Google Fotos mit neuem LimitGoogle rudert zurück
Schluss mit unbeschränktem Speicher bei Google Fotos. Wer künftig mehr als 15 GB Bilder hochlädt, muss dafür bezahlen.
Als Google im Mai 2015 einen Clouddienst für Fotos lancierte, hatte dieser einen unbestreitbaren Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Google Fotos bot Speicherplatz für eine unbegrenzte Anzahl Bilder und Videos – und zwar völlig kostenlos. Einzige Bedingung: Ein Foto durfte nicht grösser sein als 16 Megapixel, und Videos durften die Auflösung von 1080p nicht überschreiten.
Trotz dieser Einschränkung hat das Angebot verfangen. Im November konnte Google vermelden, dass inzwischen mehr als vier Billionen Fotos hochgeladen worden sind. Und jede Woche kommen 28 Milliarden neue Fotos und Videos dazu.
Eine gigantische Menge – die Google nun entweder eindämmen oder aber monetarisieren will. Fotos und Videos, die ab dem ersten Juli 2021 hochgeladen werden, werden nun an das Speicherlimit angerechnet. Das beträgt 15 Gigabyte und bezieht sich auf alle Dienste, also beispielsweise auch auf G-Mail oder Google Drive.
Google droht mit Löschung
Wenn das Limit überschritten wird, muss der Nutzer entweder Fotos oder E-Mails löschen oder das Limit gegen Bezahlung erhöhen. Sollten Nutzer das nicht tun, werde Google nach mehreren Warnungen quer über alle Dienste Inhalte löschen, schreibt Google in einem Blogpost. Einen Überblick des verwendeten Speicherplatzes verschafft man sich via one.google.com/storage. Hier kann man auch zusätzlichen Speicherplatz erwerben: Für 100 GB zahlt man 2 Franken im Monat, für 2 Terabyte 10 Franken im Monat oder 100 Franken im Jahr.
Google ist nicht der erste Internetkonzern, der sein Versprechen von unbegrenztem Cloudspeicher nicht aufrechterhalten kann. Microsoft hatte 2014 den Office-365-Abonnenten ein entsprechendes Angebot und ein Jahr später einen Rückzieher gemacht, was das Technikmagazin «Ars Technica» zu einem trocken-lakonischen Titel veranlasst hatte: «Microsoft lässt den unbegrenzten Onedrive-Speicher fallen, nachdem Leute ihn als unbegrenzten Speicherplatz genutzt haben.»
So viele Daten wie 14’000 Nutzer
Bei Microsoft waren damals die allermeisten Leute zurückhaltend; ein Nutzer hat im Schnitt damals 5,5 GB gespeichert. Ein paar wenige haben hingegen riesige Sammlungen von Filmen und Fernsehsendungen hochgeladen, teils mehr als 14’000 normale Nutzer zusammen.
Bei Google dürfte die Motivation eine andere sein: Google Fotos hat sich durchgesetzt. Der grosse Konkurrent Flickr.com ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst. Viele Foto-Start-ups der letzten Jahre haben die Waffen nach kurzer Zeit gestreckt: Everpix oder Picturelife, um nur zwei zu nennen.
Das ist nicht allein Googles schuld; auch Instagram und Facebook dürften einen Teil dazu beigetragen haben. Doch es steht ausser Frage, dass die Luft für Fotoplattformen ab 2015 mit dem Gratisspeicherplatz des Suchmaschinengiganten sehr dünn geworden ist.
Ein Knüppel, um Konkurrenten aus dem Geschäft zu drängen
Der amerikanische Blogger und Internetunternehmer Andy Baio meinte auf Twitter, er würde Google nicht dafür kritisieren, dass nun wieder ein Speicherlimit eingeführt werde. «Ich werfe Google vor, dass Fotos als Knüppel benutzt worden ist, um andere Dienste aus dem Geschäft zu drängen.»
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Denn jetzt, nachdem so viele Nutzer ihre Fotos bei Google deponiert hätten, sei es natürlich viel schwieriger, sich einen neuen Dienst zu suchen.
Damit hat Baio ohne Zweifel recht: Für viele Nutzer wird es einfacher sein, ein bisschen Geld für den Speicherplatz zu bezahlen, statt sich mitsamt einer grossen Fotosammlung aus dem Staub zu machen. Der Zeitpunkt für Google ist nicht schlecht, nun mehr Profit aus der grossen Marktmacht zu schlagen. Das zeigt sich beispielsweise auch bei Youtube, wo die Werbedichte in letzter Zeit stark zugenommen hat.
Das wird sich für den Suchmaschinenkonzern finanziell sicherlich rechnen. Bei den Wettbewerbsklagen, die sowohl in den USA als auch in Europa hängig sind, dürfte es allerdings noch etwas schwieriger werden, zu erklären, warum man Google keine marktbeherrschende Stellung vorwerfen sollte.
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