TV-Geräte im TestHaben Sie wirklich den richtigen Fernseher?
Die Art und Weise, wie wir fernsehen, hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Vor der WM beleuchten sechs prototypische Konsumenten die Vor- und Nachteile ihrer jeweiligen Empfangsmethode.
Der traditionelle Fernsehnutzer: Per Kabelnetz-Anschluss oder Box eines TV-Anbieters
Niemand empfängt heute sein Programm noch via Dachantenne. Im digitalen Zeitalter kommt es via Kabelnetz, Satellit oder per Internet auf den Bildschirm. Diese Empfangsmethode entspricht dem klassischen Fernseherlebnis am besten, das von den Liveevents lebt und demnach auch ideal für den Sport sein müsste. Doch Comparis-Experte Jean-Claude Frick widerspricht: «Fussball – abgesehen von den Spielen der Nationalmannschaft – und Eishockey sind praktisch komplett aus dem Free-TV verschwunden, und Formel 1 wird auch bald weg sein.» Dennoch behalte das klassische Fernsehen seine Berechtigung, erklärt Frick: Der herkömmliche Anschluss liefere die Übertragungen ohne Ausfälle, Verzögerungen oder stockende Bilder, und zwar auch dann, «wenn ganz viele Leute die WM-Tore gleichzeitig schauen wollen».
Und ein Vorteil bleibt auch die einfache Nutzung: Per Kabelnetzbetreiber, wie es bei Sunrise (nach der Übernahme von UPC 2021) im Grundabo enthalten ist, braucht der Nutzer oder die Benutzerin für den Empfang bloss das Kabel am Fernseher einzustecken. (schü)
Die Streamerin und der On-demand-Konsument: Mit Smart-TV oder Internet-TV-Box
TV-Konsumentinnen und -Konsumenten, die ihre Inhalte am liebsten on demand von Streamingdiensten beziehen, können sich das Abo fürs Kabelnetz bzw. den Fernsehanbieter sparen. Denn für den gelegentlichen Empfang von Liveübertragungen oder die Replay-Nutzung reicht die App eines Anbieters von Wilmaa, Zattoo, Teleboy oder Yallo völlig aus. Die gibt es entweder kostenlos mit Werbespots des Betreibers oder gegen eine Abogebühr auch ohne die Zusatzwerbung (mehr dazu erklären wir im Beitrag «Ob Fussball oder nicht: Tipps zu Fernseh-Apps»).
Es bleibt aber eine Herausforderung, die Programme auf den Fernseher zu bringen: Zwar sind alle heute verkauften Fernseher «smart», d. h. über Apps erweiterbar, doch da es verschiedene Betriebssysteme für die smarten Fernseher gibt, sind nicht alle Apps für jedes Modell verfügbar. Am grössten ist die Kompatibilität bei Fernsehgeräten mit Android TV: In ihrem App Store sind fast alle Apps vertreten, die es auch für die Android-Smartphones gibt – bei anderen TV-Geräten wird das Angebot abseits von Netflix und den anderen grossen Streamingdiensten schnell dünn.
Bei so einem Modell können Sie sich mit einer Box behelfen: Schon ab knapp 40 Franken ist der Chromecast-Adapter von Google erhältlich, mit dem Sie Inhalte via Smartphone auf den Fernseher bringen. Eine Alternative dazu ist die Apple-TV-Box: Sie ist ab ca. 120 Franken erhältlich und hat einen eingebauten App Store – ausserdem hat sie im Gegensatz zu vielen Smart-TVs einen guten Ruf beim Datenschutz. (schü)
Flexibler Fernsehnomade: Mit Handy, Tablet oder Laptop
Der Fernseher hat zwar den grössten Bildschirm, aber fürs Fernsehen – egal ob live oder zeitversetzt – taugt inzwischen fast jedes internetfähige Endgerät. Entsprechend wird zunehmend häufig auch via Handy, Smartphone oder Tablet ferngesehen. Anbieter Zattoo hat in einer Umfrage für 2020 ermittelt, dass fürs Fernsehen via Internet am häufigsten der Laptop oder der PC, dann das Smartphone und erst auf Platz drei der vernetzte Fernseher zum Zug kommen.
Mit diesen Geräten kann jeder sehen, was er möchte; und das auch, wo er will: in der Küche, im Jugendzimmer und unterwegs. Wenn jeder seinen eigenen Bildschirm hat, muss die Familie erst gar nicht versuchen, sich auf ein gemeinsames Programm zu einigen. Mit mehr Individualismus gehen auch die Strassenfeger-Momente à la «Wetten, dass…?» oder «Benissimo» verloren. Allerdings verbessert sich womöglich die Lebensqualität in den eigenen vier Wänden: Es braucht den grossen Fernseher nicht mehr unbedingt, der Wohnzimmer dominiert und die Anordnung der meisten Möbel diktiert. (schü)
Die Büro-Schauerin und Multitaskerin: Mit Smartmonitor
Eine lustige neue Kategorie der TV-Typologie hat Samsung in den letzten Jahren etabliert: die sogenannten Smartmonitore. Das sind auf den ersten Blick Computermonitore. Auf den zweiten Blick stellt man aber fest, die Geräte sind auch komplette Fernseher. Hat man genug von Excel, Slack und Powerpoint wechselt man mit der Fernbedienung direkt ins TV-System.
Auf dem Monitor laufen dieselben Apps wie auf den Samsung-Fernsehern. Und sollte doch mal eine App fehlen, kann man auch direkt vom Smartphone per Chromecast (Android) oder Airplay (iPhone) seine Sendungen auf den Monitor streamen.
Die aktuell spannendsten Modelle heissen M5 (sehr günstig, aber nicht hübsch) und M7 (hübsch, aber deutlich teurer). Ideal sind solche Multitalente freilich für Studenten-WGs oder Arbeitszimmer, die hin und wieder auch zum TV-Zimmer werden. Aber da sie nicht zu gross und schwer sind, kann man sie – hin und wieder – auch in die Stube tragen und dort als TV-Ersatz nutzen. (zei)
Design-fixierte Gelegenheitsgucker: Mit verräumbaren Mini-Beamern
Wer nur hin und wieder einen Film oder ein Fussballspiel schauen möchte, und das in angenehmer Grösse, musste sich bis vor kurzem entweder für einen Fernseher oder einen Beamer entscheiden. Beide Gerätetypen sind in einem Wohnzimmer nicht zu übersehen – und nie eine Augenweide. Abhilfe schaffen portable Mini-Beamer (etwa von Xgimi, Anker oder Samsung). Diese Geräte sind kaum grösser als eine Blumenvase und verwandeln jede weisse Wand (oder Decke) in eine Kinoleinwand. Hat man den Film oder das Fussballspiel gesehen, kann man den Beamer wieder im Schrank verstauen und hat die Stube zurück.
Die Bild- und Tonqualität der Mini-Beamer ist zwar nicht so gut wie bei teureren Profi-Beamern, einem Fernseher oder einem Heimkino-System. Aber mehr als gut genug. Manche haben sogar Akkus, sodass man sie ganz ohne Rücksicht auf Kabel da aufstellen kann, wo man möchte. Dank Apps und Wlan kriegt man auf den kleinen Geräten fast alles zum Laufen. Falls mal was nicht geht oder man den Laptop anschliessen möchte, haben sie HDMI-Eingänge. (zei)
High-End- und Luxusfans: Mit dem Neusten und Teuersten
Keine Liste der Sehmöglichkeiten wäre komplett ohne das High-End-Segment. Schon früher war die Preisskala nach oben offen, wenn man alles bis ins letzte Detail perfektionieren wollte. Bei Bild- und Tonqualität sind auch heute fast keine Grenzen gesetzt. Bei der Auflösung ist 8K aktuell das Mass aller Dinge. Ob man bei der Bildschirmtechnologie nun lieber auf OLED oder Mini-LED setzt, ist Geschmacksache. Da sich allen voran Samsung und LG einen ruinösen Konkurrenzkampf liefern, bekommt man (gerade mit Vorjahresmodellen) schon sehr viel Toptechnik für moderate Summen.
Bei den Beamern sind Ultrakurzdistanz-Projektoren finanziell nicht mehr ein Ding der Unmöglichkeit. Diese Beamer stellt man unten an die Wand. Das ist einfacher als Beamer an die Decke zu hängen. Die Bildqualität dieser Modelle ist selbst auf weissen Wänden ganz ohne Leinwand beeindruckend. Möchte man dann aber auch noch den wuchtigsten Sound, ist die grösste Stube schnell vollgestellt mit Lautsprechern – und Kabeln. Aber dafür hat man dann das perfekte Heim-Kino-Erlebnis. (zei)
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