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Meinung

Kommentar zur 38-Stunden-Woche
Gut für die Angestellten, aber kontraproduktiv

Im Bezirkshauptort des Knonauer Amtes soll bald die 38-Stunden-Woche gelten.
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Die Kleinstadt Affoltern am Albis leidet wie viele andere auch unter dem Fachkräftemangel. Offene Stellen seien kaum mehr zu besetzen, klagt Stadtpräsidentin Eveline Fenner. Affoltern könne als Arbeitgeberin mit den guten Lohnangeboten von reicheren Nachbargemeinden und der Zuger Pharmaindustrie nicht mehr mithalten.

Nun kehrt der Stadtrat den Spiess um. Wenn Affoltern nicht mehr bezahlen kann, sollen die Angestellten wenigstens weniger arbeiten. Das Spital Wetzikon macht gute Erfahrungen in einem Versuch mit der 38-Stunden-Woche. Und gemäss der Stadtpräsidentin haben Personalverantwortliche von Bewerberinnen schon positive Reaktionen auf die Pläne bekommen.

Mit der geplanten 38-Stunden-Woche liegt Affoltern im gesellschaftlichen Trend. Etliche Arbeitgeber experimentieren damit. Aus der Wissenschaft kommen unterschiedliche Signale. Einerseits wird vor Lohndruck gewarnt, andererseits soll die Verkürzung der Arbeitszeit die Produktivität der Angestellten erhöhen.

Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels taugt dieses Modell aber wenig, wie das Beispiel Affoltern zeigt. Die Stadt rechnet trotz womöglich höherer Produktivität mit 35 zusätzlichen Personen, die nötig werden, um alle Arbeiten zu erledigen. Der Fachkräftemangel würde insgesamt sogar noch angeheizt.

Schwer zu vermitteln

Es ist zwar verständlich, dass der Stadtrat gehandelt hat. Im besten Fall gewinnt er damit neue Angestellte und stösst eine Arbeitszeitdebatte an.

Wahrscheinlicher ist aber ein anderes Szenario, denn abgesprochen hat der Stadtrat seine Pläne vorher kaum. Entsprechend verärgert reagiert das Gewerbe in der lokalen Presse. Und aus den Nachbargemeinden hat der Stadtrat irritierte Rückmeldungen erhalten.

Auch die Stimmberechtigten, die die Arbeitszeitverkürzung finanzieren müssen, werden nicht leicht zu überzeugen sein. Die meisten von ihnen arbeiten länger als 38 Stunden pro Woche. Deshalb wird der Stadtrat am Ende wohl andere Wege suchen müssen, um die Personalprobleme seiner Verwaltung zu lösen.