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Neuer Podcast-Moderator
Was ändert sich bei der «Dritten Halbzeit»? Und was bleibt gleich?

Der Erfinder und sein Nachfolger: Florian Raz (l.) überlässt die Moderation der «Dritten Halbzeit» Tilman Pauls.
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Nach fast 260 Folgen gibt Florian Raz die Moderation des Fussball-Podcasts «Dritte Halbzeit» ab. Das ist aber kein Grund zur Sorge, mit Tilman Pauls hat Raz einen Nachfolger gefunden. Die ruhige Stimme aus Basel wird in Zukunft die Moderation übernehmen. Wie sich das anfühlt, sagen uns die beiden persönlich in einer Bonusfolge von «Apropos».

Florian, wieso hast du diesen Podcast ins Leben gerufen?

Florian Raz: Weil wir immer am Montag unsere Fussballsitzung haben. Da hat jeweils die erste Stunde daraus bestanden, dass alle das, was sie am Wochenende auf den Fussballplätzen erlebt haben und aus Mangel an Platz nicht darüber schreiben durften, erzählt haben. Ich dachte mir, das können wir outsourcen – dann hätten wir erstens eine Fussballsitzung, die wieder Sinn macht, und zweitens kann man so das ganze Wissen von Tamedia, das wir in den Städten Zürich, Bern und Basel haben, nutzen.

Tilman, die Fussballsitzung kommt häufig vor in der «Dritten Halbzeit». Muss man sich diese gleich vorstellen wie den Podcast?

Tilman Pauls: Ja, es ist genau so, wie Florian gesagt hat. Es geht darum, wer was in welchem Stadion erlebt hat, wo es nichts mehr zu trinken gab, wo das Essen kalt war. Es ist eigentlich eine sehr gute Idee, dieses Gerede in einem Podcast zu verarbeiten, eine Win-win-Situation. Ich weiss allerdings nicht, ob die Fussballsitzung seitdem viel schlanker geworden ist. (lacht)

Wann hast du gemerkt, dass der Podcast funktioniert, Florian?

Raz: Im Papier, das ich am Anfang abgegeben habe, habe ich geschrieben, dass 5000 Zuhörer gut wären. Diese Zahl übertrafen wir von Anfang an. Und vor allem an den Reaktionen der Leute habe ich es gemerkt. Als Print- oder Onlinejournalist bekommt man, wenn man Mails erhält, meistens Beleidigungen. Und beim Podcast sind plötzlich ganz nette Mails eingetroffen. Zum Beispiel von Menschen, die über Thomas Schifferle gedacht haben, er sei ein «Polteri», da er oft gemein über ihren Verein geschrieben habe, aber eigentlich ganz nett sei. Das war auch eines meiner Ziele, dass die Zuhörer unsere Journalisten ein wenig spüren.

Tilman, hast du Dinge gesagt, die du im Nachhinein nicht hättest sagen sollen?

Pauls: Nein, ich bin eher der, der vorher sagt, dass ich einen Bogen um etwas mache und nichts sage. Bei den Vereinen kommt oft nur die Überschrift an und nicht das, was wir sagen. Da kann man so vorsichtig formulieren, wie man will, und muss trotzdem die Diskussionen aushalten. Ich erinnere mich an eine Folge mit dem Beispiel Taulant Xhaka …

… dort war der Onlinetitel «Was denkt sich bloss Taulant Xhaka?» Das ist nicht so gut angekommen bei den Xhakas.

Pauls: Dabei war es sehr nett gemeint, weil Taulant Xhaka auf der Ersatzbank sass und Thomas Schifferle ein kleines Plädoyer auf ihn hielt. Auch da ist der Podcast wohl nicht gehört worden. Im Titel ist er dann nicht so gut angekommen, was zu Unruhe bei den Brüdern führte. 

Gab es das häufiger, dass sich Fussballer direkt bei euch gemeldet haben?

Raz: Fussballer bei mir nicht. Aber ich weiss, dass uns viele Trainer und Sportchefs hören. Da kommt schon was an, aber selten Kritik. Ich glaube, im kleinen Schweizer Fussballkuchen bist du vielleicht froh, wenn es sich wie in einer grossen Liga anfühlt, wo jede Woche über deine Tätigkeit gesprochen wird. 

Ein Merkmal von dir, Florian, ist, dass du sehr datenbasierte Aussagen machst. Kannst du ein paar Fakten zur «Dritten Halbzeit» erzählen? 

Raz: Da jede Folge ungefähr eine Stunde dauert, würde ich sagen, dass wir 260 Stunden gesprochen haben. Zu Beginn sagte man uns, die Ideallänge sei maximal 20 bis 25 Minuten. Wir haben die erste Folge mit 35 Minuten bereits überzogen und sind jetzt bei einer Stunde. Bei den Wortmeldungen hat Thomas Schifferle wohl stets die längste Dauer. Tilman ist so am unteren Rand, und Dominic Wuillemin und Oliver Gut melden sich auch gern. Ich bin zudem immer wieder überrascht, wie viel die anderen über Vereine wissen, die sie gar nicht journalistisch betreuen. Ich merke, da ist ein gewisses Fachwissen und Mitteilungsbedürfnis.

Wie ist die Auswahl der Gäste verlaufen? 

Raz: Meine Idee am Anfang war, dass wir die drei Städte durch den Dialekt repräsentieren. Dann hatten wir das Glück, dass mit Kay Voser ein ehemaliger Profifussballer bei uns auf der Redaktion gearbeitet hat und wir ihn einbinden konnten. Danach hatten wir einen Turnus. Thomas Schifferle hat einen Stammplatz und ist eine Figur, an der sich viele reiben. Das finde ich auch noch wichtig. 

Figuren, die auch immer wieder Reaktionen hervorrufen, sind eure Berner Teilnehmer. 

Raz: Es ist noch interessant, da der Berner ansonsten der kuschelige Part ist in Diskussionsrunden. Wenn man eine Mannschaft hat, die gewinnt, wird man grundsätzlich etwas kritischer gesehen, und wenn diese Mannschaft dann nicht gewinnt, löst das Reibung aus. 

Was man beim Team merkt: Es sind alles Männer. 

Raz: Das wird uns oft geschrieben, am Anfang noch mehr. Ich hätte gern mehr Frauen und habe wiederholt Frauen bei uns auf der Redaktion gefragt, aber die wollten nicht. Das Fussballressort bei uns besteht nur aus Männern. Das ist ein Problem der gesamten Branche. Hätten wir eine Frau gehabt, hätten wir sie noch so gern genommen. 

Du hast im Podcast oft versucht, den Frauenfussball zum Thema zu machen. Wieso ist es so schwierig für Fussballjournalisten, über Frauenfussball zu sprechen?

Raz: Da muss ich widersprechen. Es ist nicht so, dass Fussballjournalisten nicht darüber sprechen wollen. In der Branche hat sich in den letzten fünf Jahren viel getan. Junge Kollegen wie Marcel Rohner berichten leidenschaftlich über Frauenfussball, und der ehemalige Fussballjournalist Fabian Sangines hat ein Frauenteam übernommen. Es gibt mehr Aufmerksamkeit für das Thema. Allerdings können wir in unserer Redaktion die Women’s Super League kaum abdecken. Ich kann Resultate nennen und spannende Ereignisse erzählen. Sobald das Nationalteam spielt, ist Marcel Rohner da, und dann probieren wir das einzubinden. Ich habe öfters versucht, eine Sondersendung zu diesem Thema zu machen mit Frauen, die wissen, worüber sie reden.

Wie siehst du es mit dem Frauenfussball, Tilman?

Pauls: Ich sehe es wie Florian, dass im Frauenfussball die Nähe zu den Protagonistinnen weniger vorhanden ist. Mir fehlt nur schon die Zeit, die Spiele zu schauen, da ich am Wochenende unterwegs bin mit dem FC Basel. Ich schaue die Highlights, aber es ist nie die gleiche Nähe und Qualität, um im selben Rahmen darüber reden zu können. Ich würde aber auch nicht sagen, dass die Bereitschaft fehlt. 

Florian, deine letzte Folge ist vorbei, und Tilman, deine erste steht bevor. Was bleibt gleich, und was wird anders?

Pauls: Gleich bleibt, dass wir jeden Montag erscheinen und in einer Runde über die Super League sprechen. Es wird auch so bleiben, dass wir auf die Vereine, die uns am nächsten sind, fokussieren. Was sich ändern wird, sind der Dialekt und die Musik, die am Anfang gespielt wird. Ein paar kleine Änderungen gibt es also. Das grosse Ganze wird aber gleich bleiben.

Die erste Folge «Dritte Halbzeit» mit Gastgeber Tilman Pauls erscheint am Montag, 11. November 2024.