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Rohstoffe für Nahrungsmittel
Warum die Getreidepreise jetzt in die Höhe schiessen

Soja für Europa: Die Bohnen werden im Hafen von Santos in Brasilien auf ein Schiff verladen.
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Weizen, Mais, Soja und Sojaöl: Aus diesen Produkten wird ein Grossteil der weltweit konsumierten Nahrungsmittel hergestellt. Das Problem: Die Preise gehen derzeit durch die Decke. Der Preis für Mais hat sich innert Jahresfrist verdoppelt, für die Sojabohnen muss 80 Prozent mehr bezahlt werden. Beim Weizen macht der Preisanstieg 30 Prozent aus. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Das hat mehrere Gründe: Chinas Nachfrage nach diesen Rohstoffen boomt. Gleichzeitig sind die Ernteerträge in Brasilien, in den USA und in Kanada aus klimatischen Gründen bedroht. Vielerorts war es zu trocken oder zu kalt oder beides zugleich.

Hohe Frachtraten treiben Preise zusätzlich an

Nun verteuert sich nicht nur die Bohne und das Korn, auch die Preise für den Transport auf den Weltmeeren bewegen sich zur Freude der Reeder unvermindert in luftigen Höhen, und wegen des Mangels an Containern kommt es zu teuren Verzögerungen. Die Migros rechnet in den kommenden Wochen mit zusätzlichen Verzögerungen. Betroffen seien primär Non-Food-Produkte wie Velos und Holz.

Getreide muss ja nicht immer aus Übersee kommen: Weizenernte in Frankreich.

Und wie sieht es bei den Lebensmittelpreisen aus? Die Migros registriert in ihren Industriebetrieben steigende Preise für Verpackungen, aber auch für Öl und Fett. Bei den Lebensmitteln hingegen sieht der Grossverteiler kaum Einschränkungen. «Mit Weizen haben wir uns bereits im vergangenen Jahr bis 2022 eingedeckt», erklärt Mediensprecher Marcel Schlatter. Und die von den Migros-Produktionsbetrieben benötigten Mengen an Soja und Mais seien «vernachlässigbar».

Konkurrent Coop teilt mit, dass man «nicht von einer Preiserhöhung» für die Produkte ausgehe.

Futtermittel werden für Tierhalter teurer

Etwas anders sieht das Fenaco, die Genossenschaft der Bauern, zu der unter anderem Volg, Landi und Agrola gehören. «Die Preise für Agrarrohstoffe sind stark angestiegen. Dadurch könnten sich die Preise bei den Futtermitteln in der nächsten Zeit weiter nach oben bewegen», sagt Fenaco-Sprecher Samuel Eckstein. Verursacher seien hier Proteinkomponenten wie Soja und Rapskuchen. Letztlich würden die Tierhalter den Mehrpreis tragen.

Die Preise für Futtermittel könnten steigen. 

Dass bei den Nahrungsmitteln die Preise noch im Zaum gehalten werden können, hat auch mit der Einkaufspolitik zu tun: Sie steht unter dem Vorzeichen «Nachhaltigkeit».

«Bereits über 60 Prozent der Soja wird aus nachhaltigem Anbau in Europa bezogen, Tendenz steigend.»

Samuel Eckstein, Fenaco

Coop bezieht «nur wenige Lebensmittel, die mit der Fracht zu uns gelangen», sagt Sprecherin Rebecca Veiga. Man setze primär auf Schweizer Produkte. Die Migros erklärt, dass rund 70 Prozent der Lebensmittel in den Filialen aus der Schweiz stammten. Auch der Agrarkonzern Fenaco sagt, dass der Grossteil der Agrarrohstoffe aus den umliegenden europäischen Ländern bezogen werde. «Bereits über 60 Prozent der Soja wird aus nachhaltigem Anbau in Europa bezogen, Tendenz steigend», sagt Sprecher Eckstein. Die Transporte würden zum grössten Teil per Bahn abgewickelt.

Nestlé schliesst Preisanpassungen nicht aus

Andere Signale senden weltweit tätige Nahrungsmittelkonzerne aus. Der Getränkemulti Coca-Cola warnt vor höheren Preisen für Plastik und Aluminium, aber auch für Kaffee und Maissirup, den wesentlichen Bestandteilen für Coke. Auch der Nahrungsmittelkonzern Nestlé schliesst Preisanpassungen nicht aus, wie Konzernchef Mark Schneider kürzlich bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal verkündete.

«Das verstärkt das Elend und treibt Millionen in Hunger und Verzweiflung.»

Chris Nikoi vom UN-Welternährungsprogramm für Westafrika zu den steigenden Rohstoffpreisen

Während die Auswirkungen auf die Schweiz klein sind, sind die Folgen der hohen Agrarpreise und Frachtraten für die ärmeren Länder drastisch. «Das verstärkt das Elend und treibt Millionen in Hunger und Verzweiflung», warnte kürzlich Chris Nikoi, der beim UN-Welternährungsprogramm für Westafrika zuständig ist.