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Gefährliche Eskalation rund um den Gazastreifen

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Rund um den Gazastreifen droht der Konflikt zwischen Israel und militanten Palästinensern erneut zu eskalieren und fordert weitere Todesopfer. Seit Samstag um 10 Uhr feuern militante Palästinenser fast ununterbrochen Raketen auf israelische Gebiete. Bis zum Sonntagmorgen waren es insgesamt 430 solcher Angriffe, alleine in der vergangenen Nacht wurden 180 Raketen abgefeuert. Die israelische Armee griff bis Sonntagfrüh rund 200 Ziele im Gazastreifen an. Unter anderem wurde ein grenzüberschreitender Tunnel bei Rafah sowie militärische Anlagen und Schiffe der im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas und des Islamischen Jihad, der zweitgrössten militanten Gruppe, attackiert.

Auf beiden Seiten gab es Tote und Verletzte. Erstmals seit dem Gazakrieg 2014 starb ein Israeli nach einem Raketenangriff. Der 58-jährige Familienvater wurde in der Nacht auf Sonntag in seiner Wohnung in der Stadt Aschkelon von einem Schrapnell getroffen; bereits im November war ein Palästinenser, der in Israel arbeitet, ebenfalls in Aschkelon durch einen Raketeneinschlag in seinem Appartement getötet worden. Im Gazastreifen starben nach palästinensischen Angaben sieben Menschen, darunter eine schwangere Frau sowie ein 14 Monate altes Baby. Nach Angaben der israelischen Armee seien sie durch eine Explosion getötet worden, die durch Waffen der Hamas ausgelöst worden sei.

Nach Einschätzung der israelischen Armee steckt eine koordinierte Aktion von Hamas und Islamischem Jihad hinter den massiven Raketenangriffen. Es ist der intensivste Beschuss seit vergangenen November. Vor allem der Islamische Jihad soll über den schleppenden Fortgang der Verhandlungen über einen längerfristigen Waffenstillstand unter ägyptischer Vermittlung verärgert sein. Laut palästinensischen Angaben setze Israel Zusagen nicht um, darunter eine Aufhebung der Güterblockade. Der Islamische Jihad fühle sich deshalb nicht mehr an die von der Hamas ausgerufene Zurückhaltung gebunden, die Israel als Zugeständnis gefordert hatte. Zuletzt hatte es kurz vor den Wahlen in Israel am 9. April eine militärische Konfrontation gegeben, seither hatte relative Ruhe geherrscht.

Nach Angaben der israelischen Armee versuche der Islamische Jihad seit etwa zwei Wochen, die Verhandlungen mit Attacken zu sabotieren. Dazu gehört nach Ansicht von Militärexperten ein Angriff auf zwei israelische Soldaten an der Grenze am Freitag. Sie wurden durch Schüsse verletzt. Daraufhin griff die israelische Armee im Gazastreifen an und tötete vier Palästinenser, darunter Kämpfer der Kassam-Brigarden, des militärischen Arms der Hamas. Die Hamas soll daraufhin Vergeltung geschworen und sich gemeinsam mit dem Islamischen Jihad zu der Angriffswelle entschlossen haben.

Sicherheitsvorkehrungen wegen Eurovision Song Contest in Tel Aviv

Raketenalarm ist seit Samstag nicht nur in den Gebieten rund um den Gazastreifen zu hören, sondern auch im Zentralraum Israels, etwa in der Stadt Rechovot oder in Bet Schemesch. Die militanten Palästinenser wollen offensichtlich die Zeit vor dem Mitte des Monats in Tel Aviv stattfindenden Eurovision Song Contest nutzen, um Druck auf Israel auszuüben. Die israelische Zeitung Haaretz zitierte einen Hamas-Funktionär mit den Worten: «Es kann nicht sein, dass man singt und sich freut, während wir leiden.»

Die Sicherheitsvorkehrungen wurden vor dem Wettbewerb massiv verstärkt. Insbesondere rund um Tel Aviv wurden die Raketenabwehrsysteme aufgebaut. Kommende Woche werden Zehntausende Touristen erwartet. Die Schulen im Süden Israels bleiben am Sonntag geschlossen, Bunkerräume wurden an vielen Orten geöffnet.

Der UN-Koordinator für den Nahost-Friedensprozess, Nickolay Mladenov, rief alle Parteien zu Deeskalation und zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Wer das bisher Erreichte gefährde, trage die Verantwortung für die gravierenden Konsequenzen. Die UNO versucht gemeinsam mit Ägypten einen langfristigen Waffenstillstand zu vermitteln. Eine EU-Sprecherin erklärte, die Raketenangriffe müssten sofort aufhören. Israelis und Palästinenser hätten das Recht, in Frieden zu leben. Nur eine politische Lösung könne der Gewalt ein Ende bereiten.