Frühstück mit vorwitzigen Äffchen
Das Füttern der Affen im Rapperswiler Kinderzoo ist ein gefragtes Angebot des Ferienplausch der Pro Juventute. Die Kinder können die putzigen Tiere dabei hautnah erleben.
Der neunjährige Amadeo ist der einzige unter den elf Mädchen und Buben, die beim Füttern der Kattas und Totenkopfaffen schon mal dabei waren. Darum lässt Tierpfleger Hansruedi Brand den aufgeweckten Buben beim Ferienplausch-Ausflug den Weg zum Affengehege weisen.
Unterwegs macht der Pfleger jedoch einen spontanen Halt bei den Erdmännchen, die ihr Gehege mit den Fuchsmangusten teilen. Er weist die Kinder an, ihm ihre Hand hinzustrecken und dabei die Augen zu schliessen. Das hat einen guten Grund, denn was er aus einem Kübel schöpft und in jede Hand schüttet, sind lebende Mehlwürmer, welche die Kinder den Tieren zum Fressen hinwerfen dürfen. «Ihhh», schreit ein Mädchen laut auf und lässt die Insekten schleunigst ins Gehege fallen, als sie merkt, was sie da in der Hand hält. Die flinken Erdmännchen stürzen sich darauf. Da ihre Artgenossen in der südafrikanischen Wüste leben und sich dort von Schlangen und Skorpionen ernähren, wie der Pfleger erklärt, verschlingen sie die Mehlwürmer mit Heisshunger.
Affen, die miauen
Doch Amadeo ist nicht mehr zu halten. Als Hansruedi Brand bei den Geparden nochmals einen Zwischenstop macht und vergeblich nach den Raubkatzen Manusch und Sulu ruft, die in weiter Ferne im Gras dösen, ist der Junge sichtlich ungeduldig. Endlich steht die Gruppe, die von zwei Betreuerinnen begleitet wird, vor einer kleinen, von einem Wassergraben umgebenen Insel. Auf den Bäumen und Felsen tummeln sich friedlich ein Dutzend Kattas, ihre charakteristisch gestreiften Schwänze in die Höhe haltend. Kattas gehören zur Familie der Lemuren und kommen ausschliesslich in Madagaskar vor, wie Amadeo weiss und den anderen Kursteilnehmern auf Geheiss von Hansruedi Brand erzählen darf. «Eigentlich sind es nur Halbaffen, die den Beinamen Katta ihrer katzenhaften Erscheinung verdanken und zudem wie Katzen miauen können», ist vom Pfleger zu erfahren.
Die künstliche Insel ist das eigentliche Aussengehege der Kattas, das ohne Zaun auskommt, weil die putzigen Äffchen wasserscheu sind und das nasse Element meiden. Für Hansruedi Brand, der seit 1984 im Rapperswiler Kinderzoo als Pfleger arbeitet und seit 1990 Affen und Vögel betreut, sind es die gutmütigsten Tiere, die er kennt. Während Kattas in Madagaskar vom Aussterben bedroht sind, wie er sagt, habe es in den europäischen Zoos viel zu viele.
Feines Fell und grosse Augen
Um die Kattas mit gekochten und in Scheiben geschnittenen Karotten füttern zu können, ziehen die Nachwuchs-Tierpfleger vom Zoo bereit gestellte Stiefel an und waten in Begleitung von Brand über einen Gittersteg zur Insel. Den schnuppernden Äffchen strecken sie Rüeblis hin, welche diese entweder mit der Schnauze schnappen oder mit der Vorderpfoten ergreifen. Keines der Kinder, die acht Jahre und älter sind, scheint ängstlich zu sein, hat ihnen der Pfleger doch versichert, dass die Kattas nicht beissen. Die Kinder sind vor allem von den orangerot leuchtenden kugelrunden Augen der Tiere fasziniert und jedes trachtet danach, das feine Fell zu streicheln. Sie werden dabei von anderen Familien beobachtet und wohl von manch anderem kleinen Besucher jenseits des Wassergrabens beneidet.
Von ganz anderem Temperament als die Kattas sind die kleinen Totenkopfaffen, die aus dem südamerikanischen Amazonasgebiet stammen und ihren Namen der Zeichnung im Gesicht verdanken. Behände und flink schwingen sich neun Männchen, die etwa ein Kilogramm wiegen, und die etwas leichteren acht Weibchen von Ast zu Ast. Zwei Muttertiere tragen ihre Babys eng die Bäuche geschmiegt. Vielen Kindern dürfte wohl Herr Nilsson ein Begriff sein, das Totenkopfäffchen von Pippi Langstrumpf, das diese stets auf ihrer Schulter trug.
Herr Nilsson war auch da
Das Gehege, in das die Ferienplausch-Gruppe Eintritt gewährt wird, ist von einem Gitter umgeben. Jedes Kind hält einen mit Früchten und Gemüsestücken gefüllten Becher in einer Hand, die zweite bleibt in der Hosentasche. So verlangt es der Pfleger, denn diese Affen können beissen. Eine Ausnahme gibt es: Der Rapperswiler Herr Nilsson, ein sanftes Männchen älteren Datums, das gestreichelt werden darf.
Im Gegensatz zu den anständigen Kattas kennen die wählerischen Totenkopfäffchen, die eigentlich vor allem Insekten- und Fleischfresser sind, keine Tischmanieren. Sie schmeissen zuerst alle Stücke durcheinander aus den Bechern auf den Boden und wählen mehrheitlich Trauben aus. Dabei lassen sich die einen aus der Höhe mit dem ganzen Körper herunterhängen, um an den Inhalt der ihnen hingestreckten Becher zu gelangen. Der Boden des Geheges sieht nach diesem Affenfrühstück wie ein Schlachtfeld aus. Die Kinder sind auf jeden Fall begeistert von so viel Frechheit.
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