Neuwahlen nötigGemeindepräsident von Oberrieden tritt wegen Erschöpfung zurück
Martin Arnold (SVP), langjähriger Gemeindepräsident in Oberrieden, leidet unter Erschöpfungszuständen. Nur fünf Monate nach seiner Wiederwahl stellt er sein Amt zur Verfügung.
Seine Energie schien keine Grenzen zu haben: Martin Arnold (SVP) engagiert sich in der Politik, weibelt für Verbände und führt ein Unternehmen für Kommunikation. Doch jetzt kündet der 59-Jährige überraschend an, dass er beim Bezirksrat Horgen ein Gesuch um vorzeitige Entlassung aus dem Gemeinderat Oberrieden gestellt hat. Als Grund nennt er eine grosse Erschöpfung.
In seiner persönlichen Mitteilung, die er den Medien verschickt hat, räumt Martin Arnold ein: «Zweifellos ist es ungewöhnlich, als erfahrenes Exekutivmitglied nur fünf Monate nach der erfolgten Wahl sein Amt wieder abzugeben.» Martin Arnold ist 1998 in den Gemeinderat Oberrieden gewählt worden. Acht Jahre später wurde er Gemeindepräsident. Im März ist er bei den Erneuerungswahlen für eine fünfte Legislatur als Gemeindepräsident bestätigt worden.
Druck wurde zu gross
«Bis jetzt konnte ich mit dem Druck gut umgehen. Aber jetzt ist mir die Situation entglitten», sagt Martin Arnold auf Anfrage. Er habe sein Privatleben zu wenig vom politischen Engagement abgegrenzt. Er habe ständig das Gefühl gehabt, online sein zu müssen, und er habe zu wenig Erholungsphasen eingebaut. Die Warnungen seines unmittelbaren Umfeldes habe er nicht ernst genug genommen. «Das hat mich jetzt eingeholt.»
Es habe sich in seinem Leben nichts massgeblich verändert, das zur Überlastung geführt habe. Es liege vielmehr daran, dass er mit der permanent hohen Belastung, die das Amt des Gemeindepräsidenten mit sich bringt, nicht mehr gleich gut umgehen könne wie früher. Es komme ihm vor, als sei das Fass bald am Überlaufen, und er hoffe, «dass ich jetzt noch rechtzeitig den Hahn öffne, um den Druck abbauen zu können».
Den Ausschlag für den Rückzug aus der Gemeindepolitik gab ein Gespräch mit seinem Arzt: «Er sagte mir, was ich eigentlich schon geahnt habe.» Dass er nämlich dringend kürzertreten müsse, um seine Gesundheit nicht zu gefährden. Auch beruflich wirken sich die Erschöpfungszustände negativ aus. «Es war manchmal so, als hätte ich Ladehemmungen.» Doch auch als Unternehmer und Arbeitgeber trage er eine Verantwortung und lebe schliesslich davon.
Unterstützung im Gemeinderat
Der Entscheid sei ihm nicht leichtgefallen. «Ich war mein halbes Leben für die Gemeinde tätig. Da fällt man einen solchen Entscheid nicht leichtfertig.» Er wolle sich jetzt aber auf sich selber fokussieren. «Ich muss schauen, dass ich rasch wieder festen Boden unter die Füsse bekomme.»
Mit dem Rücktritt von Martin Arnold werden Ersatzwahlen für einen Sitz im Gemeinderat sowie das Gemeindepräsidium nötig. Die Ersatzwahlen finden voraussichtlich im November statt. Bis zur Amtsübergabe wolle er sein Amt noch ausüben, sagt Arnold. Die Mitglieder des Gemeinderates hätten ihm ihre Unterstützung zugesichert.
Ausser dem Gemeindepräsidium und den damit verbundenen Funktionen gibt Martin Arnold keine anderen Verpflichtungen auf. Er habe gar nicht mehr viele. Das Gemeindepräsidium sei die Aufgabe gewesen, die am stärksten belastet habe. So bleibt Martin Arnold Präsident der Zürcher Planungsgruppe Zimmerberg (ZPZ). In dieses Amt wurde er als Person und nicht in seiner Funktion als Gemeindepräsident gewählt.
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