertrösten», sagt Bührer.
Durch das Fehlen einiger Informationen vonseiten des Kantons – zum Beispiel über die genaue Dosierung der Booster-Impfung – habe sich der Startschuss ein wenig verzögert. «Wir gehen aber davon aus, dass wir ab Mitte oder Ende November mit dem Auffrischen beginnen können.» Bührer rechnet dann mit insgesamt rund 200 Booster-Impfungen bis Ende Jahr.
Dabei wird, wie im Frühjahr, der Impfstoff von Moderna zum Einsatz kommen. Sogenannte Über-Kreuz-Impfungen seien für Bührer aufgrund der fehlenden Datenlage kein Thema. Generell schlägt sie vor, für den Booster an den ursprünglichen Ort der Erstimpfung zurückzukehren. Heisst: Wer vorher in einem Impfzentrum war, soll erneut in eines der noch bestehenden gehen. «So kann man sicher nichts falsch machen.»
Grosser administrativer Aufwand
Nicht alle Hausärzte drücken jedoch aufs Gaspedal. So will sich Hannes Frick, Horgner Bezirksarzt, mit dem «Boostern» bei den eigenen Patienten noch etwas Zeit lassen. In seiner Oberriedner Praxis werde man damit frühestens im Januar beginnen.
«Wer bei mir den dritten Piks haben will, der soll ihn nach kurzer Beratung auch bekommen.»
Das habe seine Gründe, sagt Frick. «Da wir zurzeit vor allem mit den Grippeimpfungen beschäftigt sind, fehlen uns die Kapazitäten.» Zwar müsse man neuerdings nicht mehr 100 Packungen vom Corona-Impfstoff aufs Mal bestellen, und der Moderna-Impfstoff sei auch gut lagerbar. «Würden wir nun aber beginnen, wäre nur schon der administrative Aufwand zu gross.»
Wenn Frick aber im Neujahr mit dem Auffrischen loslegt, dann richtig. «Ich führe bereits eine Liste, die bis dann wohl noch viel länger sein wird.» Zudem möchte er den Booster gleich für alle seine Patienten anbieten. «Es wird zwar zurzeit empfohlen, dass insbesondere über 65-Jährige die Impfung auffrischen lassen sollen. Doch wer bei mir den dritten Piks haben will, der soll ihn nach kurzer Beratung auch bekommen.»
Walk-in-Apotheke
Es sind jedoch nicht nur Hausärztinnen, die einen Ansturm erleben. Auch in Apotheken wird die Nachfrage nach der Drittimpfung sukzessive lauter. Das zeigt das Beispiel aus Männedorf. Katja Bruni, Geschäftsführerin der Seeapotheke, spricht von mindestens zehn Anfragen pro Tag. Tendenz: steigend. Dementsprechend wolle man die Kunden nicht mehr allzu lange warten lassen. «Bei uns werden Booster-Impfungen ab Mitte der zweiten Novemberwoche möglich sein. Wir sind bereits daran, unser Team zu schulen und die internen Abläufe zu planen.»
Man sehe es als Pflicht und Aufgabe in der Pandemie-Bekämpfung, das Impfangebot in der Region weiter aufrechtzuerhalten, sagt Bruni. Dies soll möglichst unkompliziert und niederschwellig geschehen. «Wir bieten auch Walk-In-Termine an, so dass wirklich jeder die Möglichkeit hat, die erste, zweite oder neu auch die Booster-Impfung zu bekommen.»
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