Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Femizid im Kreis 9
Nur Stunden vor der Tat bekam der Mann ein Kontaktverbot

Hier hat die ermordete Frau gelebt.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Am Mittwochabend, kurz vor 20.45 Uhr, erhielt die Stadtpolizei einen Hilferuf einer Frau im Bändliquartier im Kreis 9. Beim Eintreffen der Polizei fand diese eine bewusstlose Frau mit Stichverletzungen. Trotz Reanimation konnte sie nicht mehr gerettet werden. Die 30-Jährige verstarb noch vor Ort.

Wie die Kantonspolizei am Mittwoch mitteilt, wurde der mutmassliche Täter gefasst. «Gegen 1 Uhr fand sich auf der Regionalwache Aussersihl ein schwer verletzter 46-jähriger Türke ein, der unverzüglich in ein Spital gebracht wurde.» Polizeiliche Ermittlungen zeigten, dass es sich beim Verletzten um den Ehemann der verstorbenen Frau handelt. Er sei dringend tatverdächtig.

Brisant daran: Der Mann war der Polizei bekannt. Dies bestätigt die Sprecherin der Stadtpolizei, Judith Hödl, auf Anfrage. «Am vergangenen Samstag erhielt die Stapo einen Anruf und rückte an die Adresse der Frau aus», sagt Hödl. Grund sei ein Streit gewesen, in den der mutmassliche Täter und das Opfer involviert gewesen sein sollen.

1 / 6
Die Polizei sucht nun Zeugen, die Angaben zur Tat machen können.
Tötungsdelikt: Grosser Polizeieinsatz im Stadtzürcher Kreis 9. (13. Oktober 2021)
Die Stadtpolizei wir kurz vor 20.45 Uhr alarmiert.

Der Mann wurde am Mittwoch von der Polizei befragt – wenige Stunden bevor er seine Frau ermordet haben soll. Bei der Befragung wurde gegen ihn auch ein Kontakt- und Rayonverbot ausgesprochen. Dieses brach er am Abend.

Auch bei der Staatsanwaltschaft war der mutmassliche Täter kein Unbekannter. Gegen den 46-jährigen Türken sei ein Verfahren aufgrund von Drohungen gegenüber seiner inzwischen verstorbenen türkischen Ehefrau hängig. Dies meldet ein Sprecher auf Anfrage.

Die Wohnung des Opfers ist versiegelt.

Von den wiederholten Streits hat auch Nachbar Joel T. erfahren. Der 42-Jährige wohnt im gleichen Stock wie die verstorbene Frau. Er sagt: «Am Mittwochabend habe ich aus der Wohnung immer wieder Schreie der Frau gehört.» Es habe sich zuerst nach einem Streit angehört, er habe das in der Vergangenheit schon mehrmals erlebt.

Ähnliches sagt ein weiterer Nachbar auf dem gleichen Stock. Wenn der Vater vorbeigekommen sei, sei es immer wieder zum Streit gekommen, der im Haus hörbar gewesen sei. Die Frau und der Mann hätten zwei kleine Kinder gehabt, lebten aber getrennt. Vor zwei Jahren hätte die ganze Familie noch zusammen in der Wohnung gewohnt.

Die Staatsanwaltschaft hat im Nachgang zum gestrigen Gewaltdelikt im Kreis 9 ein Strafverfahren eröffnet. Aufgrund des dringenden Tatverdachts wird die Staatsanwaltschaft für den verhafteten 46-jährigen Türken Untersuchungshaft beantragen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Zweites Tötungsdelikt innert kurzer Zeit

Nur wenige Wochen zuvor, am 19. September, hat die Stadtpolizei Zürich beim Gemeinschaftszentrum Bachwiesen einen toten Mann gefunden. Wie kurz darauf bekannt wurde, hatte ein 20-Jähriger einen 66-jährigen Obdachlosen totgeprügelt. Er hatte rund 25-Mal auf den schlafenden Obdachlosen eingetreten – und die Tat gefilmt.

Im Februar dieses Jahres kam es zu einem weiteren mutmasslichen Femizid: Die Kantonspolizei Zürich fand in einer Wohnung in Oberwinterthur eine 32-jährige Serbin mit Schussverletzungen. Sie starb an ihren Verletzungen. In der Wohnung trafen die Polizisten auf den mutmasslichen Täter, einen 76-jährigen Mann aus Serbien.

Fast immer sind Frauen Opfer

Die Tat vom Mittwochabend ist in diesem Jahr bereits das vierte Tötungsdelikt im Kanton Zürich. In den letzten fünf Jahren kam es zu jährlich rund neun vollendeten Tötungsdelikten. Die Hälfte davon wurde mit einer Stichwaffe verübt.

Die Mehrheit der Tötungen ist auf häusliche Gewalt zurückzuführen. Fast immer sind dabei Frauen die Opfer.