Gemeinde ist falsche AdressatinHunderte Steuererklärungen landen in der Region am falschen Ort
Manche Steuerzahlende werfen ihre Steuererklärung im Briefkasten des Gemeindehauses ein, statt sie an das Stadtzürcher Scan-Center zu schicken. Für kleinere Gemeinden bedeutet das ein zusätzlicher Aufwand.
Das Ausfüllen von Steuererklärungen hat gerade Hochsaison. Ende Monat endet im Kanton Zürich die offizielle Frist für das alljährliche – nicht ganz freiwillige – Ritual. Wer die Dokumente ausgefüllt und die Belege zusammengesucht hat, muss seit 2021 nicht mehr zwingend zur Post. Die Steuerunterlagen können seither komplett digital eingereicht werden.
Dennoch will ein beträchtlicher Teil der Zürcher Bevölkerung nicht auf die Papierform der Steuererklärung verzichten. Doch wohin mit dem Couvert? Seit einigen Jahren müssen die Unterlagen nicht mehr an die Gemeindeverwaltung, sondern an das Stadtzürcher Scan-Center geschickt werden. Dort werden zentralisiert alle gedruckten Steuererklärungen elektronisch eingelesen und anschliessend vernichtet.
Obwohl das Rücksendecouvert mit der Adresse des Scan-Centers den Steuerunterlagen beiliegt, landen zahlreiche Steuererklärungen in den Briefkästen der kommunalen Verwaltungen. In der Gemeinde Horgen sind es in den Wochen vor der offiziellen Frist beispielsweise einige Hundert Steuererklärungen, die eintrudeln. Wie die Gemeinde mitteilt, kommt alle zwei Wochen ein Kurier des Scan-Centers vorbei, der zwei Boxen mit jeweils 50 bis 60 Steuererklärungen mit nach Zürich nimmt.
Per Päckli nach Zürich
Bis letztes Jahr hat der Kurier noch in allen Zürcher Gemeinden halt gemacht. Seit diesem Jahr lässt er die Kleineren jedoch aus.
Eine dieser Gemeinden ist Hombrechtikon. Zurzeit treffen dort etwa fünf Steuererklärungen pro Tag auf dem Gemeindesteueramt ein. «Zudem möchten etwa zwei Personen pro Tag die Steuererklärung persönlich am Schalter des Steueramts abgeben», sagt Daniel Wenger (FDP), Ressortvorsteher Finanzen und Steuern. Eine Statistik führe die Gemeinde zwar nicht, erfahrungsgemäss werde die Anzahl nun bis Ende Monat aber noch stetig steigen.
Dass der Kurierdienst nicht mehr kommt, hat Folgen für die Hombrechtiker Gemeindeverwaltung. Die Steuererklärungen müssen per Päcklipost an das Scan-Center gesendet werden. «Dafür mussten spezielle Kartonschachteln angeschafft und die eher schweren Pakete jeweils selbst zur Post gebracht werden», sagt Wenger.
Die Gemeinde bittet nun mit einem Beitrag auf ihrer Website die Bevölkerung darum, künftig die Steuererklärung nicht mehr im Gemeindehaus abzugeben.
Langsamer statt schneller
Eine noch kleinere Gemeinde als Hombrechtikon ist Oberrieden. Auch dort fischen die Mitarbeitenden des Steueramts derzeit einige Steuererklärungen aus dem Briefkasten. Gezählt werden sie nicht, weshalb schwierig zu sagen ist, wie viele es genau sind.
Jürg Wuhrmann hat als Abteilungsleiter Steuern eine Erklärung, weshalb Leute die Unterlagen auf der Gemeindeverwaltung abgeben. «Einige Personen denken vermutlich, dass es schneller geht, wenn sie das Couvert direkt im Gemeindehaus abgeben.»
Doch das Gegenteil sei der Fall. Denn die Steuererklärung muss zuerst im Stadtzürcher Scan-Center eingelesen werden. Danach wird sie elektronisch an das Steueramt zurückübermittelt. «Die Steuererklärungen müssen in Zürich im Originalzustand eingescannt werden», erklärt Wuhrmann. Deshalb kommen sie auch in Oberrieden in ein Päckli und werden nach Zürich geschickt – was den Prozess verlangsamt statt beschleunigt.
Der Aufwand sei stemmbar. Dennoch macht man sich in Oberrieden nun auf einen letzten Höhepunkt bereit. «Über Ostern werden wohl noch einige Steuererklärungen im Briefkasten landen. Vielleicht leeren wir ihn zwischendurch mal, damit er nicht überläuft», scherzt Wuhrmann.
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