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Kunstturnen bei Olympia 2021
0,05 Punkte – Giulia Steingruber schrammt am Final vorbei

Am Gerätefinal vorbeigeflogen: Giulia Steingruber bei ihrem Paradeelement Tschussowitina.
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Ihr Blick: misstrauisch. Ihre Körperhaltung: angespannt. Insgesamt also: war Giulia Steingruber ziemlich nervös, als sie auf die Note wartete. Und als ihr diese angezeigt wurde, machte es das kaum besser. 14,566 Punkte hatte die St. Gallerin für ihre zwei Sprünge erhalten. Ein solider Schnitt, ein ordentliches Total, auch für ihre grossen Ambitionen – aber würde das reichen?

Knapp zwei Stunden später verdüsterte sich ihre Laune, denn: Es reichte nicht. Weil in der abschliessenden Abteilung der Qualifikation alle drei Sprungspezialistinnen an ihr vorbeizogen, verpasst Steingruber den Sprungfinal. Um denkbar knappe 0,05 Punkte. Fünf Hundertstel. Stattdessen muss sie sich nun am 1. August als erste Ersatzturnerin bereithalten. Ein undankbares Los, mit dem sie schon bei ihrem Olympiadebüt 2012 und zuletzt an der WM 2019 in Stuttgart umgehen musste.

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Die Qualifikation für den Sprungfinal hatte die 27-Jährige als Ziel definiert für ihre dritten Olympischen Spiele, aber selbst gewusst, wie schwierig nur schon dies zu erreichen war. Geschweige denn die zweite Medaille nach Bronze vor fünf Jahren. «Dass es extrem schwierig wird, in den Final zu kommen, war mir klar», sagte sie hinterher.

Die fatale Verletzung

Wegen eines Muskelfaserrisses im linken Oberschenkel hatte sie ihr Programm nicht erschweren können und musste bei den Sprüngen bleiben, die sie seit neun Jahren an Wettkämpfen zeigt. Während die Konkurrenz – allen voran Überfliegerin Simone Biles – ständig aufrüstete. Am US-Superstar orientiert sich Steingruber aber ohnehin nicht. Trotzdem: Während andere Turnerinnen aufrüsteten, musste sich die Ostschweizerin darauf verlassen, mit der Routine aus vielen Hundert Sprüngen punkten zu können. Es war in diesem hochklassigen Wettkampf im Ariake Gymnastics Centre für einmal zu wenig.

Der Auftakt am Barren und Balken war Steingruber einigermassen geglückt, es sind aber nicht ihre besten Geräte. Trotzdem nahm sie damit Kurs auf den Mehrkampffinal, ihr zweites Ziel für diese Sommerspiele. Am Boden gelang ihr eine saubere Übung mit den meisten ihrer Höchstschwierigkeiten. Sie wurde jedoch unerwartet tief benotet und verpasst diesen Gerätefinal, auf den sie zumindest leise gehofft hatte, deutlich. «Happig» nannte sie die Taxation durchs Kampfgericht am Boden.

Übrig blieb ihr das Paradegerät. Blieben der Tschussowitina- und der Jurtschenko-Sprung. Beide etwas tief gelandet, weil die Beschaffenheit von Brett und Tisch in Tokio offenbar nicht gemacht sind für Höhenflüge. Bei den Männern waren einige der Favoriten auf Sprunggold gescheitert, und selbst Biles blieb blasser als üblich. So wirkte die (für sie ungewohnt tiefe) Note durch das Kampfgerichts gerecht.

Mehrkampf als Trostpflaster

Die 14,566 Punkte spülten Steingruber auf Zwischenrang 6 im Sprungklassement, noch eine Subdivision dieser Qualifikation trennte sie vom neuerlichen Einzug in den Gerätefinal. Nach dem Ende ihres Wettkampfs zog sich die Schweizerin zurück ins olympische Dorf – mit im Rucksack die düstere Vorahnung, dass es knapp werden würde, vielleicht zu knapp, sie äusserte sich pessimistisch. Und sollte recht behalten.

Als 23. im bereinigten Klassement blieb ihr immerhin die Qualifikation für den Final der besten 24 Mehrkämpferinnen – wenn auch dies unerwartet knapp. Ein «Trostpflaster» nennt sie diesen Wettkampf vom kommenden Donnerstag, mehr als das kann dieser zweite Einsatz in Tokio nicht für sie sein. Immerhin sagt sie: «Wenigstens darf ich noch einmal alle meine Übungen zeigen.» Ob es das letzte Mal in ihrer Karriere sein wird, entscheidet sich nach Olympia.

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