Konkurrenzlos in SilverstoneHamiltons Machtdemonstration auf drei Rädern
Lewis Hamilton ist nicht zu stoppen: Der Mercedes-Pilot gewinnt in Silverstone trotz einem Reifenplatzer. Den Gegnern bleiben nur Brosamen.
Erst war er sprachlos, und dann machte er alle sprachlos. Ob sein Auto überhaupt irgendwelche Schwächen habe, wurde Lewis Hamilton vor dem GP von Grossbritannien gefragt. Der Brite lachte verlegen, eine Antwort fand er nicht. «Schwächen?», wiederholte er die Frage. «Es müsste eigentlich auch hier ziemlich stark sein.»
Im Nachhinein klingt das wie ein Understatement. Dass Hamilton sein Heimrennen gewinnen würde, davon war wohl jeder ausgegangen. Doch die Art und Weise geht in die Geschichtsbücher ein: Der Brite schleppte seinen Mercedes auf drei Reifen über die Ziellinie. Eine halbe Runde vor Schluss verlor sein linker Vorderpneu Luft. Im Ziel war der Reifen völlig in Fetzen. Und doch hiess der Sieger Hamilton. Als hätte es noch eine Machtdemonstration gebraucht.
Verschenkte Verstappen den Sieg?
«Mein Herz blieb beinahe stehen», sagte Hamilton. «So etwas habe ich noch nie erlebt.» Sein Renningenieur gab ihm den Vorsprung zu Max Verstappen im Red Bull durch, der für die letzten drei Runden auf weiche Reifen gewechselt hatte, um sich wenigstens noch die schnellste Rennrunde zu sichern. Die ursprünglich rund 30 Sekunden schmolzen in hohem Tempo. 5,8 Sekunden rettete Hamilton am Ende ins Ziel.
Verstappen musste feststellen: Hätte er nicht den zusätzlichen Boxenstopp eingelegt, hätte er das Rennen gewinnen können. Aber offenbar war auch der linke Vorderpneu an seinem Red Bull am Ende seiner Lebensdauer angelangt. «Wir hätten keine Garantie gehabt, dass er ins Ziel kommt», sagte Teamchef Christian Horner.
Die Reifen machten ein an der Spitze langweiliges Rennen spät doch noch zum Spektakel. Knapp 50 Runden lang zogen Hamilton und sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas an der Spitze einsam ihre Runden. Der Doppelsieg schien eine Frage der Zeit, daran änderte auch das Safety-Car nichts, das in der ersten Rennhälfte nach Unfällen von Kevin Magnussen im Haas und Daniil Kwijat im Alphatauri zum Einsatz kam.
Doch dann, drei Runden vor Schluss, erlitt Bottas denselben Reifenschaden wie später Hamilton. Der Finne schleppte sein Auto an die Box, fiel aus den Top Ten und liegt in der WM-Wertung als erster Verfolger Hamiltons nun schon 30 Punkte zurück.
Die Langeweile des Drittplatzierten
Weitere sechs Zähler dahinter folgt Verstappen. Dem Holländer war es während des Rennens phasenweise so langweilig, dass er seinen Renningenieur per Funk daran erinnerte, doch auch einmal einen Schluck zu trinken. Mit mehr als Rang drei rechnete der Holländer gar nicht, nachdem er als Dritter in der Qualifikation eine Sekunde auf Hamilton verloren hatte. Mehr als den Mercedes ein bisschen hinterherzufahren, könne er kaum tun, fand Verstappen
Nichts scheint Hamilton noch vom siebten Weltmeistertitel abhalten zu können – dermassen weit ist Mercedes der Konkurrenz entrückt. Auf drei Strecken mit sehr unterschiedlicher Charakteristik dominierte der Branchenprimus nun. Und in einer Woche wird gleich noch einmal in Silverstone gefahren.
Hülkenberg im Pech, Alfa Romeo schwach
Bitter verlief das Wochenende für Nico Hülkenberg. Als Ersatz für den positiv auf das Coronavirus getesteten Racing-Point-Piloten Sergio Perez reiste der Deutsche eiligst nach Silverstone. Doch sein Bolide streikte, als er vor dem Rennen die Box verlassen wollte.
Ein Wochenende zum Vergessen erlebte Alfa Romeo. Antonio Giovinazzi wurde 14., Kimi Räikkönen 17. und Letzter. Das Auto ist zu langsam, das Team zu fehlerhaft: Giovinazzi fuhr während einer Safety-Car-Phase zu schnell und kassierte dafür eine 5-Sekunden-Strafe, die ihn zwei Ränge kostete. Räikkönen wurde an die Box beordert – und als er sich bereits in der Boxeneinfahrt befand, funkte sein Renningenieur: «Bleib draussen!» Der Finne reagierte deutlich – und hörbar frustriert. Der Boxenstopp missriet – und Räikkönens Rennen war gelaufen.
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