Günstiges Familienhotel in SavogninFrischer Wind ausgerechnet aus Österreich
In Savognin GR eröffnet die Jufa-Gruppe ihr erstes Familienhotel in der Schweiz. Die Region kann neue Impulse gut gebrauchen.
Eigentlich wollte Gerhard Wendl das erste Jufa-Hotel auf Schweizer Terrain in Wildhaus SG eröffnen. Aber das Toggenburg mit seinen verfeindeten Tourismus-Playern erwies sich als ungeeignete Premierenbühne.
Deshalb liess sich der Erfinder und Gründer der grössten österreichischen Hotelkette nicht lange bitten, als der Bündner Holzbauunternehmer Enrico Uffer vorschlug, ein Jufa in Savognin zu realisieren. «Im Tal zieht man am gleichen Strick», lobt Wendl. «Wir konzipieren ein Hotel nie ab Stange, sondern planen es für die Region.»
Der Familienvater hatte mit seinen Kindern oft Ferien in der Schweiz verbracht, jetzt sorgt er hier für eine Innovation: «Familienhotels mit ungezwungenem Stil, gutem Standard und Preis-Leistungs-Verhältnis fehlten bisher in der Schweiz», sagt der Grazer. «Es gibt zwar bemerkenswerte Jugendherbergen und hochwertige Familienhotels, aber kaum etwas dazwischen.»
Glacebuffet, aber keine Rundumbespassung
Mittelfristig soll das Doppelzimmer im 3-Stern-Superior-Hotel zwischen 180 und 220 Franken kosten, Frühstücksbuffet inklusive.
Grosse Indoor- und Outdoorspielplätze, familienfreundliche Appartements, ein Kids-Club mit Betreuung und ein Speisezettel, der etwa mit einem abendlichen Glacebuffet auf Kinder abgestimmt ist: «Nach 30 Jahren im Geschäft wissen wir, was Familien mögen», räumt Gerhard Wendl ein.
Nicht im Savogniner Plan: 24-Stunden-Bespassung des Nachwuchses und die Reizüberflutung eines Alpen-Disneylands. Wichtiger, sagt der Grazer, sei die gemeinsame Zeit, die Eltern mit den Kindern verbrächten.
Und wenn die Erwachsenen sich doch mal zur Erholung zurückziehen, steht im Jufa eine Wellnessoase bereit.
Wendl versteht etwas vom Geschäft. In drei Jahrzehnten hat Jufa 60 Hotels in Österreich, Deutschland, Luxemburg, Ungarn und Liechtenstein eröffnet.
Hinter der Gruppe steht eine Stiftung mit dem Vorsitzenden Gerhard Wendl, die vor der Corona-Krise mehr als 1500 Mitarbeitende beschäftigte. Im etwas irritierenden Namen könnte man die Abkürzung für «Junge Familien» erkennen, aber für Wendl sind die vier Grossbuchstaben einfach eine Marke, ähnlich Ibis, Ameron oder Sorell.
Die Stiftung fungiert bei drei von vier Jufa-Hotels auch als Eigentümerin, in Savognin ist neben einem Investor aus Liechtenstein noch die einheimische Firma Uffer an Bord. Sie hat das Hotel (Baukosten 23 Millionen Franken) mit den 72 Zimmern und Appartements aus Modulen von lokalem Fichtenholz errichtet. Für Jufa soll die Eröffnung in Savognin am 18. Juni nur das erste Kapitel in der Schweiz sein. «Wir schauen uns nach weiteren Standorten um», sagt Wendl, «wir sind überzeugt, mit unserem Konzept gut anzukommen.»
Ehemaliges Postkutschenhotel in neuem Glanz
Das grösste Dorf in der neuen Gemeinde Surses kann Impulse, auch wenn sie aus Österreich kommen, gut gebrauchen. Für die dicksten Schlagzeilen der Geschichte hatte der Ferienort zwischen Julierpass und Tiefencastel Ende der 70er-Jahre gesorgt, als er in der Schweiz das Kunstschnee-Zeitalter einläutete.
Seither sprach man allenfalls noch von der Halligalli-Herberge Cube und dem Badesee auf dem Parkplatz der Bergbahn.
So sind es gute Nachrichten, dass neben dem Jufa zwei weitere Hotels neue Gäste in den Ort auf 1200 Metern über Meer locken. In drei Jahren dürfte ein Mövenpick-Resort eröffnet werden, im Dezember 2021 zieht frisches Leben ins Hotel Piz Mitgel ein.
Der Belle-Époque-Komplex mit italienischem Flair und Baujahr 1868 ging von der langjährigen Eigentümerfamilie Seppi und Regina Waldeck an die Stiftung Piz Mitgel Val Surses. Diese steckte 5 Millionen Franken in den Kauf und die sanfte Renovation des ehemaligen Postkutschenhotels. «Wir lassen den alten Glanz wieder aufleben», bekräftigt Direktor Michael Gehring.
Der gebürtige Allgäuer und seine aus der Steiermark stammende Frau Marlies besitzen ein feines Händchen für historische Objekte, sie hatten das Alpina in Tschiertschen zu einem landesweit geschätzten Juwel gemacht, bevor der asiatische Eigentümer in der Startphase der Corona-Krise überhastet den Stecker zog.
Gehrings, seit April in Savognin unter Vertrag, wollen das Piz Mitgel als 3- oder 4-Stern-Haus positionieren – mit zwei Restaurants, einem schönen Festsaal und dem kleinen Park. Momentan werden die 30 Zimmer fachmännisch aufgefrischt, die Laminat- weichen den ursprünglichen Holzböden. «Wir werden uns auf ein Erwachsenenpublikum fokussieren, das Natur, Kulinarik und Kultur schätzt», sagt der erfahrene Hotelier und lobt: «Man spürt hier in Savognin eine Aufbruchstimmung.»
Gäste, die einst im Alpina in Tschiertschen abstiegen, dürfen sich übrigens auf einen alten Bekannten freuen: Gehrings Königspudel Elvis wird sie wie eh und je schwanzwedelnd begrüssen.
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