Auf Medaillenjagd an der EMFür Gmelin und die Schweizer Ruderer dauert die Saison drei Tage
Die Schweizer Eliteruderer wollen an die EM-Leistungen der letzten Jahre anknüpfen. Danach beginnt für sie schon die Vorbereitung auf zwei Olympische Spiele.
Rückblende Herbst 2019, vor den geplanten Olympischen Spielen in Tokio sind es Detailfragen, welche die Schweizer Ruderelite beschäftigen. Wie kann ich mein Ergometertraining optimieren? Welchen Effekt haben Einheiten in der Hitzekammer in Grenchen für die Anpassung an die meteorologischen Besonderheiten in der japanischen Hauptstadt? Als dann Covid-19 kam, sei das alles aber nicht mehr so wichtig gewesen, erklärt Verbandsdirektor Christian Stofer: «Es ging dann nur noch darum, ob wir unseren Sport überhaupt ausüben können.»
So war alles anders in diesem verrückten 2020, und so ist es auch noch im Oktober. Normalerweise hätte die EM im Juni eine Standortbestimmung auf dem Weg nach Tokio und in einem Olympiajahr von wirklich überschaubarer Relevanz sein sollen. Nun, wo alles anders gekommen ist, Olympia abgesagt und die EM nach hinten verschoben, trifft sich die kontinentale Elite genau einmal, am Wochenende in Poznan. «Es ist eine Saison in drei Tagen», sagt Stofer.
Keine offizielle Zielsetzung
7 Boote mit insgesamt 19 Athletinnen und Athleten sind am Mittwoch via Frankfurt nach Polen gereist, dazu kommen 3 Ersatzruderer. Europameisterschaften waren in den letzten Jahren für das Schweizer Team Medaillengaranten. Zudem lag die Regattastrecke von Poznan in der Vergangenheit den Vertretern von Swiss Rowing. Die Messlatte liege auch in diesem Jahr hoch, sagt Stofer: «Natürlich wollen wir nicht ohne Edelmetall zurückkehren.»
Auf eine offizielle Zielsetzung wird aber für einmal verzichtet. Mit gutem Grund: Anhaltspunkte fehlen beim ersten gemeinsamen Stelldichein seit dem Corona-Unterbruch, hinter der Leistungsfähigkeit der Konkurrenz stehen etliche Fragezeichen, und auch den Schweizern fehlt der Wettkampfrhythmus. Für Stofer steht vor allem eines im Vordergrund: «Unsere Boote müssen von den Vorläufen an den Schalter umlegen und schon da ein komplettes Rennen zeigen.»
Die grössten Chancen haben jene Boote, die bereits für Tokio qualifiziert sind: Jeannine Gmelin im Skiff, der Doppelzweier mit Roman Röösli und Barnabé Delarze sowie der Vierer-ohne. «Da möchten wir in der Hierarchie bleiben, wo wir heute sind», sagt Stofer. Für die beiden Doppelzweier der Leichtgewichte, die im kommenden Mai eine letzte Qualifikationschance haben, ist der Wettbewerb fast noch wichtiger: «Von ihnen erwarte ich, dass sie uns klar signalisieren, dass sie die zusätzliche Zeit gut genützt haben.»
Das war so etwas wie das teaminterne Ziel: Gestärkt aus der Situation herauszukommen, nicht etwa in Selbstmitleid zu versinken. «Natürlich war die Bandbreite gross», erklärt Stofer, «wir hatten alles – von solchen, die sagten: ‹Oh, noch ein Jahr›, bis zu ‹Hurra, noch ein Jahr.›» Wichtig sei aber gewesen, wie sich jeder Einzelne mit den neuen Gegebenheiten arrangiert habe. Und da ist sein Fazit positiv: «Athleten, Trainer und Staff ziehen immer noch voll mit, für sie ist das Rudern immer noch die klare Priorität.»
Auch Paris schon im Visier
Erstmals am Start steht auch ein Frauen-Doppelvierer mit Schlagfrau Pascale Walker (RC Zürich), Lisa Lötscher (SC Luzern), Ella von der Schulenburg (SC Küsnacht) und Salomé Ulrich (SC Luzern). Diese vier talentierten Frauen sind gemäss Stofer «sehr positiv aufgefallen» und sollen nun hinsichtlich Olympia 2024 in Paris aufgebaut werden, ebenso wie sieben junge Athleten, die Ende Monat in die Spitzensport-RS einrücken werden.
Die Olympiaverschiebung bringe auch in diesem Bereich organisatorische Herausforderungen, erklärt Stofer: «Sie haben es genauso verdient wie unsere arrivierten Athleten, dass wir ihnen die volle Aufmerksamkeit schenken.» Fortan wird also mit zwei unterschiedlichen Gruppen und Trainern gearbeitet, denn beides zu mixen, geht nicht: «Ein Olympiatrainer kann nicht auch noch mit einer solchen Spezialgruppe arbeiten.»
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