Faszinierende SportbücherFussball-Legenden zeichnen ihre schönsten Tore – das kommt dabei heraus
Wuchtige Bilder, spannende Biografien, Tipps und überraschende Geschichten. Die Sportredaktion stellt 6 Bücher vor, die sich wunderbar als Weihnachtsgeschenke eignen.
Gezeichnete Meisterwerke
Alle können über Fussball reden. Aber fast niemand kann in der Liga von Jorge Valdano mitspielen. Selbst wenn es nur um ein Vorwort geht.
Valdano war 1986 Torschütze im WM-Final, später wurde er Trainer und Sportdirektor bei Real Madrid. Heute wird er für seine klugen Sätze bewundert.
Nun hat der Argentinier in einem aussergewöhnlichen Buch ein paar besondere Zeilen geschrieben. Es heisst «Tore wie gemalt» und stammt von Javier Cáceres. Der Fussballjournalist der «Süddeutschen Zeitung» hat in den vergangenen fast 20 Jahren nicht nur viele grosse Fussballer getroffen, er hat sie immer auch nach ihrem bedeutendsten Tor gefragt. Und vor allem: Er hat sie dieses zeichnen lassen.
Entstanden sind so weit über 100 Erzählungen und Zeichnungen von Beckenbauer bis Pelé. Der Niederländer Marco van Basten erzählt, dass ihm sein Jahrhundert-Volleytreffer im EM-Final 1988 nur gelang, weil er zu müde war, um das Zuspiel noch vernünftig anzunehmen: «Als die Flanke kam, dachte ich: Wie werde ich diesen Ball nur wieder los?»
Ins Museum of Modern Art werden es die meisten Zeichnungen nicht schaffen. Dokumente zum Schmunzeln und Schmökern aber gibt es zuhauf. Ein Highlight: George Weahs Bild zum 85-Meter-Solo mit Milan gegen Verona.
Und dann ist da eben noch Valdanos Vorwort zur Essenz des Buches: dem Tor. Es sind vier wunderbare Seiten voller Beobachtungen, Erklärungen, Erzählungen, was ein Treffer in uns auslöst. Valdanos Kurzfassung geht so: «Es verwandelt uns zurück in Kinder.» (ukä.)
Javier Cáceres: Tore wie gemalt. Insel. 317 Seiten. Ca. 35 Franken.
Wenn der Weg zum Genuss ein Genuss ist
Was kommt heraus, wenn der Sohn einer Bademeisterin später als Saunameister arbeitet und dann einen Wanderführer herausgibt? Das Buch «Spa-Wandern Schweiz». Darin präsentiert Jack Ouzi-Bader 30 Wanderungen und kombiniert sie mit den hiesigen Wellness-Oasen – so wird der Weg zum Genuss ein Genuss.
Nur steht Jack Ouzi-Bader nicht für einen einzigen Menschen, sondern für das Team des Helvetiq-Verlages. Dieses steckt als Ganzes hinter dem kürzlich erschienenen Wanderführer. Wohl auch deshalb sprechen die Wanderungen ganz verschiedene Zielgruppen an – vom routinierten Berggänger bis zur Stadtspaziererin werden alle fündig. Wie es sich für einen Wanderführer gehört, umfasst das Gemeinschaftswerk die Details der Strecken mitsamt deren Schwierigkeitsgrad. Wertvoll sind auch die Angaben zu den jeweiligen Spas. Neben historischen Anekdoten geben die Autorinnen und Autoren zur Freude von Gfrörlis an, wie hoch die Wassertemperatur ist. Und für Ausflügler, die ihre Ruhe fernab von Kindertrubel suchen, ob Knirpse zugelassen sind oder nicht. (pia)
Jack Ouzi-Bader: Spa-Wandern Schweiz. Helvetiq. 216 Seiten. Ca. 32 Franken.
Die Weihnachtsfrau, die Fussball spielen will
Samuela Klaus wünscht sich zu Weihnachten einen Fussball. Für einige ist dies kein typischer Mädchenwunsch, und sie muss sich dafür rechtfertigen. Ob sie nicht lieber eine Puppe wolle oder ein Kleid, wird sie gefragt. Als sie die Hoffnung fast aufgegeben hat, bekommt sie den Fussball doch noch. Im Begleitbrief steht: «Liebe Samuela, es spielt keine Rolle, wer Du bist, sondern nur, wer Du sein möchtest. Und wenn Du eine Fussballspielerin sein willst, wirst Du eine sein!» Unterschrieben hat der Weihnachtsmann höchstpersönlich.
Von da an will Samuela die erste Weihnachtsfrau werden. Niemand glaubt an sie, doch sie besteht alle Prüfungen und trifft den Mann mit dem weissen Bart in dessen Hütte am Nordpol. Von da an kann Samuela allen Kindern helfen, ihre Träume zu verwirklichen – unabhängig vom Geschlecht. (mke)
Martin Fontanellaz, mit Illustrationen von Eva: Samuela Klaus – die erste Weihnachtsfrau. Meier, Helvetia-Verlag, Bern. Ca. 30 Franken.
Ein Genuss – auch ohne zu lesen
«The Fight» von Norman Mailer, das gab es schon einmal. Das Buch erschien 1975, fast 250 Seiten über den grössten Boxkampf der Geschichte, ein Meisterwerk. Und jetzt ist «The Fight» wieder da, knalliger, grösser, schwerer (2,5 Kilogramm, um genau zu sein).
Es erscheint zum 50-Jahr-Jubiläum des «Rumble in the Jungle», Muhammad Ali gegen George Foreman, ein Boxkampf für die Ewigkeit – wegen all der Geschichten; wegen Ali, des Grossmauls («Ich habe mit Alligatoren gerungen, ich habe Blitze mit Handschellen gefesselt und warf den Donner ins Gefängnis, du weisst, ich bin böse»), das gewinnt; wegen der Menschen, die er für sich einnimmt und die ihm «Ali Bomaye» nachrufen, wenn er in den Strassen Kinshasas joggen geht. Ali, töte ihn.
Für diese Neuauflage von «The Fight» wurde Norman Mailers Text gekürzt. Das ist an sich natürlich schade, aber dafür bleibt Platz für Bilder, gewaltige Bilder aus Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, geschossen von Neil Leifer und Howard L. Bingham. Auch Nicht-Lesende kommen hier auf ihre Kosten. (mro)
Norman Mailer: The Fight. Neuauflage, Taschen-Verlag. 260 Seiten. Ca. 90 Franken.
Ein Fussballbuch – und doch mehr
Stromlinienförmig ist sie nicht verlaufen, die Karriere von Markus Babbel. Und was für seine Laufbahn als Fussballer gilt, passt zum ganzen Leben des Europameisters von 1996. In seiner fadengerade ehrlichen Biografie erzählt er von Besäufnissen vor wichtigen Partien, von Mitspielern, mit denen er nie ein Wort wechselte, von schlampigen und überforderten Trainern. Er greift Leute an und nennt diese beim Namen, geizt aber auch nicht mit Selbstkritik.
Babbel, der unter anderem für Bayern München und Liverpool verteidigte, thematisiert auch seine chronische Krankheit sowie den Freitod seines Bruders, den er jahrelang nicht verarbeiten konnte. Er erzählt von Phasen der Einsamkeit und dem Scheitern seiner ersten Ehe. «It’s not only Football» ist ein Fussballbuch – und doch mehr als das. (phr)
Markus Babbel: It’s not only Football. Edel-Sports-Verlag. 283 Seiten. Ca. 20 Franken.
Ein dickes Buch über noch höhere Berge
«Tour de France. Kein Berg zu hoch, kein Weg zu weit» wird vermarktet mit dem Nachsatz «das neue Standardwerk». Das ist ein grosses Wort. Doch es ist auch ein dickes Buch. Etwas mehr als 600 Seiten hat Historiker und Germanist Stephan Klemm geschrieben. Etwas mehr als 600 Seiten über das härteste Radrennen der Welt.
Und Klemm ist das Thema allumfassend angegangen. Neben den gängigen Kapiteln über die grossen Sieger, die alten Helden, über die epischen Berge und die bösen Mittel hat Klemm auch nach links und rechts geschaut. Es wird erklärt, wie der Parcours zustande kommt, erzählt, wie die Tour-Organisatorin ASO so erfolgreich wurde; dem Besenwagen wird genauso ein Kapitel gewidmet wie den Roadies, die tagein, tagaus den Zielbereich und die Werbebanden auf- und wieder abbauen.
«Tour de France» ist ein Buch für Liebhaber der Tour und für alle, die auch mal hinter die Kulissen schauen möchten. (abb)
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