Giulia Steingruber an der Turn-EMHardrock zaubert ihr ein Lächeln ins Gesicht
Die Kunstturnerin glänzt beim Comeback an der EM in Basel mit einer neuen Choreografie am Boden. Mit rockiger Unterstützung greift sie nun nach den Medaillen.
Sie stampft mit der Ferse in den Boden. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Lacht ins Kampfgericht. Giulia Steingruber ist an der EM in der Basler St. Jakobshalle in Fahrt – die 18-monatige Corona-Zwangspause ist ihr kaum anzumerken. Mit Rang 3 am Sprung und Platz 5 am Boden bringt sie sich für die Gerätefinals vom Wochenende in eine herausragende Ausgangslage. Zunächst steht am Freitag die Entscheidung im Mehrkampf an. Mit Rang 10 hat sie auch da gezeigt, dass sie zurück in der europäischen Spitze ist.
Besonders auffällig: ihre neue Choreografie am Boden. Immer wieder hat Steingruber in ihrer Karriere die Musik gewechselt, fast jährlich. Mal war diese melancholisch, wie an der WM 2017, als sie ihr Programm als Hommage ihrer verstorbenen Schwester Désirée widmete. Mal turnte sie zu Klavierklängen oder zu Röhren-Soul der niederländischen Sängerin Kovacs. Der Fantasie sind bei der Musik kaum Grenzen gesetzt – es darf laut Reglement nur niemand singen.
Finnen spielen für sie
Diesmal nun hat sich Steingruber für ein Lied der finnischen Hardrock-Band Nightwish entschieden: «Harvest». Die dem Genre Symphonic Metal zugeordnete Band setzt gerne keltische Elemente wie Uilleann Pipes oder Tin Whistles ein, der britische Musiker Troy Donockley ist für diese Instrumente fester Teil der Band. Im Lied Harvest ist die Anlehnung an irische Folk-Musik besonders ausgeprägt.
Dies hat Steingruber sofort angesprochen. «Als ich das Lied zum ersten Mal gehört habe, war für mich schnell klar, dass das meine neue Bodenmusik wird», erzählte die 27-Jährige im Anschluss an ihren Wettkampf am Mittwochabend. «Es ist Gute-Laune-Musik und hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.» Eine besondere Beziehung zu Irland oder der Folk-Musik hat sie nicht.
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Ihr glänzender Auftritt in der Qualifikation für die EM macht Lust auf mehr, ganz besonders die Gerätefinals vom Wochenende (Sprung am Samstag, Boden am Sonntag). Und dass sie auch nach der langen Wettkampfpause weiterhin eine Medaillenkandidatin ist, hat sie an ihrem Paradegerät Sprung bewiesen: Aus taktischen Gründen zeigte sie einen einfacheren zweiten Sprung – und lag trotzdem weniger als einen Zehntel hinter der besten Springerin der Qualifikation, der Britin Jessica Gadirova.
Eine Medaille versprechen mag die St. Gallerin zwar nicht, bestmöglich zu turnen – das war schon immer ihr Mantra. «Und am Ende müssen auch immer noch acht Turnerinnen erst über diesen Bock», sagte sie auch diesmal. Aber dass sie mit ihrem Repertoire – dem Tschussowitina-Sprung sowie einem Element aus der Jurtschenko-Klasse – noch immer zur obersten europäischen Spitze zählt, das spricht doch für ihre Konstanz. Den Tschussowitina zeigte Steingruber vor zehn Jahren erstmals, an der EM 2011 – als 17-jährige Newcomerin. Sie hat ihn seither perfektioniert.
Grosse Konkurrenz am Boden
Das gilt auch für ihre Bodenübung, die sich zwar im Stil von früheren Ausführungen unterscheiden mag – die wichtigsten Elemente aber bleiben ja gleich. Der Doppelsalto mit Schraube (Tsukahara) oder der gestreckte Doppelsalto rückwärts – das zeigen nicht viele Frauen im internationalen Turnsport. Trotzdem, mahnt Nationaltrainer Fabien Martin: «Gerade im Bodenfinal ist das Niveau enorm hoch.» Ihre Gegnerinnen heissen Angelina Melnikowa, Vanessa Ferrari oder Larisa Iordache. Sie alle haben an diesem Gerät schon WM-Medaillen gewonnen.
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