Kurz vor dem Showdown: Grossaktionäre drohen Rohner
Drei mächtige Investoren wollen den CS-Präsidenten absetzen, wenn er Bankchef Tidjane Thiam fallen lässt.
Der Machtkampf bei der Credit Suisse spitzt sich zu. Vor der entscheidenden Sitzung des Verwaltungsrates am Donnerstag stellen sich gleich drei Grossaktionäre öffentlich hinter Bankchef Tidjane Thiam. Mehr noch: Die Investoren Harris Associates, Silchester International und der US-Hedgefonds Eminence Capital drohen Bankpräsident Urs Rohner mit Ablösung, sollte er es wagen, Thiam abzusetzen.
Berichten zufolge stelle Rohner bereits eine Shortlist mit möglichen Kandidaten zusammen, um Thiam noch in diesem Jahr zu ersetzen. Nach den umstrittenen Beschattungen der CS-Manager Iqbal Khan und Peter Goerke hat sich laut Finanzkreisen ein Klima des Misstrauens in der Bank breitgemacht. Das versuchte Thiam auf Instagram mit einem Foto der Geschäftsleitung zu widerlegen, auf dem das gesamte Topmanagement fröhlich in die Kamera lächelt.
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Harris Associates hält nach eigenen Angaben 8,42 Prozent der Aktien und ist damit grösster Einzelaktionär der Credit Suisse vor der Qatar Investment Authority (5,21 Prozent) und dem Staatsfonds Norwegens (4,98 Prozent). Der Vermögensverwalter Silchester International hält nach eigenen Angaben 3,26 Prozent. Doch die US-Investoren sind nicht im Verwaltungsrat vertreten – und der entscheidet am Donnerstag.
Die Absetzung Thiams wäre ein «schrecklicher Fehler».
Harris Associates hat nun den CS-Verwaltungsrat per Brief aufgefordert, Thiam zu stützen. Die mögliche Absetzung wäre ein «schrecklicher Fehler», schreibt das US-Fondshaus, denn Thiam habe die Geschäfte der Bank in eine positive Richtung gewendet. Der Verwaltungsrat würde bei einer Absetzung des Bankchefs einer «von aussen orchestrierten Attacke» nachgeben, von Kreisen, «die keine Beteiligung an Credit Suisse halten», heisst es in dem Schreiben, aus dem das Finanzportal «The Market» zitiert.
Im Gespräch mit dem Portal geht Harris-Fondsmanager David Herro noch weiter: «Wir stellen fest, dass Herr Rohner offenbar versucht, Herrn Thiam aus seiner Position zu entfernen. Deshalb verlangen wir vom Verwaltungsrat, Urs Rohner mit sofortiger Wirkung zu ersetzen, wenn dieser nicht in der Lage ist, Tidjane Thiam als CEO öffentlich zu unterstützen», droht Herro unverhohlen.
«Rücktritt vor 2021 erwägen»
In ähnlicher Weise hat sich auch der Fondsanbieter Silchester in einem Schreiben geäussert: «In dem Fall, dass der Verwaltungspräsident sich nicht in der Lage sieht, den CEO zu unterstützen, glaubt Silchester, dass der Verwaltungsratspräsident einen Rücktritt vor dem Jahr 2021 erwägen sollte.» Rohners Amtszeit endet regulär im nächsten Jahr.
Der Hedgefonds Eminence warnte den Verwaltungsrat ebenfalls per Brief vor Konsequenzen, sollte Thiam den Job verlieren. Eminence würde in diesem Fall nicht zögern, «rechtliche oder Governance-Schritte einzuleiten», heisst es in dem Brief, aus dem die «Financial Times» zitiert.
Enthauptung der Grossbank undenkbar
Die Frage ist nun: Wie geschlossen ist der Verwaltungsrat? Wenn dieser einstimmig Thiams Absetzung beschliessen sollte, dann wäre den Grossaktionären mit der Absetzung Rohners wenig gedient. Dann müssten die US-Aktionäre wohl versuchen, grosse Teile, wenn nicht gleich den ganzen Verwaltungsrat zu entfernen, also auch zum Beispiel Roche-Chef Severin Schwan, der Vizepräsident des Boards ist. Ob die beiden Grossaktionäre aus Katar und Saudiarabien einer solchen Enthauptung der Grossbank Hand reichen würden, daran zweifeln Schweizer Finanzkreise indes. Auch die Finanzaufsicht Finma würde hier ein Wort mitsprechen wollen.
Die Frage ist ferner, inwieweit Thiam eine Attacke der beiden Grossaktionäre auf den Verwaltungsrat noch nützen würde. Denn selbst zum Zeitpunkt einer Abstimmung bei einer ausserordentlich einberufenen Generalversammlung wäre Thiam dann nicht mehr im Amt. Kaum vorstellbar, ihn nach einer Palastrevolte wieder zurückzuholen.
Wer bleibt auf der Strecke?
Sicher ist: Der Druck auf den Verwaltungsrat und seinen Präsidenten Rohner ist nun maximal. Und in der Konfrontation zwischen Rohner und Thiam dürfte einer von beiden auf der Strecke bleiben. Denn sollte der Verwaltungsrat nach den Beratungen kommunizieren, dass Thiam im Amt bleibt, entsteht zwangsläufig der Eindruck, dass Rohner und der Verwaltungsrat vor dem Druck der US-Grossaktionäre eingeknickt sind. Thiam wäre der Sieger und der neue starke Mann der Bank. Ob Rohner dann noch vor 2021 als Präsident ausscheidet, wäre nur noch eine zweitrangige Frage.
Schafft es Rohner umgekehrt, den Verwaltungsrat geschlossen auf seine Seite zu ziehen, und die Bankspitze trennt sich von Tidjane Thiam, würde Urs Rohner den Machtkampf gewinnen, unter der Bedingung, dass er die anderen Grossaktionäre hinter sich schart. Ende der Woche gibt es Klarheit, wer als Sieger die Arena verlässt.
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