Baustart der zweiten RöhreGotthard-Spatenstich mit symbolischer Sprengung nachgeholt
Begleitet von Alphornklängen und in Anwesenheit der Heiligen Barbara haben namhafte Gäste den Baustart der zweiten Gotthardröhre gefeiert.
Unter den Augen der Statue der heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, drückte Valentina Kumpusch, Grossprojektleiterin der zweiten Röhre, um Punkt 11 Uhr den Knopf auf der Fernzündung. Im Hintergrund ertönte ein Knall und mit dieser symbolischen Sprengung war der Tunnelbau offiziell eröffnet.
Rund 150 geladene Gäste waren am zweiteiligen Festakt dabei, der in Göschenen begann und in Airolo seine Fortsetzung fand. Der Spatenstich war ursprünglich bereits im Frühling geplant gewesen, wurde aber wegen der Coronapandemie auf den Herbst verschoben. Für die bei der Feier anwesenden Personen aus Politik, Verwaltung und am Bau beteiligten Firmen galt eine Zertifikatspflicht.
Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen Astra, sagte, die Verbindung am Gotthard sei eine Schlagader der Schweiz, ein Bindeglied zwischen den Landesteilen, ein wesentliches Element des inneren Zusammenhaltes. Die Bauzeit bedeute Emissionen und Belastung für die betroffenen Gemeinden, man wolle aber sicher und nachhaltig bauen.
So wird etwa ein Teil der Mannschaftsunterkünfte in Göschenen nach Abschluss der Arbeiten als Wohnungen genutzt, die Gemeinde profitiert zudem vom Fernwärmeanschluss und der Passerelle über die Reuss.
Auch Peter Tresch, Gemeindepräsident von Göschenen, strich den Nutzen des Baus hervor, verschwieg aber nicht, dass die Lärmbelastung im Dorf mit seinen 460 Einwohnerinnen und Einwohnern auch für Kritik sorge. Er höre aber auch Stimmen die sagen würden, dass endlich wieder etwas gehe in Göschenen.
Der Bau der zweiten Röhre eröffne Göschenen und Uri Chancen für die Zukunft, sagte der Urner Landammann Urban Camenzind (CVP) in seiner Rede. Wertschöpfung und neue Köpfe kämen nach Göschenen und ins Urner Oberland.
Uri profitiere zudem von den Aufwertungsmassnahmen auf der Göscheneralp und könne mit Ausbruchmaterial Flachwasserzonen im Urnersee bei Flüelen renaturieren. Auch lokale Unternehmen könnten am Bau mitwirken.
Er verhehlte nicht, dass die Urner Regierung ursprünglich gegen den Bau gewesen sei. Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte Camenzind, die Gefahr einer Verkehrsüberlastung durch die zweite Röhre sei nach wie vor da, sie werde aber eher Basel, Luzern und Chiasso treffen. «Die Diskussion über vier Spuren durch den Tunnel wird eine spätere Generation diskutieren.»
Und Vertreter dieser künftigen Generation hatten an der Feier ebenfalls ihren Auftritt: Je zwei Kinder aus Göschenen und Airolo gruben aus einem Kieshaufen zwei Gedenktafeln aus und tauschten diese aus. Die Tafeln werden beim Hauptdurchschlag zusammengesetzt werden, der für 2026 geplant ist.
Die Vorarbeiten für die zweite Röhre haben bereits im Frühjahr 2020 begonnen. Dazu zählen etwa die Verlegung der Einfahrt des Service- und Infrastrukturtunnels oder die Zugangstunnel in Göschenen und Airolo. 2024 werden die Tunnelbohrmaschinen angeworfen, Ende 2029 soll das 2,14 Milliarden Franken teure Bauwerk für den Verkehr freigegeben werden.
Anschliessend wird die 1980 eröffnete erste Röhre während drei Jahren gesperrt und saniert. Danach wird der Verkehr getrennt mit je einer Spur pro Röhre geführt. Das Schweizer Stimmvolk hat am 28. Februar 2016 Ja gesagt zur zweiten Gotthard-Röhre.
Die zweite Röhre im Gotthard entsteht 70 Meter östlich des bestehenden Tunnels, dazwischen verläuft der Service- und Infrastrukturstollen, an den beide angeschlossen sind. Der neue Tunnel zwischen Göschenen und Airolo ist 16,9 Kilometer lang und somit identisch mit der bestehenden Röhre. Es fallen 7,4 Millionen Tonnen Ausbruchmaterial an.
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SDA/oli
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