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Gastro im Zürcher Kreis 5
Crêpes statt Grill auf der Josefwiese

Hier gibt es neu Crêpes statt Würste: Der Kiosk Josefwiese neben dem Viadukt.
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Alles hat ein Ende – auch die Wurst. Nach dem Sindi Markt verliert die Josefwiese nun auch ihre Bratwürste und Cervelats. Der Kiosk Josefwiese stellt seinen langjährigen Grillbetrieb ein und setzt neu auf Crêpes in allen Variationen. 

«Grundsätzlich wird das neue Angebot wohlwollend angenommen», sagt Tobias Studer, Präsident des Vereins Josefwiese. Gewisse Leute seien überrascht, würden sich dann aber von den Crêpes überzeugen lassen.

Doch nicht ganz allen Gästen ist die Umstellung wurst.

Teurer als Würste

«Ich bin übelst beschimpft worden, wirklich schlimm», sagt die Betriebsleiterin des Kiosks. Sie möchte nicht namentlich genannt werden. Ein Kunde habe sich vor Ort beschwert, ein anderer per Mail. Diese Reaktionen bildeten aber glücklicherweise die Ausnahmen. Die Kritik der beiden Kunden: Die Crêpes seien zu teuer.

Neben dem Kiosk liegt ein Spielplatz. Vor allem bei Familien mit Kleinkindern war das preiswerte Grillangebot beliebt. Ein Cervelat kostete sieben Franken. Neu ist die Portion Pommes mit acht Franken das Günstigste auf der Karte. Eine Crêpe mit Zimt und Zucker kostet neun Franken, die teuerste Variante mit Forelle 19.50. 

Die Betriebsleiterin sagt: «Wir haben die Preise so durchgerechnet, dass wir den Betrieb und das Personal decken können.» Der Kiosk, der seit 1996 vom Verein Josefwiese betrieben wird, ist nicht gewinnorientiert. Der Verein hat einen Kontrakt mit der Stadt Zürich und nutzt den Kiosk im Rahmen eines Gebrauchsleihvertrags. Er erhält einen Beitrag für soziokulturelle Angebote, ist jedoch finanziell selbsttragend. So fliesst der Gewinn in soziokulturelle Angebote für das Quartier wie den Räbeliechtliumzug, Treffen mit den Bewohnenden des nahe gelegenen Altersheims und Quartier-Tavolatas.

Niemand will an den Grill

Der Grund für die Umstellung des kulinarischen Angebots ist fehlendes Personal. Vor allem durch die Zimmerstunden am Nachmittag und die saisonale Arbeit auf Abruf seien die Stellen am Grill wenig begehrt, sagt die Betriebsleiterin. Hinzu kämen die Hitze und das lange Putzen nach der Schicht. Und: «Die Vegis im Team wollten nicht an den Grill.»

Trotz guter Löhne blieben die Bewerbungen aus. «Wir finden ganz einfach keine Leute mehr, die zu diesen Bedingungen arbeiten wollen», sagt die Betriebsleiterin. Es sei für die Leute momentan einfach, attraktive Stellen im Gastgewerbe zu finden.

Sternen Grill kann Stellen besetzen

Weniger Probleme mit der Stellenbesetzung hat der Sternen Grill am Bellevue. «Bei uns sind alle neun Grilleur-Stellen besetzt», sagt Geschäftsführer Peter Rosenberger. An Fachkräfte zu kommen, sei in der Gastronomie momentan zwar schwierig, aber die Arbeit am Grill nicht unbeliebter als die in der Küche oder im Service. Weil der Sternen Grill ab dem Mittag den ganzen Tag gut läuft, kann Rosenberger seine Grilleure weitgehend ohne Zimmerstunde anstellen.

Mit dem neuen Gastrokonzept konnte nun auch der Kiosk Josefwiese die Zimmerstunden abschaffen und seine Stellen besetzen.

Crêpes-Konzept von Babette-Gründerinnen

Die Umstellung auf Crêpes hat der Verein Josefwiese gemeinsam mit den stadtbekannten Wirtinnen Tine Giacobbo und Katharina Sinniger, die vor Jahren die Crêperie Babette beim Idaplatz gründeten, erarbeitet. «Wir haben darauf geschaut, dass für jeden etwas dabei ist», sagt die Betriebsleiterin. Es gibt glutenfreie Galettes, vegane Varianten und auch solche mit Fleisch. 

Wegen der Dioxinbelastung auf der Josefwiese bedeckte die Stadt Anfang Jahr Teile des Bodens um den Kiosk mit einem Vlies und Holzschnitzeln.

Zu kämpfen hat der Kiosk dieses Jahr nicht nur mit der Besetzung der Stellen, sondern auch mit der verkürzten Saison. Die ersten drei Monate regnete es, im Herbst ersetzt Grün Stadt Zürich die mit Dioxin verseuchte Bodenschicht rund um den Kiosk. Wegen der Sanierungen muss der Kiosk schon Ende August statt erst im Oktober schliessen.

«Es ist natürlich so, dass der Betrieb dadurch grosse Einbussen macht», sagt Studer vom Verein Josefwiese. Trotzdem habe der Kiosk versucht, auch an Regentagen geöffnet zu haben. Denn: «Wir sind keine klassische Beiz und haben eine Verantwortung gegenüber dem Quartier.» Man wolle auch unter schwierigen Bedingungen ein Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner des Kreises 5 sein.

Auch beim Kulinarikangebot ist die Nachbarschaft dem Verein nicht wurst: «Ende Jahr gehen wir über die Bücher und schauen, ob das neue Gastrokonzept taugt», sagt Studer. Man werde mit dem Quartier Rücksprache halten und schauen, wie die Crêpes angekommen seien.