Schweizweites Echtzeit-HandytrackingHandydaten zeigen, wen es am Wochenende nach draussen zog
In den letzten Tagen lockte die strahlende Sonne viel mehr Schweizerinnen und Schweizer an die frische Luft als am letzten Wochenende – trotz Anweisungen des Bundes, daheim zu bleiben. Das zeigen die neusten Daten aus einem Echtzeit-Handytracking.

Die Aufforderungen der Behörden, wegen des Coronavirus daheim zu bleiben, scheinen wenig zu wirken. Auch dieses Wochenende verbrachten die Menschen scharenweise im Freien – sogar mehr denn je seit dem Wochenende vom 22. März. Damals verschärfte der Bundesrat die Regeln: Unter anderem wurden Menschenansammlungen von mehr als fünf Personen verboten. Das gilt bis heute. Die neusten Daten aus dem Handytracking des Statistischen Amtes des Kantons Zürich und der ETH zeigen für vergangenen Freitag schweizweit einen neuen Bewegungsrekord – wenn auch auf tiefem Niveau.
Nicht die Jüngsten, sondern die 30- bis 64-Jährigen waren freitags am meisten unterwegs. Ihr Median oder Zentralwert betrug 9,5 Kilometer, das heisst, dass die eine Hälfte in dieser Altersgruppe mehr als 9,5 Kilometer zurücklegte und die andere weniger.
Dafür waren die 15- bis 29-Jährigen dann am Samstag Spitzenreiter: Ihr Medianwert der Tagesdistanz betrug knapp 7,5 Kilometer. Die 30- bis 64-Jährigen verringerten ihren Ausgangsradius am Samstag auf knapp 7 Kilometer – hundert Meter weniger als eine Woche zuvor. Deutlich am wenigsten bewegten sich die Senioren: Ihr Medianwert lag am Samstag bei 4 Kilometern. Damit erreichte diese Altersgruppe knapp einen neuen Peak: hundert Meter mehr als am letzten Samstag.
Die Daten stammen von rund 2500 Freiwilligen aus der ganzen Schweiz, die ihr Handy für Forschungszwecke kontinuierlich tracken lassen. Gemessen wird die Distanz, die sie an einem Tag zurücklegen. Das Tracking zeigte auch, dass Männer mehr unterwegs sind als Frauen (lesen Sie dazu auch: Der Corona-Seismograf – Wie das Virus unser Leben verändert).
Flüelapass gesperrt
Die Kantonspolizei Graubünden griff hart durch und schloss am Samstag die Zufahrt zum Flüelapass. Ausflügler hatten ihre Autos auf einer Länge von zwei Kilometern auf beiden Seiten der Strasse abgestellt. Markus Walser von der Kantonspolizei Graubünden sagt: «Wir mussten die Strasse sperren. Am Samstag hat die Situation auf dem Flüelapass ein Ausmass erreicht, das wir nicht mehr tolerieren konnten.»
Auch die Kantonspolizei St. Gallen ist am Wochenende über hundertmal in Zusammenhang mit Corona ausgerückt. Mehrere Dutzend Meldungen seien zu Personenansammlungen eingegangen: «In den meisten Fällen konnte die Polizei bei ihrem Eintreffen aber keine Verfehlungen feststellen», heisst es in der Pressemitteilung. Es mussten dafür aber etliche Selbstbedienungswaschanlagen geschlossen werden.
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