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Genderdebatte in Zürich
Stern oder Doppelpunkt: Schulen sollen auf eigene Sprachregeln verzichten

Susanne Brunner, SVP-Gemeinderätin Zürich, lächelt in die Kamera. Datum: 16.09.2022. Foto von Silas Zindel.
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Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich. Sind diese Sonderzeichen eine «Verhunzung» der Sprache oder Ausdruck von gesellschaftlichem Wandel und Inklusion aller Geschlechteridentitäten?

Über eine Stunde lang diskutieren die Kantonsrätinnen und Kantonsräte am Montagmorgen über die Motion «Kein Gendersprachzwang an Zürcher Bildungsinstituten» sowie über das Postulat «Sprachliche Gleichbehandlung von Frau und Mann in kantonalen Institutionen». 

Motionärin und SVP-Politikerin Susanne Brunner ist seit kurzem wieder zurück im Zürcher Kantonsrat, nachdem sie sich Mitte Januar wegen einer Burn-out-Erkrankung aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat.

Susanne Brunner setzt ihren Kampf fort

Nun setzt sie ihren Kampf gegen den Genderstern fort und sagt etwa: «Gendern entspricht keinem natürlichen Sprachwandel.» Es raunt durch den Saal im Kantonsrat, Kantonsratspräsident Jürg Sulser rüttelt am Glöckchen, damit Ruhe einkehrt. 

Es folgen über ein Dutzend Wortmeldungen, mit Anekdoten aus dem eigenen Leben der Kantonsrätinnen und Kantonsräte. Sie berichten auch von Erfahrungen aus ihrer Nachbarschaft und plädieren mit Verve für oder gegen die gendersensible Sprache. Für die einen ist das Gendern eine Selbstverständlichkeit, für die anderen ein unnötiger Zwang.

Die Überweisung der Motion wird schliesslich abgelehnt, mit 95 Nein-Stimmen zu 75 Ja-Stimmen. SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner scheitert erneut mit ihrem Anliegen. Sie hatte schon mit ihrer Initiative «Tschüss Genderstern» in der Stadt Zürich Schiffbruch erlitten. Die Initiative wollte, dass die Stadt in ihren amtlichen Dokumenten den Genderstern nicht mehr verwenden darf – sie wurde letzten November mit 57,3 Prozent abgelehnt.

Keine exklusiven Sprachleitfäden mehr

Mehr Rückhalt erhält das Postulat von FDP, EVP und SVP, das am Montag mit 90 zu 79 Stimmen überwiesen wurde. Demnach dürfen die Zürcher Bildungsinstitutionen keine eigenen Sprachleitfäden mehr zum Thema Gender und inklusive Sprache anwenden.

«Es kann nicht sein, dass diverse kantonale Institutionen eigenständige linguistische Diskussionen führen und exklusive Regeln erlassen, die nicht den offiziellen Referenzwerken der deutschen Rechtschreibung entsprechen», heisst es im Vorstoss. Dies führe zu Verwirrung und provoziere «eine generelle Ablehnung der geschlechtergerechten Formulierung».

Der Vorstoss will, dass sich die Bildungsinstitutionen an den Empfehlungen des Regierungsrates orientieren. Dieser wiederum hält sich an die Empfehlungen des Bundes, der auf den Einsatz von Genderstern, Doppelpunkten und anderen Sonderzeichen verzichtet.

Den Schulen war es bisher freigestellt, ob sie eigene Sprachleitfäden verfassen wollen. Nun muss der Regierungsrat innerhalb von zwei Jahren einen Bericht ausarbeiten und Stellung zu diesem Vorstoss nehmen.