Geschlossene ArztpraxenDer umstrittene Arzt Thomas Haehner darf keine Praxis mehr führen
Der deutsche Mediziner ist mit seiner Praxiskette in der Schweiz gescheitert. Nun hat er auch die Praxisbewilligung im Kanton Zürich verloren.
Er wollte Hausarztpraxen retten und die ärztliche Versorgung in Landgemeinden der Schweiz sicherstellen. Doch die Strategie des deutschen Arztes Thomas Haehner ging nicht auf. Allein im Kanton Zürich haben rund 10’000 Menschen ihren Hausarzt verloren.
Nun darf Haehner im Kanton Zürich keine Praxis mehr führen. Die entsprechende Bewilligung hat er verloren, wie das «Regionaljournal» von SRF meldete. Dass die Behörden einem Arzt die Zulassung entziehen, kommt selten vor.
Bewilligung ist «inaktiv»
Für die Aufsicht über die Berufsausübung von Ärztinnen und Ärzten sind die kantonalen Behörden zuständig. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) führt keine Liste der gesperrten Ärztinnen und Ärzte, wie es auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt. Seit 2018 müssen allerdings alle in der Schweiz tätigen universitären Medizinalpersonen und deren Bewilligungsstatus in einem Register verzeichnet werden. In diesem ist ersichtlich, dass Haehners Bewilligung im Kanton Zürich seit dem 20. Juli inaktiv ist.
Rechtlich gesehen handle es sich dabei nicht um ein nationales Berufsverbot, heisst es beim Zürcher Amt für Gesundheit auf Anfrage. Haehner könnte also weiterhin unselbstständig als Arzt praktizieren oder eine Praxis in einem anderen Kanton führen. Die Kriterien für eine Bewilligung seien von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Allerdings sei ein guter Leumund oft eine Voraussetzung. Laut Medizinalberuferegister verfügt Haehner derzeit über keine weiteren Bewilligungen.
Unklare Zukunft der betroffenen Praxen
Haehner ist Geschäftsleiter von mehreren Unternehmen, die insgesamt mindestens 18 Praxen führten. Sechs davon befinden sich im Kanton Zürich. Wie es mit den betroffenen Hausarztpraxen nun weitergeht, ist noch unklar. In Rafz hat man eine Lösung mit einer neuen Trägerschaft gefunden. In vielen anderen Gemeinden konnten bisher keine Abnehmer gefunden werden, weshalb in den Praxen seit längerem keine Patientinnen und Patienten behandelt wurden. Die Zürcher Praxen in Niederweningen, Dällikon, Embrach, Oberglatt und Turbenthal sind derzeit bis auf weiteres geschlossen.
Schon im Juli zeichnete sich ab, dass der deutsche Arzt mit seiner Praxiskette in der Schweiz gescheitert ist. «Die Angestellten sind seit Wochen ohne Lohn, die Rechnungen unbezahlt, Telefone und Strom werden abgestellt», sagte Peter Indra, Chef des Zürcher Amts für Gesundheit, gegenüber dieser Zeitung. «Man kann von einem Zusammenbruch sprechen.»
Den Stundenlohn des Praxispersonals für dessen Einsatz, den Patienten vor Ort Fragen zu beantworten und Dossiers zurückzugeben, bezahlte vorübergehend der Kanton.
Korrektur vom 17.8.2023, 17 Uhr: In einer früheren Version dieses Artikels hiess es, dass Thomas Haehner ein Berufsverbot in der Schweiz habe. Richtig ist, dass er keine Bewilligung zum Führen einer Praxis mehr hat. Eine unselbstständige Tätigkeit wäre aber möglich.
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