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Internationaler Weltfrauentag
Tausende Frauen protestieren trotz Verbots

Von Barcelona über Berlin bis Bangkok sind Frauen in aller Welt zum Internationalen Frauentag für ihre Rechte auf die Strassen gegangen. Die ersten Demonstrationen am Mittwoch fanden unter anderem in Thailand und Indonesien statt. Selbst in der afghanischen Hauptstadt Kabul versammelten sich rund 20 Frauen, um für ihre von den radikalismalischen Taliban gestrichenen Rechte zu demonstrieren. 

Aktivistinnen der «Demokratischen Front der Frauen» in Lahore.

In Pakistan mussten Frauen in mehreren Städten gerichtlich erkämpfen, am Mittwoch auf die Strasse gehen zu dürfen. In Lahore versammelten sich trotz eines Verbots rund 2000 Frauen. «Wir werden nicht mehr schweigend dasitzen», sagte die Lehrerin Rabail Achtar. «Das ist unser Tag, das ist unsere Stunde.»

Tausende Frauen demonstrieren trotz Verbot in Istanbul

Trotz eines massiven Polizeiaufgebots haben sich in Istanbul Tausende Demonstrantinnen versammelt. «Wir schweigen nicht, wir fürchten uns nicht, wir gehorchen nicht», skandierten die Frauen am Mittwoch in der Istanbuler Innenstadt. Auch regierungskritische Slogans waren zu hören. Demonstrantinnen forderten den Rücktritt der Regierung.

Demonstrantinnen rufen Parolen in Istanbul.

Dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan war nach dem Erdbeben vor rund einem Monat in der Südosttürkei unter anderem mangelndes Krisenmanagement vorgeworfen worden. Auch das Beben war Thema bei dem Protest: Die Organisatorinnen hielten ein Plakat hoch mit der Aufschrift: «Wir sind wütend, wir sind in Trauer – feministischer Widerstand.»

Der Gouverneur hatte zuvor Proteste in der Innenstadt verboten und nur abgelegene Orte als Versammlungsort ausgewiesen. Die Polizei sperrte schon am Nachmittag die Strassen rund um den zentralen Taksim-Platz ab und versuchte Frauen daran zu hindern, sich zu versammeln. Auch in anderen türkischen Städten wie der Hauptstadt Ankara und der Küstenstadt Izmir gab es Proteste.

Ukraine und Russland

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski nahm den 8. März zum Anlass, die Frauen zu ehren, «die für die Ukraine arbeiten, lehren, studieren, retten, pflegen und kämpfen». Er erinnerte auch an diejenigen, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor rund einem Jahr «ihr Leben geopfert haben».

Kreml-Chef Wladimir Putin würdigte seinerseits die Frauen, die «ihre Pflicht erfüllen», insbesondere im militärischen Bereich.

Wladimir Putin verleiht einer Armee-Krankenschwester einen Orden. Der Internationale Frauentag ist ein offizieller Feiertag in Russland, an dem Männer ihren weiblichen Verwandten, Freunden und Kollegen Blumen und Geschenke überreichen.

In Israel haben Tausende Frauen mit Menschenketten gegen die geplante Justizreform protestiert. Am Internationalen Frauentag versammelten sie sich in roter Kleidung an mehr als 50 Orten vom Norden bis Süden Israels, wie die Veranstalterinnen mitteilten.

Die Vereinten Nationen befassen sich derzeit mit Frauenrechtsverletzungen in Afghanistan, dem Iran und vielen anderen Ländern in einer zweiwöchigen Sitzung der UNO-Frauenrechtskommission. Zum Auftakt hatte UNO-Generalsekretär António Guterres am Montag beklagt, eine echte Gleichstellung von Frauen und Männern sei «noch 300 Jahre entfernt».

Sorge bereitet insbesondere die Lage in Afghanistan, wo die Taliban seit August 2021 Frauen und Mädchen wieder weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannt haben. Am Montag öffneten dort die Universitäten nach der Winterpause wieder – aber nur für Männer. Die EU verhängte am Dienstag erstmals gezielt Sanktionen wegen Gewalt gegen Frauen, die sich unter anderem gegen die Taliban richten.

Protestmärsche und Aktionen waren im Laufe des Nachmittags und Abends auch in zahlreichen europäischen Ländern geplant, darunter in Spanien sowie allein in 150 Städten und Gemeinden in Frankreich.

In London entüllt Madame Tussauds eine Wachsfigur der britischen Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst, die vor 120 Jahren ihren Kampf für das Frauenwahlrecht gestartet hatte.

Die Figur von Emmeline Pankhurst , die bei Madame Tussauds enthüllt wird, zeigt die Frauenrechtlerin auf einem Stuhl stehend, wie es die Aktivistin oft tat, damit ihre Reden gehört werden konnten.

In den USA waren vor allem Kundgebungen zur Verteidigung des Rechts auf Abtreibungen geplant. In anderen Staaten Nord- und Südamerikas richten sich die Demonstrationen gegen die grassierende Gewalt gegen Frauen und die zunehmende Zahl von Femiziden, also Tötungen von Frauen vor dem Hintergrund von Besitz- und Machtfantasien des Partners oder Ex-Partners. Aktivistinnen in Kuba riefen zu einer «virtuellen Kundgebung» in den Onlinenetzwerken auf, um auf die Frauenmorde aufmerksam zu machen.

Amherd: «Bleiben wir dran!» 

In der Schweiz haben sich Bundesratsmitglieder genauso wie Gewerkschaften und Einzelpersonen überwiegend mahnend zum Weltfrauentag geäussert: Obwohl einiges erreicht worden sei, bleibe das Ziel wirklicher Gleichstellung unerreicht.

«Viel wurde erreicht, einiges bleibt zu tun – bleiben wir dran!», twitterte Verteidigungsministerin Viola Amherd am Mittwochmorgen. Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider erinnerte an gewisse Errungenschaften wie die #MeToo-Bewegung oder die Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche.

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Bundespräsident Alain Berset, der sich schon am Vortag im Uno-Sicherheitsrat in New York für die Frauen der Welt stark gemacht hatte, legte am Mittwoch nach. «Inflation, Krieg, häusliche Gewalt: Frauen bekommen Krisen immer als erste zu spüren. Wir müssen handeln und für mehr Gleichstellung sorgen – nicht nur heute am Weltfrauentag, sondern tagtäglich. Die Lösungen sind bekannt», twitterte er mit Verweis auf die Gleichstellungsstrategie 2030.

Belohnter, hartnäckiger Einsatz

Dass erstmals drei Frauen den Ständerat präsidieren, darauf machte die frühere Bundesratskandidatin Eva Herzog in einem Tweet aufmerksam. «Und viel wichtiger: gestern hat im Ständerat bei der Revision des Sexualstrafrechts eine kleine Revolution stattgefunden. Unser hartnäckiger Einsatz hat sich gelohnt», schrieb die Ständerätin aus Basel-Stadt.

Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli-Koller wies aber auch darauf hin, dass der Frauenanteil in der kleinen Kammer erst bei 28 Prozent liege und das zu wenig sei. Beim Engagement für mehr Gleichstellung gehe es nicht nur um Gerechtigkeit, sondern um den Fortschritt für die ganze Gesellschaft, sagte sie zu Beginn des Sessionstages.

Auch Bundesbehörden meldeten sich zum Weltfrauentag zu Wort. «Die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft ist in Bewegung», schrieb das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Seit 2012 sei der Anteil der Betriebsleiterinnen von 5 auf 9 Prozent gestiegen.

Gewerkschaften fordern mehr Lohn

Die Gewerkschaften riefen die Frauen zu Aktionen auf der Strasse auf. «Respekt, mehr Lohn und mehr Zeit» forderten unter anderen Unia, Syna und Syndicom. Für den ganzen Mittwoch und auch am Abend waren in zahlreichen Städten der Schweiz Aktionen geplant.

Dass die Lohnforderung der Gewerkschaften nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt eine Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach hat die Schweiz in einem internationalen Ranking der Gleichstellung im Beruf innert Jahresfrist sechs Plätze eingebüsst und landet noch auf Rang 20 der 33 untersuchten OECD-Länder.

AFP/SDA/nag