Gelungene Premiere der Zirkusfestspiele
Einen besseren Aufführungsort hätte die Theatergruppe Richterswil für ihre neuste Vorführung nicht wählen können: Die Zirkusgeschichte spielt in einer Manege unter einer Zirkuskuppel.
![Die Theatergruppe Richterswil spielt noch 15 weitere Vorstellungen in einem Zirkuszelt.](https://cdn.unitycms.io/images/DZ8jSviWKxDAGrnADaJBbV.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=zsPAgtRJRnM)
Das rote Zirkuszelt ist schon von weitem ein Blickfang auf dem Wisshusplatz. Es dient der Theatergruppe Richterswil als Bühne für ihr aktuelles Stück «August August, August» aus der Feder von Pavel Kohout, einem derbedeutendsten Intellektuellen Tschechiens. «Wir haben schon mehrmals an aussergewöhnlichen Orten gespielt», sagt Andrea Gubler, Präsidentin der Theatergruppe und zusammen mit Margritt Knüsel Regisseurin des Stücks, am Samstagabend kurz vor der Premiere. «Etwa auf der Insel Schönenwerd oder in der Remise Seebad.» Das habe seinen Reiz, auch für das Publikum.
Auf dem Dorfplatz vor dem Gemeindehaus sind für noch weitere 15 Vorstellungen eigentliche circensische Festspiele angesagt. Das Zirkuszelt mit 130 Plätzen hat die Theatergruppe vom Zirkus Mugg aus Betschwanden im Glarnerland gemietet. In einem Zirkuswagen sind die Requisiten und farbenprächtige Kostüme untergebracht. Essen und Getränke bietet eine Schaubude wie auf einer Chilbi mit dem Namen «Las Vegas» an, Popcorn, Mandeln und Magenbrot inklusive.
Vor ausverkauftem Haus spielt standesgemäss beim Einmarsch der Schauspielerinnen und Schauspieler eine Zirkuskapelle auf. Das Publikum klatscht umgehend mit.
Ein unbändiger Traum
Der Zirkusdirektor, wunderbar gespielt von Ruedi Schnellmann, begrüsst artig das Publikum und wartet gleich mit einem verblüffenden Zaubertrick auf. Assistiert wird der Mann im Frack vom Stallmeister, eine Paraderolle für Chrigi Kümin. Ein Tanzbär hat seinen Auftritt, wie überhaupt im in Mundart umgeschriebenen Stück immer wieder im wahrsten Sinn des Wortes zirkusreife Elemente eingebaut sind. Grenzen sind keine gesetzt. So macht sich Verwandlungskünstler Bumbul Bumbul (Markus Zollinger) auf den Weg ins Paradies. Eine Puppe erwacht zum Leben. Es ist Bumbuls Tochter Lulu (Less Diener), eine weitere Protagonistin des Stücks, das sich durch subtilen Wortwitz und Situationskomik auszeichnet. Schlicht brillant gibt Jost Hangartner die Hauptrolle, den Clown August August, August. Rasch einmal wird klar, was es mit dem ungewöhnlichen Namen auf sich hat. Es ist sein Name, Vorname und die Berufsbezeichnung.
Die Hauptfigur des Stücks erweist sich mal als pfiffiger, auch mal als dummer August, die Sympathien des Publikums sind ihm aber gewiss. Der dreifache August hat einen Lebenstraum. Er möchte die weissen Lipizzaner dressieren und wird dafür vom Stallmeister zur Raison gebracht, weil jener Auftritt seit eh und je die Paradenummer des Herrn Direktors ist. Dieser stellt ihm in Aussicht, den Traum zu erfüllen, falls er mehrere, eigentlich unlösbare Aufgaben meistern würde. Wider Erwarten bewältigt August diese mit seiner Fantasie, ehe die Dinge einen unvorhergesehenen Verlauf nehmen.
Das Stück widerspiegelt den Missbrauch von Fantasie und Wunschträumen durch Autoritäten, wie es Pavel Kohout als Wegefährte von Alexander Dub?ek im Frühjahr 1968 selbst erlebt hat, als während des PragerFrühlings in der damaligen Tschechoslowakei Liberalisierungs- und Demokratisierungsversuche durch einmarschierende Truppen des Warschauer Paktes abgewürgt wurden. Kohout will mit seinem bekanntesten Werk ein Denkmal setzen für Fantasie, Freiheit und Kreativität. Die Theatergruppe Richterswil hat es hervorragend umgesetzt.
Weitere Vorstellungen: Mittwoch, 21. Juni, bis Sonntag, 25 Juni. Mittwoch, 28. Juni, bis Sonntag, 2. Juli. Dienstag, 4. Juli, bis Samstag, 8. Juli. Spielbeginn jeweils 20 Uhr, Wisshusplatz Richterswil. – Vorverkauf: www.tgr.ch und Blickwinkel, Poststrasse 13. Tel. 043 844 43 42.
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