Gewalttat in FrankreichMesserangreifer tötet Lehrer – Polizei ermittelt wegen Terror
Ein ehemaliger Schüler hat an einem Gymnasium im nordfranzösischen Arras mehrere Menschen angegriffen. Er war der Polizei als Gefährder bekannt.
Die Angst kehrt zurück nach Frankreich. Ein 20-jähriger tschetschenischer Mann hat am Freitagmorgen mit zwei Messern auf mehrere Personen in einem Gymnasium im Zentrum der Stadt Arras im nordfranzösischen Département Pas-de-Calais eingestochen. Ein Französischlehrer erlag seinen Verletzungen, ein Mitarbeiter der Schulmensa und ein weiterer Lehrer des Lycée Gambetta sind schwer verletzt worden.
Die Antiterror-Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet: Man geht also zunächst davon aus, dass es sich bei der Tat um einen Terroranschlag gehandelt hat.
Schüler kamen bei dem Anschlag nicht zu Schaden. Sie waren während der Attacke in ihren Klassenzimmern geblieben, weil ein für solche Fälle eingerichteter Alarm ertönt war.
Täter war als Gefährder bekannt
Der mutmassliche Attentäter, so berichteten es die französischen Medien, soll «Allahu Akbar», Gott ist gross, gerufen haben, als er zur Tat schritt. Die Polizei verhaftete ihn sowie einen seiner Brüder. Der Bruder, drei Jahre jünger, soll sich auf dem Weg zu einer anderen Schule befunden haben, als er verhaftet wurde.
Der Angreifer stand auf der Liste S der Sûreté de l'État (Staatssicherheit), er war der Polizei als möglicher Gefährder bekannt; er galt als radikalisiert. Seit vergangenem Sommer hörten die Fahnder des Inlandsgeheimdienstes der französischen Regierung seine Telefongespräche ab. Sie schauten auch regelmässig bei ihm vorbei, um ihn zu kontrollieren – zum letzten Mal am Donnerstag, dem Tag vor der Tat. Doch es gab offenbar kein rechtliches Motiv, das eine Verhaftung gerechtfertigt hätte.
Der Tatverdächtige ist ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums Gambetta. Einer seiner Lehrer, der ihn vor drei Jahren in der Schlussklasse im Unterricht hatte, beschrieb ihn auf BFM TV als «reserviert» und «ruhig». Der mutmassliche Täter war sechs Jahre alt, als seine Familie aus Tschetschenien nach Frankreich zog, die französische Staatsbürgerschaft erhielt er nicht, die Asylgesuche der Familie sind abgelehnt worden.
Die Zeitung «Le Parisien» berichtet exklusiv, der Vater sei vor einigen Jahren nach Russland ausgewiesen worden, die Kinder blieben mit der Mutter in Frankreich, sie lebten in prekären Verhältnissen. Der älteste Bruder des Täters von Arras wurde 2019 verhört, weil er einer islamistischen Gruppe angehörte, die einen Anschlag auf den Elysée-Palast geplant haben soll. Er trug eine Weile elektronische Fussfesseln, dann kam er wieder ganz frei.
Erinnerung an einen früheren Vorfall
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reiste kurz nach Bekanntwerden der Tat nach Arras. Am Donnerstagabend hatte Macron in einer Rede an die Nation zur nationalen Einheit aufgerufen: Die Franzosen fürchten sich vor einem Überschwappen des Konflikts im Nahen Osten auf ihr Land. Bislang gibt es jedoch keine konkreten Hinweise darauf, dass der mutmassliche Attentäter von Arras sich auf den Krieg in Israel und Gaza berief.
Der Vorfall erinnert die Franzosen an den Mord an dem Geschichts- und Geografielehrer Samuel Paty in Éragny bei Paris am 16. Oktober 2020. Auch Paty war von einem jungen Tschetschenen getötet worden.
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