Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Solosieg am Giro d’Italia
Gino Mäder zweifelt bis zuletzt – und gewinnt trotzdem

Zu ausgepumpt für Glücksgefühle: Gino Mäder beim Überqueren der Ziellinie.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Gino Mäder ist keiner dieser Profisportler, die das Selbstvertrauen mit der Muttermilch aufgesogen haben. Er ist ein Zweifler, ein Grübler. Vor dieser Saison, seiner ersten mit dem Team Bahrain-Victorious, sagt er im Gespräch: «Ich bin erstaunlich weit oben in der internen Hackordnung. Ich merke, dass sie der Meinung sind, dass aus mir etwas werden kann.»

Diese Meinung wurde am Mittwochabend deutlich. Bahrain-Victorious stand am Giro d’Italia vor einem Scherbenhaufen. Ihr Leader Mikel Landa war kurz vor dem Ziel gestürzt, dabei waren Schlüsselbein und Rippen gebrochen, das Rennen war für den Basken damit zu Ende – einen Tag, nachdem er seine brillante Form erstmals angedeutet hatte.

Ohne Leader Landa setzt das Team auf Mäder

«Was nun?», fragten sich die Bahrain-Fahrer. Sie nahmen sich vor, auf den Rückschlag offensiv zu reagieren. Mäder wurde auserkoren, in der Fluchtgruppe den Etappensieg zu suchen. Das passiert nicht ohne Grund: Der 24-Jährige hat zwar zwei zähe erste Profijahre erlebt. Aber davor in der U-23 zwei Etappen der Tour de l’Avenir gewonnen – vor Leuten wie Tour-Sieger Tadej Pogacar oder Alexander Vlasov, der nun auf die Maglia rosa schielt.

Da setzt also die ganze Equipe auf ihren mit Abstand jüngsten Fahrer im Aufgebot, obwohl der bei den Profis noch nie etwas gewonnen hat. Teamkollege Matej Mohoric, selber schon Giro-Etappensieger, zerreisst sich in der Fluchtgruppe geradezu für ihn. Mäder sagt: «Ich dachte eine Zeit lang: ‹Hey Matej, es ist nicht so, dass ich mich fühle, als ob ich alle abtrocknen würde.› Aber er glaubte wirklich an mich.» Zusammen mit den Routiniers Dario Cataldo und Bauke Mollema erreicht das Quartett den Schlussaufstieg. Knapp 14 Kilometer vor dem Ziel und mit 2:30 Minuten Vorsprung auf die Verfolger klinkt sich Mohoric aus, Mäder muss es jetzt alleine richten.

Die Routiniers hatten das Nachsehen: Mäder unterwegs mit seinen Fluchtgefährten Cataldo und Mollema (v.l.).

Und das tut er: Gut drei Kilometer sind es noch, als er den beiden hochdekorierten Gefährten davonfährt. Er tut das mit gemischten Gefühlen. Zu präsent ist die Episode von Paris–Nizza, als er aus einer identischen Situation alleine Richtung Etappensieg fuhr – nur, um auf den letzten Metern noch von Primoz Roglic abgefangen zu werden.

Auch dieses Mal ist der Vorsprung mit einer Minute unangenehm knapp. Doch hinten wird in der Favoritengruppe um Egan Bernal taktiert statt zugefahren. Es ist Mäders Glück, der auf dem letzten Kilometer den Knopf mit dem Teamfunk aus dem Ohr nimmt. Er will nichts mehr hören, keine Abstände, einfach Pedalumdrehung für Pedalumdrehung dem Ziel entgegenfahren.

«Sie können dir am Funk dann nicht mehr helfen. Du bist in einem Zustand, in dem du nur noch willst, dass es aufhört wehzutun.» Den Blick zurück wagt er nicht, so sehr fürchtet er sich, ein Déjà-vu zu erleben. Dabei würde er sehen, dass der Vorsprung beruhigend gross ist, er seinen ersten Profisieg souverän über die Ziellinie bringen wird. Kurz vor dieser schaut er doch noch zurück, ein-, zwei-, dreimal. Den Jubel auf der Ziellinie versucht er nur im Ansatz, verliert dabei fast die Balance. «Ou, das klappt nicht. Dann versuche ich wenigstens zu lächeln», sagt er sich, komplett erschöpft.

«Der bestmögliche Plan B»

Er ist der erste Schweizer Etappensieger am Giro seit Silvan Dillier 2017. Und Mäder nach dem grossen Gino Bartali erst der zweite Fahrer mit dem Namen Gino, der am Giro gewinnt. Doch Mäder ist keiner, der darauf einen kecken Spruch bereit hat. «Mit ihm werde ich mich kaum je vergleichen müssen», sagt er nur.

Das soll nicht heissen, der Sieg habe nichts geändert beim 24-Jährigen, der Zürich seine Heimat nennt. «Ich hätte lieber, wir wären noch bei unserem Plan A und Mikel. Aber dieser Plan B ist der bestmögliche. Und hey, der Giro dauert noch mehr als zwei Wochen. Jede Etappe ist ein neuer Anfang für uns.» Der Gino-Giro hat erst begonnen.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.