Giorgio Vianello von Mitton FeinkostEr serviert Pasta im Namen seiner Mutter
Der Venezianer verkauft unweit der Langstrasse gefüllte Frischpasta. Dass es so weit kam, liegt am Baby daheim.
- Giorgio Vianello betreibt seit November 2022 den Feinkostladen Mitton in Zürich.
- Er bietet hausgemachte Pasta und gefüllte Piadine, inspiriert von familiären Rezepten.
- Donnerstags gibt es Naturwein und Pastakurse für bis zu zwölf Personen.
- Vianello kombiniert die Gastronomie mit einem familiären Lebensstil, der ihm positiven Stress bringt.
Es klingt nach Klischee, aber wer bei Mitton über die Schwelle tritt, beamt sich damit direkt nach Italien, besser, nach Venedig. Drinnen steht Giorgio Vianello hinter der Ladentheke und begrüsst mit einem breiten Grinsen. In der Kühlvitrine liegen drei verschiedene Sorten gefüllte, hausgemachte Pasta. Für 20 Franken trägt er eine Portion nach hinten und bringt diese wenig später dampfend und an einer schlichten Sauce zum Tisch.
Wer in der unmittelbaren Umgebung arbeitet, darf den Teller auch gerne fürs Essen am Bürotisch mitnehmen – Einwegkartongeschirr mag Vianello nicht. Muss man noch erwähnen, dass das dazu gereichte dunkle Focaccia formidabel ist?
Wenn dann noch die Gäste miteinander ins Gespräch kommen und Vianello einen Spruch dazwischenwirft, wahlweise auf Italienisch oder Deutsch, fühlt er sich im Element. «Das ist positiver Stress, das füllt meinen Akku. Diese Tätigkeit, das ist ein Lifestyle, kein Job.»
Ziemlich genau so hatte sich Vianello das ausgemalt. Aber dass diese Vorstellung dann genau so Tatsache würde? Das definitiv nicht. Mitte November vergangenen Jahres brachte seine Frau die gemeinsame Tochter zur Welt. Und zwei Wochen später hatte der Endvierziger zwei Babys: Er eröffnete an der Dienerstrasse seinen Feinkostladen Mitton. Baby 1 und Baby 2 sind Geschwister, ohne das eine gäbe es das andere nicht.
Vianello kam vor über 15 Jahren als Pizzaiolo nach Zürich, zuletzt arbeitete er im Brera an der Kanzleistrasse. Als seine Frau schwanger wurde, realisierte er, dass er sein Berufsleben grundsätzlich überdenken musste. «Wenn du eine Familie und gute Atmosphäre zu Hause haben willst, kannst du nicht täglich erst um 1 Uhr, vollgepumpt mit Adrenalin, heimkommen», sagt Vianello. Ein kleines Geschäft, wo er primär mittags seine Kunden verwöhnen würde, mit Pastagerichten nach den Rezepten seiner Mutter, geborene Mitton.
Es war dann Vianellos Glück, dass die Gamper-Leute von schräg vis-à-vis mit ihrem Lagotto-Finefood-Konzept keinen Erfolg hatten und den Laden zur Miete ausschrieben. Als er im Laden drinstand und den Terrazzo-Veneziano-Boden inklusive Windrose sah, sagte er zu seiner Frau: «Ich will diesen Laden.» Obwohl es ihn zuvor noch nie an diese Ecke der Stadt verschlagen hatte, unweit der Langstrasse.
Neben der gefüllten Pasta, täglich stellt er eine Sorte frisch her, bietet Vianello auch gefüllte Piadine an, dazu eine Auswahl italienischer Lebensmittel und eine Auswahl Naturweine.
Letztere werden donnerstags auch am Abend kredenzt, natürlich aus den kleinen Gläsern, wie man sie aus den venezianischen Bars kennt. Dann bietet Vianello zusammen mit dem Koch Lorenzo Dal Bo (ehemals Brenso) für acht bis zwölf Personen Pastakurse an (110 Fr. inkl. Apéro, Essen und Pasta zum Heimnehmen). Das Angebot wird rege genutzt, wahlweise führen die beiden Interessierte auch in die Gnocchi-Kunst ein – und haben weitere Ideen: etwa einen Pasta-Abend für Singles. Salute!
Dienerstrasse 72, 8004 Zürich, Di–Fr 11–14.30, 15.30–19 Uhr, Sa 10–17 Uhr, Anmeldung für Pastakurse auf info@mitton.ch
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