Das warme Wetter ist zurückWelcher Frühlingstyp sind Sie?
Der Frühling verleitet zu allerlei Verrücktem. Die einen beginnen beim ersten Sonnenstrahl zu kärchern, andere schaffen sich ein Velo an oder geniessen den ersten Sonnenbrand.
Der Frühling nimmt einen zweiten Anlauf. Die 20-Grad-Marke wird wieder überschritten. Wie wunderbar! Allerdings fördert der Frühling auch manch sonderbares menschliches Verhalten zutage. Die Redaktion hat in ihrer Feldforschung fünf (nicht ganz ernst gemeinte) Typen ausgemacht:
Die Kampfputzerin
Die Mutter und die Grossmutter haben im Frühling jeweils noch Teppichklopfer, Fensterputzlappen und Schrubber in die Hand genommen, um den hartnäckigen Winterschmutz zu bekämpfen. Diese kräftezehrende Putzerei muss ich mir nicht mehr antun, sagt sich die Tochter und holt den Hochdruckreiniger aus dem Keller.
Mit Freuden fegt sie nun Staub und Schlieren von den Fenstern und spült Steinchen und Moos von der Terrasse. Je lauter das Gerät dröhnt, desto glänzender erscheinen ihr die Oberflächen. Nach getaner Arbeit betrachtet sie zufrieden das tiefengereinigte Haus und den sauberen Garten. Gleichzeitig atmet die Nachbarschaft auf, weil der nervige Ton des Hochdruckreinigers endlich verstummt ist. Die Ruhe währt allerdings nur so lange, bis sie den Laubbläser aus dem Keller holt. (dh)
Der Frühlingssportler
Joggen und Velofahren waren in den letzten Monaten absolut unmöglich. Viel zu kalt! Viel zu dunkel! Sagt sich der Frühlingssportler. Doch am ersten schönen Tag im März oder im April fällt ihm plötzlich ein, dass er eigentlich ja eine Sportskanone ist. Er schnürt die Joggingschuhe, zieht Shorts und T-Shirt an. Sommerlich leicht bekleidet spürt er erst im Wald, dass es eben doch noch recht frisch ist. Nach drei Kilometern geht ihm dann leider auch die Puste aus.
Vielleicht doch lieber Velo fahren! Im Internet bestellt er ein günstiges Gravelbike. Die Rennvelo-artigen Dinger mit robusten Pneus versprechen totale Freiheit, ob auf Asphalt oder auf Kies. Das muss der Frühlingssportler natürlich sofort haben. Mit der neuen Anschaffung holpert er nun (wie viele andere) die Sihl entlang. Doch als ihn die ersten E-Bike-Seniorinnen überholen, ist es mit seinem Trainingseifer jäh vorbei. (ham)
Die Sonnenanbeter
Die kalte Jahreszeit war auch den Sonnenanbetern ein Graus. Doch der Frühling ist ihnen eigentlich ebenfalls noch nicht warm genug. Denn tief in der Seele glauben sie, für einen sonnigeren Ort als die Schweiz geschaffen zu sein. Was sie im nebelgrauen Winter durchaus gern betonten. Jetzt, wo das Thermometer aber endlich in erwähnenswertem Mass nach oben klettert, kehrt plötzlich das Leben in die Freundinnen und Freunde der Sonne zurück.
Eifrigst kramen sie ihre liebsten Utensilien hervor und eilen mit Campingstuhl, Badehose und Gummischlarpen nach draussen. Ob Balkon oder Liegewiese spielt dabei gar keine Rolle. Was zählt, ist die direkte Sonneneinstrahlung auf der blanken Haut. Sonnencreme wäre da nur kontraproduktiv. Schliesslich gilt es, bräunungstechnisch aufzuholen. Der erste Sonnenbrand gehört einfach dazu, sind sie überzeugt – und strecken Gesicht und Bäuchlein der Sonne entgegen. (zor)
Die Dauerniesserin
Kommen die ersten Frühlingstage, steht bei ihr ein Grosseinkauf bevor. Ein Notvorrat an Taschentüchern muss dringend angeschafft werden. Kaum erblüht ein erstes Grashälmchen, beginnt für die Dauerniesserin nämlich eine regelrechte Tortur. Die Nase trieft, die Augen brennen, der Hals kratzt. Die Pollen verderben ihr auch den schönsten Frühlingsanfang. Während andere die Pracht der blühenden Sträucher loben, kann sie die Umgebung mit ihren geröteten Augen kaum erkennen.
Nicht alle, die im Frühling stets von einer Packung Taschentücher begleitet werden, gehören jedoch zu den Heuschnupfengeplagten. Einige haben für das Dauerniessen einen anderen Grund. Unter ihnen befindet sich auch manch ein Sonnenanbeter, der etwas zu früh in die Badehose geschlüpft ist und sich neben dem Sonnenbrand auch einen schönen Schnupfen geholt hat. (hid)
Der Hobbyfotograf
Im Winter scheinen dem Hobbyfotografen die grauen, dunklen Tage endlos und mindestens genauso freudlos. Doch die ersten Frühlingstage versprechen eine Trendwende: Nicht nur bringen sie Sonnenstrahlen und den azurfarbenen Himmel zurück, nein, sie küssen auch die Natur wach.
Innerhalb weniger Tage explodieren die Knospen an den Obstbäumen förmlich, und die zuvor farblosen Wiesen leuchten dank bunten Blümchen auf. «Jetzt aber sofort!», denkt sich der Hobbyfotograf. Bewaffnet mit der frisch polierten Smartphone-Kamera sucht er sich den blühendsten Kirschbaum oder die leuchtendste Tulpe. Der plötzlich frühlingsbunte Sonntagsspaziergang wird fotografisch dokumentiert und anschliessend pflichtbewusst in den Whatsapp-Status geladen. Die abgelichteten Frühlingsboten machen mit der ganzen Kontaktliste geteilt eben gleich noch mehr Freude. (bäm)
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