Der neue GC-Trainer«Ich habe den absoluten Glauben daran, dass die Fans mir eine faire Chance geben»
Der Tabellenletzte der Super League hat den Nachfolger von Marco Schällibaum gefunden: Tomas Oral soll den Abstieg des Rekordmeisters verhindern.
- Tomas Oral ist ein Wagnis für die Grasshoppers.
- In seiner Karriere hat er schon manchen Abstiegskampf erlebt.
- Mit Michael Henke kommt ein Assistent, der zweimal die Champions League gewann.
Viele Namen wurden gehandelt, reihenweise Absagen soll es gegeben haben. Von Peter Zeidler über Patrick Rahmen bis hin zu Lösungen aus Österreich und Deutschland war alles dabei. Und ganz langsam lief GC in Gefahr, für das Spiel gegen Winterthur am Samstag ohne Trainer dazustehen.
Immerhin dieses Szenario bleibt nun aus. Am Dienstagmorgen vermeldeten die Grasshoppers ihren neuen Cheftrainer. Er heisst Tomas Oral und war zuletzt beim SV Sandhausen tätig. Das war im Frühling 2023, während sechs Spielen coachte er das Team aus der 2. Bundesliga, er holte zwei Punkte und wurde entlassen. Sandhausen stieg danach ab.
Am Abend sitzt Oral auch schon in Zürich und stellt sich den Journalisten und Journalistinnen vor, er ist freundlich, reicht allen die Hand. Das ist er also, der Trainer, der bloss eine Aufgabe hat, dafür eine schwierige. Er muss den Abstieg verhindern. Die Grasshoppers sind Letzte in der Super League, verlieren sie am Wochenende gegen Winterthur, liegen zwischen den beiden Teams bereits fünf Punkte.
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Es ist keine aufregende Wahl, eher eine Notlösung. Dafür spricht auch die Vertragsdauer, Oral unterschreibt bis Ende Saison. Sportchef Stephan Schwarz sagt: «Der Fokus liegt auf dem Hier und Jetzt, es geht darum, unsere Ziele zu erreichen und einen Tick besser zu sein als letzte Saison.» Ein Tick, das ist etwas besser als Rang 11 und eine Barrage, die in letzter Minute gewonnen wird.
Oral kennt diese Geschichte. Er weiss, dass die Fans in den letzten Jahren litten, und er weiss um die Skepsis, die nun herrscht. «Ich habe den absoluten Glauben daran, dass die Fans mir eine faire Chance geben», sagt er. Und: «Es ist völlig normal, dass die Fans skeptisch sind, aber ich glaube, wenn man sich näher mit mir befasst, geht diese Skepsis in eine andere Richtung.»
Die letzten Tage verbrachte Oral damit, GC zu analysieren, am Tag seiner Vorstellung leitete er zwei Trainings und führte erste Gespräche. Er traue sich die Aufgabe absolut zu, sagt er. Auf die grossen Parolen verzichtet er, eher spricht er davon, eine Harmonie zu schaffen und eine gewisse Lockerheit an den Tag zu legen. GC sei in einer Situation, in der es mehr Fingerspitzengefühl und wärmere Worte brauche.
«Manchmal erfolgreich, manchmal weniger erfolgreich»
Oral war in den späten 90ern und frühen 2000ern selbst aktiver Fussballer, eine grosse Karriere aber blieb ihm verwehrt. Als Mittelfeldspieler war er vor allem in der Oberliga Hessen tätig, für den FSV Frankfurt bestritt er 175 Partien. Im selben Verein startete er danach seine Trainerkarriere.
2010 übernahm Oral für eine Saison RB Leipzig, das damals noch in der Regionalliga Nord spielte und am Anfang seines Durchmarschs in die 1. Bundesliga stand. Nach einer Saison in Leipzig folgte der Wechsel zu Ingolstadt, Harald Gärtner holte ihn dorthin, der heutige Europa-Chef des Los Angeles FC ist für die Grasshoppers verantwortlich.
Oral verliess Ingolstadt im Sommer 2013, wurde unter Felix Magath Assistenztrainer in Fulham und kehrte schliesslich zu Frankfurt zurück. Im April 2016 wurde er freigestellt, wenige Wochen später stieg der Verein aus der 2. Bundesliga ab. Genau gleich erging es ein Jahr später dem Karlsruher SC, Oral coachte das Team während der Hinrunde der Saison 2016/17.
Vor dem misslungenen Engagement in Sandhausen war Oral während etwas mehr als einem Jahr erneut Trainer in Ingolstadt. In jenem Verein arbeitete er am erfolgreichsten während seiner Karriere, 2021 stieg er von der 3. in die 2. Bundesliga auf. Er habe mit Sportchef Schwarz darüber gesprochen, sagt er, darüber, was er in der Vergangenheit geleistet habe, «manchmal erfolgreich und manchmal weniger erfolgreich».
Der Assistent mit der grossen Geschichte
Orals Verpflichtung ist ein Wagnis für die Grasshoppers, weil er neu ist im Schweizer Fussball. Aber er kommt auch mit einem Assistenten mit grosser Vergangenheit. Michael Henke arbeitete einst unter Ottmar Hitzfeld in Dortmund und bei den Bayern und gewann mit den Vereinen 1997 und 2001 die Champions League. Insgesamt wurde er siebenmal deutscher Meister. Das Duo arbeitet nun zum dritten Mal zusammen.
Und doch: Dass die Wahl auf Oral fiel, zeigt, dass die Grasshoppers keine attraktive Adresse sind. Und sie zeigt, dass die Verantwortlichen bei GC genau diesen Faktor unterschätzt haben, als sie Marco Schällibaum entliessen. Eine Nachfolgelösung war da noch lange nicht bereit.
Oral wurde nach der Entlassung Schällibaums kontaktiert, so sagt er das am Dienstagabend selbst. Das ist jetzt zwei Wochen her. Und doch können die Grasshoppers den Nachfolger erst vier Tage vor dem Spiel gegen Winterthur präsentieren. Dabei hätte die Länderspielpause ihm zumindest ein bisschen mehr Zeit gegeben, um die Spieler und den Verein kennen zu lernen.
Sportchef Schwarz sagt, es habe keine Liste gegeben, auf der Namen oben oder unten stünden, er will nichts wissen von zweiter, dritter oder vierter Wahl. Ohnehin sei es nett gewesen, in den Medien zu lesen, welche Trainer GC abgesagt haben sollen. Und Oral ergänzt: «Ich bin jetzt hier und sehe mich an erster Stelle.»
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