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TV-Kritik «Tatort»
«Game over» ganz früh im Spiel

Ein kaltblütiger Mord an einer Polizistin lanciert den neusten Münchner Fall.

Game over. Nach zwei Minuten wird der Folgentitel des neuen Münchner «Tatorts» schon zur brutalen Aktualität: Eine Polizistin wird erschossen, kaltblütig durchs Wagenfenster bei einer Verkehrskontrolle, vordergründig ohne Motiv. Die Ermittler sind bald einmal da, Leitmayr (Udo Wachtveitl) war zwar eben noch im Zoo im Affenhaus, doch mit der Gemütlichkeit ist es für ihn und seinen Partner Batic (Miroslav Nemec) ab da vorbei.

Es ist ein rasanter Fall, der sich vor den beiden ausbreitet: Nach zehn Minuten ist die Wohnung des Verdächtigen gestürmt, wenig später stirbt ein zweites Opfer – verbrannt im Kofferraum des Fluchtwagens.

Spuren führen in die Gamer-Szene, und damit hat diese Folge bereits ihren grossen Konflikt, mit dem sie die Handlung immer mal wieder aufbrechen kann: Batic und Leitmayr, in der Generationenreihe der Ermittler eher im oberen Drittel anzusiedeln, müssen sich mit den Codes eines jugendlichen, digitalen Milieus herumschlagen, was Assistent Kalli Hammermann (auch schon seit bald zehn Jahren dabei: Ferdinand Hofer) dann doch deutlich leichterfällt.

Im interessanten Gamer-Milieu werden viele Themen nur gestreift

Wie die Bräsigkeit der beiden Altmeister immer mal wieder mit der schnoddrigen Art der Gamer kollidiert, hat seinen Reiz. Allerdings kontrastiert die Stimmung in der Folge unter der Regie von Lancelot von Naso («Tatort»-Premiere) mitunter irritierend stark, wenn es von einem slapstickartigen Verhör mit einem der Spieler mit nur zwei Schnitten an die Gedenkstätte der ermordeten Polizistin und von da ins Verhör ihrer traumatisierten Mutter geht.

Die Geschichte der Drehbuchautoren Stefan Holtz und Florian Iwersen bewegt sich immer wieder vom interessanten Milieu der Berufszocker weg, vermag dort Themen wie die Suchtproblematik oder die Verharmlosung von Gewalt nur zu streifen.

Beeindruckend gut: Yuri Völsch im Münchner «Tatort» als Zocker Oskar.

Oskar (der beeindruckend gute Jungschauspieler Yuri Völsch) ist ein kleiner Star der Szene, aber so viel über ihn als Spieler erfährt man nicht, die Story fokussiert auf das zerrüttete Verhältnis von Oskars Eltern und auf seine Verstrickungen mit ein paar ebenfalls zockenden Regionalpolizisten.

So recht kann sich diese Folge auch aufs Ende hin nicht für eine Grundstimmung entscheiden. Der immer wieder angedeutete Generationenkonflikt wird mit dem naheliegendsten Requisit inszeniert: der Sprache. «Mir gefällt dein aim, doper head» («Mir gefällt, wie du zielst, toller Kopfschuss»), tippt Oskar einmal vor den Augen von Batic und Leitmayr in den Computer. Die beiden machen grosse Augen, Assistent Hammermann nickt kennerhaft. Bezeichnend, dass er es ist, der für einmal den entscheidenden Ermittlungsschritt macht.

Erst zum Finale hin macht die Regie dann Gebrauch von der in dieser Konstellation so reizvollen Gleichzeitigkeit von Spiel und Realität, emotionalem Sport und brutaler Gewalt. Dieser «Tatort» bleibt eine grosse Möglichkeit, die nie so richtig ausgeschöpft wird.